Sauerland. Mit dem FC Bayern München gastierte Franz Beckenbauer 1994 zu einem Spiel in Hüsten. Unser Mitarbeiter Heinz Heinemann erinnert sich.

Es war schon ein außergewöhnlicher Tag für das Sauerland. Am Samstag, 29. Januar 1994, kam der FC Bayern München mit Franz Beckenbauer zu einem Freundschaftsspiel ins Stadion Große Wiese nach Arnsberg-Hüsten. Der „Kaiser“ hatte erst im Dezember 1993 das Traineramt von Erich Ribbeck mit dem Ziel übernommen, die Bajuwaren zur Deutschen Meisterschaft zu führen, was ihm dann im Mai 1994 auch gelang.

Bayern mit Top-Truppe

Dass der FC Bayern dann mit der fast besten Truppe, unter anderem mit den Nationalspielern Lothar Matthäus, Mehmet Scholl und Thomas Helmer, gegen eine von Uli Nieswand zusammengestellte HSK-Auswahl antrat, war schon außergewöhnlich. Der FCB gewann das Spiel im Übrigen vor 4000 Zuschauern mit 12:0. Neben Uli Nieswand und mir gehörte auch Jochen Bendig zum Organisationsteam.

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Als der Bus des FC Bayern vor dem Stadion vorfuhr, hatten Jochen Bendig und ich die Aufgabe, die Bayern zu empfangen. Und wer stieg zuerst aus dem Bus? Natürlich die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, Franz Beckenbauer. Danach kamen Uli Hoeneß und Klaus Augenthaler als Co-Trainer. Der „Kaiser“ reichte mir die Hand und fühlte offenbar, dass ich ganz schön nervös war. Er verwickelte mich sofort in ein kleines Gespräch und teilte mir mit, dass auch er eine ganz gewöhnliche Person sei und ich nicht in Ehrfurcht erstarren solle.

Beckenbauer gibt geduldig Autogramme

Beim Warmmachen der Spieler wurden von Franz Beckenbauer und den übrigen Verantwortlichen Autogrammwünsche ohne Widerworte erfüllt. Insgesamt präsentierten sich die Bayern in Hüsten als „Mannschaft zum Anfassen“, wie die Westfälische Rundschau titelte. Fritz Dülberg von der Westfalenpost schrieb: „Bayern wirbeln und betreiben Werbung“.

„Danke Franz“

Im Gedenken an Franz Beckenbauer bekommt die Münchner Allianz Arena eine Sonderbeleuchtung. Wie der FC Bayern mitteilte, wird das Stadion in den Abendstunden von 16.30 Uhr bis 23 Uhr mit dem Schriftzug „Danke Franz“ erstrahlen. Die Beleuchtung wird zum Ausklang auch am Freitag beim Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim zu sehen sein. Die deutsche Fußball-Ikone und Bayern-Legende Beckenbauer war am Sonntag mit 78 Jahren gestorben.

Den Rasen betrat Franz Beckenbauer nicht. Stattdessen schrieb er freundlich und mit einer Engelsgeduld seinen Namen auf Papier, Fahnen, Trikots und allerlei Textil. Natürlich fragte auch ich mit meinen Bayern-Freunden Martin Klaholz und Reinhard Schneidermann nach einem gemeinsamen Foto. Beckenbauer sagte ja und bat uns, dass wir uns hinter ihn stellen sollten. Ich legte noch zaghaft meine linke Hand auf seine rechte Schulter. Es war ein einmaliges Erlebnis.

Beckenbauer: „Schleichts Euch“

Dann gingen die Spieler zur Besprechung in die Kabine. Der Fanklub-Vorsitzende Peter Tilli aus Brilon hatte dann die glorreiche Idee, die Bayern in der Kabine zu besuchen. Er, Klaus Weber und ich gingen also hinein. Doch plötzlich hörten wir Beckenbauers ernste Stimme: „Ja mei, was wollts ihr denn hier? Schleichts Euch. Ihr habt hier nichts zu suchen.“

Die damalige Nummer der Mutter lautete 089 308 73 73.
Peter Tilli - Fanklub-Vorsitzender

Beim anschließenden Spiel beobachte Beckenbauer seine Kicker während der 90 Minuten mit dem gewohnten Feldherren-Blick. „Franz Beckenbauer erwartet auch in solchen Begegnungen von seinen Spielern ein echtes Engagement“, ließ der damalige Manager Uli Hoeneß wissen. Dieses einmalige Erlebnis blieb jedem im Kopf. Es war übrigens auch der einzige Auftritt Beckenbauers als Spieler oder Trainer im Hochsauerlandkreis.

Besonderes Verhältnis zur Mutter

Peter Tilli pflegte darüber hinaus ein ganz besonderes Verhältnis zur Mutter von Franz Beckenbauer. Er rief sie des Öfteren an. „Die damalige Nummer lautete 089 308 73 73“, sagte Peter Tilli jetzt, ohne lange zu überlegen, und fügte noch lachend hinzu: „Sie war sehr nett. Zum Abschluss habe ich ihr immer gesagt, sie solle ihrem Sohn Franz schöne Grüße bestellen. Das hat sie wohl auch gemacht – aber Grüße zurück kamen nie.“