St. Moritz/Winterberg. Charlotte Candrix, Bobpilotin des BSC Winterberg, gewinnt bei der JWM Gold im Zweierbob. Was das mit Laura Nolte zu tun hat.
Dieses Grinsen, das sich irgendwann einstellte, wollte einfach nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen. Mehr noch: Es hatte den Anschein, als würde es nach der Zielankunft und während sowie nach der Siegerehrung breiter und breiter. „Es ist traumhaft schön hier“, sagte Charlotte Candrix nach dem „Finale“ der Junioren-Weltmeisterschaft in St. Moritz – und die Goldmedaille, die am Hals der jungen Bobpilotin des BSC Winterberg hing, krönte alles.
Gold auch in U23-Wertung
Gemeinsam mit ihrer Anschieberin Cynthia Kwofie gewann Candrix, die vor diesem Winter vom TuS Hachenburg zum BSC wechselte, bei der Junioren-Weltmeisterschaft in der Schweiz die Goldmedaille vor ihren Teamkolleginnen Diana Filipszki/Lauryn Siebert (WSV Königssee/BSC Winterberg), die nach den zwei Läufen 0.53 Sekunde Rückstand hatten. Auf Rang drei fuhren Debora Annen/Julie Maria Leuenberger (Schweiz/+0.73). Gold in der U23-Wertung ging ebenfalls an Candrix/Kwofie, hier vor Annen/Leuenberger (+0.73) und den Rumäninnen Popescu/Sarbu (+2.00).
- Winterberg: Charlotte Candrix fährt als Mitfavoritin zur JWM
- Leonie Fiebig: Pilotin verletzt! WM in Winterberg in Gefahr?
- Laura Nolte: Darum ist sie nach St. Moritz-Sieg so emotional
„Ich bin mega zufrieden“, sagte die 19-jährige Pilotin, die aus Alpenrod in Rheinland-Pfalz stammt, nach dem Wettbewerb im Engadin, den sie mit einem vierten Platz im Monobob (Rang drei in der U23-Wertung) eröffnet hatte. „Ich bin stolz auf die gesamte Teamleistung“, ergänzte Candrix, „denn meine Anschieberin Cynthia gehört natürlich dazu.“
Starts auf Weltcup-Niveau
Bereits im Vorfeld der JWM sprach zum Beispiel Michael Wenzl vom BSC Winterberg davon, dass Candrix das Zeug habe, in die Fußstapfen der BSC-Olympiasiegerin Laura Nolte zu treten, obwohl diese mit ihren 25 Jahren längst noch nicht am Ende ihrer Karriere angekommen sei - im Gegenteil. Wie groß das Potenzial des Duos Candrix/Kwofie allerdings tatsächlich ist, stellten die jungen Damen in St. Moritz besonders am Start unter Beweis.
5.58 Sekunden und 5.59 Sekunden stoppte die Uhr jeweils für die späteren Junioren-Weltmeisterinnen. „Das sind Startzeiten, die nah an den Weltcup-Leistungen sind“, sagte Junioren-Nationaltrainer Andreas Zschocke. „Charlotte hat eine hevorragende Leistung gezeigt und verdient gewonnen“, ergänzte er. Der Vergleich mit Nolte/Schuten, die vor gut einer Woche den Weltcup im Zweierbob in St. Moritz gewannen, bestätigt seine Start-Aussage. 5.58 Sekunden und 5.53 Sekunden benötigte das Top-Duo für die ersten Meter im Natureiskanal. 5.52 Sekunden war die Top-Startleistung im Weltcup.
Lob für Professionalität
„Ich bin total begeistert und stolz auf das, was Charlotte abliefert“, erklärte Michael Wenzl nach dem Gold-Triumph der Pilotin bei der JWM. „Es ist mehr als bemerkenswert. Sie ist eine sehr sympathische Sportlerin, die sich super auf ihre Arbeit fokussiert und in dem Alter schon hochprofessionell unterwegs ist“, sagte er, um erneut zu ergänzen: „Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch sehr viel von ihr sehen und hören werden.“
Ärgerliche Premiere
In den vergangenen Jahren hätte sich Charlotte Candrix mit der Goldmedaille bei der Junioren-Weltmeisterschaft auch ein Startrecht bei der „großen“ Weltmeisterschaft gesichert. Doch nach einer umstrittenen Entscheidung einer Verbands-Kommission im vergangenen Sommer ist dies nun nicht mehr der Fall. Candrix dürfte die Heim-WM in Winterberg (19. Februar bis 3. März) also nur als Zuschauerin oder Spurbob erleben.
Die so Gelobte sah die Grundlage für JWM-Gold ebenfalls in den Startzeiten. „Wir haben zwei Top-Starts hingelegt“, sagte Candrix, die bereits bei ihrer JWM-Premiere 2022 in Innsbruck Bronze im Zweierbob (mit Vanessa Mark als Anschieberin) gewann. Vor Jahresfrist in Winterberg folgte Rang zwei im Monobob sowie ein weiterer dritter Platz im Zweierbob (mit Kwofie). Die U23-Wertung gewann Candrix im Hochsauerland jeweils.
2021 geht Gold auch nach Winterberg
In St. Moritz gab sie ihren Startvorsprung im Eiskanal nicht mehr ab und raste mit einem Top-Speed von etwa 139 km/h zur Goldmedaille. „Ich hatte einfach Spaß beim Fahren. Ich bin mit einem Lächeln runtergefahren. Es war – verrückt“, sagte die BSC-Pilotin, deren Grinsen beim Blick auf die Ergebnisliste der Junioren-Weltmeisterschaft 2021 in St. Moritz noch breiter werden dürfte. Damals stand ganz oben auf dem Podest: Laura Nolte.