Vechta-Oythe. Die Zweitliga-Volleyballerinnen des RC Sorpesee verkaufen sich beim Tabellenersten teuer. Wieso ihr Coach nachher angeschlagen ist.

Auf der abendlichen Fahrt zurück aus dem niedersächsischen Vechta-Oythe klang Cheftrainer Julian Schallow durchaus niedergeschlagen, als er über das Auswärtsspiel seiner Zweitliga-Volleyballerinnen beim Spitzenreiter VfL Oythe sprach. Der RC Sorpesee hatte nach vier 3:0-Siegen in Folge bei der bisherigen Übermannschaft der 2. Bundesliga Nord der Frauen erstmals wieder eine Partie verloren, doch die 1:3 (29:31, 25:20, 13:25, 22:25)-Pleite zeigte in ihrer tieferen Analyse auch, dass der Aufsteiger aus dem Sauerland einen weiteren Entwicklungsprozess durchgemacht hat.

Er wolle sich nun erst mal „in Voltaren legen“, sagte Schallow während seiner Analyse und spielte dabei darauf an, dass nicht nur einige seiner Spielerinnen schon vor der Partie angeschlagenen gewesen waren oder aber danach, sondern auch der Coach selbst. Das Spiel war ein Kraftakt gewesen. Insbesondere die ersten beiden Sätze hatten die volle Mitwirkung des erfahrenen Trainers von draußen aus bedurft, denn sein junges Team verlangte dem in dieser Saison so überaus souveränen VfL Oythe alles ab. Drei Satzbälle vergaben die Langscheideirnnen im umkämpften ersten Durchgang, den schließlich der VfL mit 31:29 für sich entschied. „Das war leider auch schon ein wenig der Knackpunkt für uns. Wir haben aus guten Chancen Satzbälle nicht verwertet, das war ein denkbar blöder Start, weil wir lange Zeit dominiert hatten“, sagte Julian Schallow.

Schon im zweiten Abschnitt wurden die großen Mühen der Gäste aber belohnt. Vor allem das erfolgreiche Baggern verschaffte dem RCS eine Führung, die starken Oyther Aufschläge wurden abgefangen und durch vielfältiges Angriffsspiel zu Punkten verwertet. Der verdiente Lohn: Mit dem 25:20 glichen die Gäste zum 1:1 nach Sätzen aus und schafften es als erst zweiter Gegner des VfL in dieser Saison überhaupt, dem Team aus Niedersachsen einen Durchgang abzunehmen (vorher nur Team 48 Hildesheim bei der 1:3-Niederlage am zweiten Spieltag). Anstatt das Selbstbewusstsein jedoch endgültig in gewinnbringende Euphorie umzumünzen, drehte sich das Spiel in Abschnitt drei komplett. Schnell lag der RC Sorpesee mit 0:5 und dann 3:10 zurück – und kam nicht mehr heran. Nach dem 13:25 aus RCS-Sicht führen die Gastgeberinnen mit 2:1.

RC Sorpesee mobilisiert in Oythe alle Kräfte

Im vierten Abschnitt mobilisierten die Spielerinnen von Julian Schallow dennoch alle Kräfte. Der bewusst mit einem kleinen Kader angetretene Gast – auch die zweite Mannschaft war im Einsatz und sollte nicht geschwächt werden – lieferte sich einen intensiven Fight. Von 10:16 kämpfte sich der RCS auf 15:16 heran, „danach ging es hin und her“, sah Julian Schallow endlich wieder eine offene Partie. Aus Sicht der Sauerländerinnen kamen dann auch zwei Schiedsrichter-Entscheidungen hinzu, „die unglücklich waren und für uns zur Unzeit kamen“. Julian Schallow: „Am Ende ist es natürlich deprimierend, dass wir mit null Punkten nach Hause fahren. Wir haben in der Konstellation alles gegeben, aber das hat leider nicht gereicht.“

Und dennoch: Für den im Mittelfeld der Tabelle platzierten RC Sorpesee läuft es trotz dieses Rückschlags in dieser Saison in der 2. Bundesliga Nord bislang äußerst gut. Der Aufsteiger habe „keine perfekte eigene Leistung“ gezeigt, jedoch bei einem starken Gegner verloren, sagte Julian Schallow. Und der Coach blickte sofort voraus: „Wir müssen jetzt wieder den Turnaround schaffen und am besten die nächste positive Serie starten.“

RC Sorpesee: Henkies, Victoria Vornweg, Schiewaldt-Escobar, Bastert, Vanessa Vornweg, Brenscheidt, Zimmer, Spreyer, Emig, Freiburg.

Maria Schiewaldt-Escobar und ihr Team geben im Duell mit dem Spitzenreiter alles. 
Maria Schiewaldt-Escobar und ihr Team geben im Duell mit dem Spitzenreiter alles.  © Ralf Litera

Das war leider auch schon ein wenig der Knackpunkt für uns.
Julian Schallow, Trainer des RC Sorpesee, über den mit 29:31 verlorenen ersten Satz