Whistler/Winterberg. Nach dem Sieg im Weltcup stand für Degenhardt/Rosenthal in Whistler/Kanada eine historische Herausforderung an. So wurde diese gelöst.

Sie sind zweifache Weltmeisterinnen und mittlerweile erfahrene Weltcup-Rennrodlerinnen. Doch diese Herausforderung war neu für Jessica Degenhardt (RRC Altenberg) und Cheyenne Rosenthal (BSC Winterberg). Denn zum Abschluss des Rennwochenendes im kanadischen Whistler, auf der schnellsten Bahn der Welt, waren sie nicht mehr nur für sich alleine verantwortlich. Unter ihren Kufen lag sozusagen das Schicksal des deutschen Teams. Allerdings lösten Degenhardt/Rosenthal auch diese Aufgabe mit Bravour.

Premiere für das Damen-Doppel

Denn der erste Team-Sieg des Winters ging souverän mit über einer halben Sekunde Vorsprung an das deutsche Sextett vor Österreich (+0,550) und den USA (+0,646). Den Haken hinter den Erfolg machte: das Damen-Doppel Degenhardt/Rosenthal. Julia Taubitz, Max Langenhan und das Herren-Doppel Tobias Wendl/Tobias Arlt hatten ihre Jobs bereits erledigt, waren den Olympia-Eiskanal von 2010 fast fehlerfrei hinabgefahren und hatten sich auch beim Schlagen der Wechselklappe keine Patzer geleistet.

So jubelten Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal (BSC Winterberg) nach ihrem ersten Weltcupsieg in dieser Saison.
So jubelten Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal (BSC Winterberg) nach ihrem ersten Weltcupsieg in dieser Saison. © The Canadian Press via AP | Darryl Dyck

Deutschland führte also, als Degenhardt/Rosenthal in die Bahn geschickt wurden. Die 21-Jährige vom RRC Altenberg und ihre 23-jährige Partnerin aus dem Sauerland behielten die Nerven. Selbst Österreichs Top-Rodler Wolfgang Kindl sagte: „Die Deutschen waren heute zu stark, das muss man neidlos anerkennen.“ Dass ein Damen-Doppel zum ersten Mal zur Teamstaffel gehörte, war dem jungen Duo nicht anzumerken. Im Ziel gab es gemeinsamen Jubel.

Gala-Auftritt in Whistler

Schließlich krönte der Staffelsieg einen Gala-Auftritt der deutschen Rennrodler in Kanada, wo 2025 die Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Im Damen-Einzel gab es sogar einen Dreifach-Erfolg: Die Gesamtweltcup-Siegerin Julia Taubitz gewann vor Weltmeisterin Anna Berreiter und Merle Fräbel. „Das ist schon richtig cool und macht Freude auf mehr“, sagte Julia Taubitz, die bei der WM-Generalprobe für 2025 zweimal die Bestzeit geschafft hatte.

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Zum Auftakt des Weltcups hatte der WM-Zweite Max Langenhan seine Erfolgsserie fortgesetzt. Wie schon vor einer Woche in Lake Placid siegte der 24-Jährige im Einsitzer vor Weltmeister Jonas Müller aus Österreich. Im Männer-Doppelsitzer setzten sich die sechsmaligen Olympiasieger Tobias Wendl und Tobias Arlt vor den Österreichern Thomas Steu und Wolfgang Kindl durch.

Eitberger/Schirmer auf Rang zwei

Für den vierten Sieg sorgten Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal im Damen-Doppel. Bis zum dritten Rennen mussten die amtierenden Weltmeisterinnen warten, ehe sie den ersten Weltcupsieg in der aktuellen Saison bejubeln durften. Nach zwei fünften Plätzen zum Auftakt in Lake Placid/USA freuten sich die Rennrodlerinnen über ihren Erfolg in Whistler/Kanada aber umso mehr, da er nunmal als gutes Omen taugen könnte.

Weltcup in Winterberg

Nach der Rückkehr von der Nordamerika-Tour steht bei den deutschen Rennrodlern die Weihnachtspause an. Weiter geht es im Weltcup am 6./7. Januar 2024 in der Veltins-EisArena in Winterberg. Am 27./28. Januar geht die Weltmeisterschaft in Altenberg über die Bühne, wo Degenhardt/Rosenthal ihren Titel verteidigen wollen. „Ich bin dort groß geworden und habe das Rodeln gelernt. Ich empfinde es weniger als Belastung, sondern freue mich darauf, dass viele kommen werden“, sagte Degenhardt über ihre „Heim-WM“.

„Es war super. Wir hatten ein paar Kleinigkeiten drin, haben uns auf der Bahn aber sehr wohl gefühlt“, sagte Jessica Degenhardt nach dem Erfolg. Auf den zweiten Platz verwiesen Degenhardt/Rosenthal die aufstrebende nationale Konkurrenz Dajana Eitberger/Saskia Schirmer (+0.080). Platz drei erreichten die Italienerinnen Andrea Vötter/Marion Oberhofer (+0.095).

Der Sieg kam für uns aber auch etwas überraschend, weil die Zeitabstände im Training größer waren.
Cheyenne Rosenthal

„Wir haben am Start unsere Stärken gezeigt und konnten das auch ins Ziel bringen“, resümierte Degenhardt die zwei Läufe, in denen dem Doppel zweimal die Bestzeit am Start gelang. Bereits zum Saisonauftakt in Lake Placid hatten sich Degenhardt/Rosenthal im erstmals ausgetragenen Startwettkampf den Sieg geholt und ihre Qualitäten gezeigt.

Vorfreude erfüllt sich

„Trotz allem kam der Sieg für uns aber auch etwas überraschend, weil die Zeitabstände im Training doch etwas größer waren“, sagte Rosenthal noch. Wie dem auch sei: Nach den beiden fünften Plätzen im „normalen“ Weltcuprennen und im Sprint in Lake Placid gelang dem Duo in Whistler der erste Saisonsieg. „Jetzt freuen wir uns auf die Teamstaffel“, sagte Rosenthal - zurecht.