Belgrad. Bei der Ruder-WM in Belgrad gelingt Alexandra Föster der bislang größte Erfolg ihrer Karriere. Doch fährt die Meschederin wirklich zu Olympia?

Im Moment dieses riesengroßen Triumphes, mitten in der Sonne dieses heißen Sonntags, 10. September, in Belgrad, dachte Alexandra Föster im Gespräch mit dieser Zeitung auch an die für sie dunklen Zeiten zurück: An das Ende des vergangenen Jahres und das Frühjahr des laufenden. Rückenprobleme, Erkältungen, Trainingsstopps, ein abgebrochenes Trainingslager – damals hatte die 21-jährige Ruderin aufgrund dieser Rückschläge durchaus am Scheideweg ihrer Laufbahn gestanden. „Damals habe ich gezweifelt, ob ich es dieses Jahr überhaupt zu einer Regatta schaffe. Es sah so schlecht aus – und wir haben so viel daraus gemacht“, sagte die Meschederin nun und lachte.

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Grund der Freude: Im Einer der Frauen hat Alexandra Föster am Sonntagmittag mit Platz zwei im B-Finale der Weltmeisterschaften den deutschen Startplatz für den Einer der Frauen für die Olympischen Sommerspiele2024 in Paris gesichert – und zwar auf beeindruckende Art und Weise.

Zum Höhepunkt dieser vor-olympischen Saison hatte Föster wieder mal bewiesen, dass sie trotz ihres jungen Alters die Qualität eines Champions besitzt: auf den Punkt da zu sein. Im Vergleich zum Halbfinale hatte die Ruderin gemeinsam mit Trainer Sebastian Kleinsorgen diesmal eine ganz andere Taktik gewählt und sich zu ihrer Qualität im Endspurt zurückbesonnen.

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Im Sechserfeld, in dem Föster für das Erreichen ihres Ziels einen der ersten drei Plätze belegen musste, ging es die Sauerländerin diesmal nicht per Hau-Ruck-Taktik mit vielen starken Schlägen bereits in der ersten Rennhälfte an, sondern sie blieb als Vierte lange Zeit nah an dem führenden Trio. „Wir wollten auf das vertrauen, was wir sonst auch gemacht haben. Ich wusste, dass ich das schaffen kann – und dieses Taktik ist perfekt aufgegangen“, jubelte Föster später. Tatsächlich hatte die Junioren-Weltmeisterin von 2019 erst im letzten Viertel ab 1500 Metern mächtig aufs Tempo gedrückt und aufgeholt. Föster „schluckte“ die Schweizerin Aurelia-Maxima Janzen, die in dieser Saison eine Hauptkonkurrentin gewesen war. Janzen wurde Vorletzte und verpasste das Paris-Ticket.

Große Unterstützung der Fans bei der WM in Belgrad

Von Rang drei aus schnappte sich Föster im Anschluss die serbische Lokalmatadorin Jovana Arsic, die an ihrem 31. Geburtstag jedoch als Dritte in 7:34,76 Minuten den Olympia-Startplatz für ihr Land holte. Auf den letzten 300 Metern war schließlich großer Jubel unter den vielen deutschen Fans an der Regattastrecke Ada Ciganlija aufgebrandet. Mit „Alex, Alex!“-Rufen feuerten die Anhänger die Meschederin an, die sich mehr und mehr an die führende Österreicherin Magdalena Lobnig heranzog. Am Ende wurde Alexandra Föster (7:32,44 Minuten) eine halbe Sekunde hinter Lobnig (7:31,91 Min.) Zweite.

Damit stand der große Erfolg der Sauerländerin fest, die im Zuge der WM im Einer der Frauen – die Niederländerin Karolien Florijn feierte den Titelgewinn – insgesamt achtbeste Ruderin im Frauen-Einer wurde. „Die Olympia-Quali war das Ziel, und das haben wir geschafft. Wir sind sehr erleichtert“, sagte Alexandra Föster. Nach einer kleinen Feier mit dem deutschen Team fliegt das erfolgreiche HSK-Duo bereits am Montagmorgen, 11. September, 6.25 Uhr, von Belgrad zurück nach Dortmund.

Olympia-Ticket für Alexandra Föster noch nicht sicher

In der Sonne Belgrads durften Alexandra Föster und Sebastian Kleinsorgen am Sonntagabend den Erfolg der Ruderin des RC Meschede ausgiebig genießen. Gleichwohl ist klar: Die 21-Jährige hat bei der WM zwar den deutschen Startplatz im Einer der Frauen für die Olympischen Sommerspiele in Paris im kommenden Jahr gesichert, ob Föster aber selbst antreten darf, ist ungewiss.

Die Meschederin äußerte sich nach ihrem Erfolg selbstbewusst. „Ich gehe davon aus, dass das schon sehr realistisch ist, dass ich diesen Einer im nächsten Jahr fahre“, sagte die Sauerländerin. Der zweite Teil des Erfolgsduos, Trainer Sebastian Kleinsorgen, war sich da allerdings noch nicht so sicher. „Ich weiß, dass nicht wir diese Entscheidung treffen können und auch nicht treffen dürfen. Das macht einzig und allein der Sportliche Vorstand des Deutschen Ruderverbandes“, betonte der Coach.

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Auf dem Weg zu den Weltspielen in Paris (26. Juli bis 11. August 2024) steht für Alexandra Föster nach aktuellem Stand Ende März des kommenden Jahres ein Ausscheid des DRV an. „Aus meiner Sicht geschieht das viel zu spät“, sagte Kleinsorgen. Er präferiere viel mehr eine Regelung, die eine Entscheidung in den einzelnen Bootsklassen bereits im Zuge der kommenden Wochen herbeiführen könnte.