Winterberg. Die Darts-Karriere von Joshua Hermann (Winterberg) nimmt mehr und mehr Fahrt auf. So lief die Junioren-WM. Seine WM-Prognose.

Ein einziges Gespräch, besser: ein einziger Satz – kann manchmal den Himmel auf Erden bedeuten. Vielleicht war es bei Joshua Hermann in diesem Moment nicht ganz so arg, aber als Luke Humphries den jungen Winterberger während eines Turniers von sich aus ansprach, hüpfte das Herz vor Freude. Und was die Nummer drei der Darts-Welt ihm erzählte, zauberte Hermann endgültig ein breites Grinsen ins Gesicht.

Hermann: Bestes Wochenende der Karriere

„Er sagte, dass ich so weitermachen solle“, erzählte der 20-jährige Sauerländer, der sich seit Jahren mit großer Leidenschaft und Akribie dem Darts-Sport verschrieben hat. Dass Hermann nun sogar Humphries auffiel, der als Mitfavorit in die seit Freitag laufende Darts-WM im legendären Alexandra Palace in London geht, liegt vermutlich am besten Wochenende, welches „The Phantom“ in seiner bisherigen Karriere erlebte.

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Und das erlebte er – obwohl er einige Wochen zuvor einen herben Rückschlag erlitt. „Ich hatte das Gefühl, wirklich gut drauf zu sein“, erzählte Hermann über seine vorherigen Auftritte im Rahmen der so genannten Development Tour des prestigeträchtigen Dartsverbandes PDC. Allerdings brach sich der Winterberger dann den rechten Mittelhandknochen, so dass er einige Wochen keinen Pfeil mehr in die Hand nehmen durfte – und auch nicht konnte.

Atmosphäre nicht wie im „Ally Pally“

„Meine Qualifikationschancen für die PDC Junioren-Weltmeisterschaft waren rapide gesunken“, sagte er zurückblickend. Dass er nach seiner Genesung trotzdem nach England flog, um am letzten Qualifikationswochenende teilzunehmen, verstand sich von selbst. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich einen guten Touch hatte“, sagte er. Und als ihm jemand mitteilte, dass die Quali für die Jugend-WM plötzlich doch wieder zu Greifen nah wäre, „habe ich mir gesagt: Jetzt will ich das auch schaffen“.

Er kann die erste und zweite Runde gewinnen und dürfte dann auf Luke Humphries treffen. Dieses Duell will ich unbedingt sehen.
Joshua Hermann

Hermann buchte das Ticket – und erlebte ein WM-Flair, das nicht mit der bekannten Atmopshäre aus dem „Ally Pally“ zu vergleichen ist. In Milton Keynes gingen die Spiele der U24-Darter ohne Publikum und an einem Wochenende über die Bühne. Den jungen Sauerländer störte das nicht: Er war einer von vier Deutschen, insgesamt starteten neun, welche die Gruppenphase überstanden und in die Runde der letzten 32 einzogen.

Einer der besten U24-Spieler der Welt

„Ich traf auf einen Gegner, der schon bei den Profis spielt und bin ausgeschieden“, sagte Hermann, dem es damit wie seinen Landsmännern erging. „Vom Gefühl her wäre mehr drin gewesen“, erklärte er, um zu ergänzen schmunzelnd: „Aber bei diesem Turnier einer der besten 32 U24-Spieler der Welt gewesen zu sein, ist auch ziemlich cool.“

Joshua Hermann (Winterberg) beim Wurf auf die Darts-Scheibe.
Joshua Hermann (Winterberg) beim Wurf auf die Darts-Scheibe. © Redaktionsbüro Textzeit, Ralf Hermann

Seine ohnehin vorhandene Motivation, irgendwann einmal auf der großen WM-Bühne im „Ally Pally“ zu stehen, wurde durch diesen Erfolg bestätigt. Auf eine deutsche Überraschung wie sie vor Jahresfrist Gabriel Clemens bei der WM gelang, setzt Hermann dieses Mal allerdings nicht. „Ich werde natürlich fast alle Spiele der WM auf welche Art und Weise auch immer verfolgen“, sagte der noch in Marburg Jura studierende Nachwuchsdarter: „Aber die Auslosung für die Deutschen ist schon schwer.“

Voller Terminkalender

Über die Hälfte der Wochenenden des kommenden Jahres sind in Joshua Hermanns Kalender bereits mit Darts-Terminen verplant. Der Winterberger spielt die Development Tour, die Challenge Tour, Qualifikationsturniere zur European Tour und auch die Next-Generation-Tour. Die Tourkarte zu letzterer erhielt Hermann jetzt ganz aktuell. Am 23. Dezember startet der Sauerländer bei einem Turnier in Gevelsberg, die nächste so genannte Q-School ist vom 8. bis 11. Januar 2024.

Er traut einzig Martin Schindler zu, ins Viertelfinale einzuziehen. „Ich freue mich natürlich, wenn mich die anderen Lügen strafen“, sagte er lachend. Besonders wird Joshua Hermann die Auftritte von WM-Debütant Ricardo Pietreczko verfolgen, der beim European Tour Event in Hildesheim im Oktober bereits ein PDC-Turnier gewann und zum WM-Auftakt am 19. Dezember mit Mikuru Suzuki, der derzeit drittbesten Dartsspielerin der Welt, eine lösbar wirkende Aufgabe hat.

Senkrechtstarter „Pikachu“

„Wir sind auch privat gut bekannt“, sagte Hermann über den Senkrechtstarter „Pikachu“. Und: „Er kann die erste und zweite Runde gewinnen und dürfte dann auf Luke Humphries treffen. Dieses Duell will ich unbedingt sehen“, ergänzte der Winterberger. Humphries... da war schließlich was.