Sauerland. Der Fußballkreis HSK hat einen Spieltag der F-Junioren-Fußballer abgesetzt – um ein Zeichen zu setzen. Die Debatte um die Reformen geht weiter.

„Die Botschaft ist angekommen – und die Diskussion entfacht“, sagt Mark Dessel-Scheriau. Der Koordinator Spielbetrieb im Kreisjugendausschuss (KJA) des Fußballkreises Hochsauerlandkreis hatte vor wenigen Tagen gegenüber dieser Zeitung mit klaren Worten erklärt, warum der KJA den kürzlich vorgesehenen Spieltag für heimische F-Junioren-Fußballer abgesagt hatte. Die Begründung: Aus Sicht des Fußballkreises setzen sich noch viel zu oft heimische Trainer und Vereine über die neuen Regeln im Kinderfußball hinweg – obwohl diese in den Durchführungsbestimmungen bereits seit der vergangenen Spielzeit klar verankert sind.

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Auch die Ankündigungen von möglichen Sanktionen bei weiterer Nichtbeachtung wie Geldstrafen oder gar Ausschlüssen vom Spielbetrieb erzeugten ein Echo – und sorgten dafür, dass es im Kinderfußball im HSK weiter mächtig brodelt.

Das sagt der Fußballkreis Hochsauerlandkreis zur aktuellen Situation

Natürlich sei es allein personell nicht möglich, „dass wir als Kreis bei allen F-Junioren-Trainings und -Spielen vor Ort sind“, erklärt Mark Dessel-Scheriau im neuerlichen Gespräch mit dieser Zeitung. Gleichwohl sei der momentane Eindruck, der sich im KJA verfestigt hat, klar: „Etwa ein Drittel der Vereine spielt nach den neuen Regeln, etwa zwei Drittel noch nicht. So empfinden wir das. Wir müssen aber die Vorgaben des DFB umsetzen.“ Bei insgesamt 32 Vereinen in der Altersklasse der F-Junioren im HSK sei dies eine Quote, die Sorgen bereite.

Wie berichtet, wird in dieser Altersklasse in Turnierform gespielt, zumeist im Drei gegen drei oder Vier gegen vier. Gespielt werden soll mit drei oder vier Teams „an einem Spielort – jeder gegen jeden“. Die Einbindung auch leistungsschwächerer Spieler, mehr Ballkontakte, mehr Tore, mehr Dribblings – und keineswegs der Wegfall von Erlebnissen wie Siegen oder Niederlagen gehen mit den Reformen einher. „Trotzdem scheint da in einigen Klubs eine Angst vor Veränderung zu bestehen. Wir sind jedenfalls immer offen und gesprächsbereit und wollen helfen“, so Dessel-Scheriau.

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Die Absetzung des jüngsten Spieltages vor den Herbstferien sahen die Verantwortlichen des Fußballkreises als notwendiges „Zeichen“ an. Die Verpflichtungserklärung, in deren Zuge die Vereine nun bis zum Freitag, 13. Oktober, formal zusagen sollen, die neuen Spielformen umzusetzen, sei bereits per E-Mail an die Klubs verschickt worden, erklärt der Funktionär. „Bislang haben wir zwei ausgefüllt zurückbekommen“, sagt Mark Dessel-Scheriau. Wer sich nicht verpflichte, dem drohe der Ausschluss vom Spielbetrieb, wer zusage und dann trotzdem anders spielen lassen, dem drohe eine Geldstrafe.

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Bereits unterschrieben und zurückgeschickt hat die Verpflichtung der SV Brilon für seine Mannschaften in der F-Jugend. Bis in vergangenen Saison hatte Björn Zimmermann beim SVB diese Altersklasse trainiert, nun ist er bei den E-Junioren als Coach aktiv. „Ich stehe total hinter diesen Ideen. Bei mir spielen alle auf kleinem Raum und suchen auch das Dribbling, so, wie sie es in der F-Jugend gelernt haben. Die Kinder verfolgen trotzdem einen Leistungsgedanken, auch wenn es keine Tabellen gibt“, erklärt der Trainer. Ergebnisse und Tabellenstände seien seiner Erfahrung nach ohnehin viel wichtiger für die Erwachsenen. „Wenn die Eltern eines jungen Fußballers dann nicht mehr am Abendbrottisch mit dem Sieg ihres Kindes angeben können, ist aus meiner Sicht nichts verloren“, sagt Zimmermann und schmunzelt.

Vereinsvertreter aus dem Sauerland äußern sich

Als Coach eines Jungjahrgangs in der E-Jugend, in der auf größere Tore mit mehr Spielern gespielt wird, leide sein Team jedoch aktuell unter den Neuerungen. „Ich würde mir hier ebenso Torverkleinerungen wünschen, denn aktuell wird oft ein langer Ball nach vorne gespielt, den dann jemand vorne ins Tor schießt. Das ist nicht im Sinne des Fußballs. Wir sind da eben in einer Übergangsphase“, sagt er.

Bislang möchte kein Jugendtrainer oder Verantwortlicher offen erklären, wieso die Maßnahmen noch nicht vollends umgesetzt werden. Nach Informationen dieser Zeitung hat es aber auch am eigentlich zwangsweise spielfreien Wochenende vor dem Start der Herbstferien inoffizielle Spiele bei den F-Junioren gegeben – das Problem der noch fehlenden Akzeptanz der Reformen besteht also weiterhin.

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Rene De Oliveira Kessler ist im Vorstand der Fußball-Abteilung des SSV Meschede aktiv und Ansprechpartner für den Juniorenfußball. „Wir sträuben uns nicht gegen das neue System“, sagt er, „aber mich stört es sehr, dass der Kreis mit der Spieltagsabsetzung eine Kollektivstrafe gegenüber allen Vereinen ausgesprochen hat.“ Auch das Unterschreiben einer Verpflichtungserklärung sieht er kritisch: „Wir müssen prüfen, ob so ein Dokument überhaupt rechtens ist.“ Der vom KJA angekündigte außerordentliche Staffeltag, in dessen Zuge die Vorzüge der Neuerungen für die sieben- bis achtjährigen Fußballer erneut beworben und besprochen werden sollen, hätte „vorgezogen werden müssen, ehe man die Vereine bestraft“, so De Oliveira Kessler.

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Zu diesem Treffen werde es noch vor dem nächsten F-Junioren-Spieltag (Samstag, 21. Oktober) kommen, verspricht Mark Dessel-Scheriau, die Klubs würden dazu zeitnah eingeladen. Dass die Umsetzung der Reformen gelingen kann, zeigt der Blick in der benachbarten Fußballkreis Soest. „Wir haben auch Skeptiker gehabt, die Neuerungen aber frühzeitig umgesetzt und können jetzt sagen: Die Spielformen kommen sehr gut an“, sagt Erich Kreyenbrink, Vorsitzender des KJA.