Sauerland. Weil im Jugendfußball zu früh auf das Ergebnis gesetzt wird, steigen immer mehr junge Kicker aus – und das auch in immer jüngeren Jahren.

Dass der Jugendfußball im ländlichen Bereich mit großen Problemen zu kämpfen hat, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Viel überraschender dürfte eine Erkenntnis sein, die Prof. Dr. Reiner Theis von der Universität Koblenz in einer Untersuchung festgestellt hat. In einer Studie kam der Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass sich junge Fußballer immer früher vom Vereinssport abwenden. Gerade im Fußball sei diese Entwicklung laut Theis bedenklich – und hausgemacht sei sie ebenfalls.

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Das Phänomen, dass Reiner Theis in seiner Studie untersuchte, nennt sich „Drop-Out“-Problematik. Der englische Begriff steht in diesem Zusammenhang für Aussteiger im Jugendfußball. Laut der Studie von Theis sind diese in den vergangenen Jahren nämlich immer jünger geworden. Nachwuchsfußballer hören nicht mehr, so wie bisher weitläufig angenommen, in oder nach der Pubertät mit dem Fußball auf. Inzwischen ist das Alter für Aussteiger beim Fußball vor die Pubertät gerutscht. „Das liegt daran, dass immer früher begonnen wird. Inzwischen spielen die Kinder mit vier oder fünf Jahren ja bereits organisiert“, sagt Reiner Theis.

Erlebnis statt Ergebnis

Vor allem die Leistungsorientierung sei gerade im Kinderfußball vollkommen fehl am Platze und sorge dafür, dass Kinder und Jugendliche früher den Spaß am organisierten Fußball in Vereinen verlieren. „Wenn ein Kind zu früh zu oft auf der Bank sitzt, weil das Ergebnis im Vordergrund steht, hört dieses Kind auch früher auf“, so Theis. Dies hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erkannt und mit neuen Spielformen, die eher auf Erlebnisse statt Ergebnisse setzen, gegengesteuert.

„Es geht gerade im Kinderbereich eher darum, den Kinder den Spaß an der Bewegung zu vermitteln“, so Theis. Um in der Spitze erfolgreich zu sein, sei es wichtig, erst Quantität zu schaffen, ehe sich daraus Qualität entwickeln könne. Dafür sei es notwendig, besonders qualifizierte Trainer bei den kleinsten Kickern zu gewinnen, auch wenn Theis weiß, wie schwierig es ist, eben diese Kräfte zu überzeugen.

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Dass es nicht immer zuträglich ist, wenn die Eltern am Spielfeldrand stehen und ihren Kindern so teilweise eine gewisse Erwartungshaltung aufbürden, sieht Theis als ein Problem. Es sei nicht so wichtig, die eigenen Kinder bei jedem Schritt zu verfolgen, viel mehr sei es wichtig, ihnen Eigenverantwortung mit auf den Weg zu geben. Das bedeute nicht, sich rund um den Spielbetrieb gänzlich zurückzuziehen. „Dieser Trend kann nicht mit Zahlen belegt werden, ist aber spürbar“, so Theis. Dabei sei gerade dieses Engagement wichtig für Vereine.