Siegen. Am 3. Oktober 1982 erlebt das Leimbachstadion ein großes Fußballfest. Der „Kaiser“ ist mit der WM-Elf von 1974 hier. Wir erinnern uns.
Es war die zehnte Folge der Frank-Elstner-Show „Wetten, dass...“ am 15. Mai 1982 in der Siegerlandhalle. Neben Star-Designer Luigi Colani, TV-Moderation Barbara Dickmann und Entertainer Rainer Holbe gehörte „Kaiser“ Franz Beckenbauer, akribisch am Zeichenbrett von Otto Waalkes skizziert, zu den Wettpaten. Damals wurde noch nicht auf der später bei Moderator Thomas Gottschalk berühmt gewordenen Couch Platz genommen, sondern auf weiß getünchten Drehstühlen. Und die Fußball-Fans drückten an den Fernsehschirmen und in der Halle dem Military-Reiter Karl Schulz die Daumen, dass er länger beim „Bullenreiten“ auf dem elektrischen Gerät durchhält als sein Herausforderer.
Alle Tickets schnell weg
Ich weiß noch, wie wir alle zu Hause mitzitterten, dass Franz Beckenbauer seine Wette doch besser verlieren als gewinnen möge. Denn ein solches fußballerisches Ereignis wäre für die „Provinz voll Leben“, aber eben abseits des großen Fußballs, ein wahres Geschenk. Lediglich eine Sekunde gab letztlich den Ausschlag, dass die Fußball-Ikone seine Wette verlor, er seinen Wetteinsatz einlösen musste. Und so erlebten fast 25.000 Zuschauer im Siegener Leimbachstadion am 3. Oktober 1982 das wohl größte Fußballfest, dass hier jemals über die Bühne gegangen ist. Die Weltmeister von 1974 traten an gegen eine Siegerlandauswahl. Mit dabei unter anderem Wolfgang Overath, Sepp Maier, Gerd Müller, Uli Hoeneß, Jürgen Grabowski, Rainer Bonhof und Berti Vogts. Einer aber mobilisierte die Massen, löste einen wahren Run auf die Tickets aus: Franz Beckenbauer, damals 37 Jahre alt. Schon ein paar Tage nach Festlegung des Spieltermins und des Vorverkaufs waren alle Eintrittskarten vergriffen. Die 24.728 Besucher bedeuten übrigens bis heute den Zuschauer-Rekord für das Oval im Oberen Leimbachtal.
Ich erinnere mit auch nach mehr als 40 Jahren an diesen Tag, als die in den schwarz-weißen Nationalmannschaftsfarben gewandeten Weltmeister von Franz Beckenbauer auf den Rasen geführt wurden. Spannend war schon allein, wen der „Kaiser“ alles für den guten Zweck mobilisieren, wer acht Jahre nach dem WM-Triumph von München dabei sein konnte. Auf jeden Fall machten die Beckenbauer und Co. hier kein lockeres Spielchen, wenn auch Sepp Maier im Tor mit seinen Späßchen mit Kuhglocke und Seppl-Hut zur Erheiterung beitrug. In Sachen Fußball verstanden die Weltmeister nämlich keinen Spaß, gewannen gegen die Siegerland-Auswahl mit 10:2. An Franz Beckenbauer an diesem Tag heranzukommen, war so gut wie unmöglich. Umlagert von kleinen und großen Autogrammjägern, waren nach dem Schlusspfiff ganze Trauben von Fans um ihn versammelt. Beim Gang über die Treppe hinauf zum damals noch genutzten Umkleidetrakt auf der Dammkrone musste ihn die Polizei eskortieren.
Es war der Tag mit dem „Kaiser“, der im Verlauf der nächsten Jahre eine besondere Beziehung Franz Beckenbauers zu den Siegenern begründete. Der frühere Präsident der Sportfreunde Siegen, Manfred Utsch, vertiefte die guten Kontakte, machte die „Lichtgestalt“ zum Vereinsmitglied und Gönner. Gut zehn Jahre später war Franz Beckenbauer noch einmal in der Krönchenstadt zu Gast, diesmal als Ehrengast bei einem Jugendtag der Sportfreunde.