Lippetal-Oestinghausen. Fatih Türkgücü Meschede steht im Halbfinale der Aufstiegsrelegation. Das Duell mit Lipperreihe – ein Drama mit Unterbrechung, Polizei und Helden.

Kurz nachdem Aykut Kilic den entscheidenden Elfmeter ins gegnerische Tor gehämmert hatte, brachen alle Dämme. Zuschauer stürmten jubelnd den Rasenplatz, es bildete sich eine riesige Menschentraube, die lautstark den 9:8-Erfolg nach Elfmeterschießen von Fatih Türkgücü Meschede in der Aufstiegsrelegation zur Fußball-Landesliga gegen den TuS Lipperreihe feierte. Der Vizemeister der „Bundesliga des Sauerlandeszog dramatisch ins Halbfinale ein – inklusive Spielunterbrechung und größerem Polizeieinsatz.

Fatih dreht Spielstand

Bereits der Spielverlauf war nichts für schwache Nerven. Fynn Grahl brachte den TuS in der 17. Minute mit 1:0 in Führung. Doch diese drehte Fatih durch Tore von Mahmut Yavuzaslan (25.) und Burak Yavuz (44.) zum 2:1-Pausenstand. Nach einem schwachen Start hatte sich Fatih gefangen, die Partie dominiert und hätte sogar weitere Tore schießen können. Allerdings parierte TuS-Torwart Henri Lindner zweimal stark.

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Nach dem Seitenwechsel übernahm die junge Mannschaft aus Lipperreihe wieder das Kommando und Jean-Luca Pascal Schulz sowie Timo Fulland drehten den Spielstand erneut zum 3:2 für den TuS (58./62.). Während Fatih nach dem Ausgleich eine Abseitsposition des Torschützen reklamierte, ging dem erneuten Führungstor ein Foul im Mittelfeld an Yilmaz Azak voraus, welches der unmittelbar neben der Situation stehende Schiedsrichter Marcel Voß jedoch nicht als ein solches bewertete.

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Aykut Kilic glich in der 68. Minute erneut für die Mescheder aus, die allerdings durch einen Treffer von Furkan Kücük nach einem Eckball wieder in Rückstand gerieten (76.). Obwohl Fatihs Spieler, Verantwortliche und Fans mehr und mehr damit beschäftigt waren, über Entscheidungen von Referee Voß zu meckern, der unter anderem den vermeintlichen Ausgleich wegen einer vorherigen Abseitsstellung nicht anerkannte, gelang Aykut Kilic in der dritten Minute der Nachspielzeit noch der 4:4-Ausgleich.

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Es ging also in die Verlängerung, in der Dominik Faneca wieder Fatih in Führung schoss (95.). Doch Lipperreihe antwortete mit dem Ausgleich zum 5:5 durch Markus Schubert (101.).

Der Fan-Eklat

Zum Eklat kam es allerdings in der 113. Minute. Voß hatte erst Dominik Faneca wegen wiederholten Foulspiels mit „Gelb-Rot“ des Feldes verwiesen, und zückte eine Minute später ebenfalls „Gelb-Rot“ gegen Mahmut Yavuzaslan. „Er hatte die Gelbe Karte wegen Meckerns gesehen und hat danach immer weiter gemeckert“, erklärte Voß später.

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Weil einige Fatih-Fans unter den knapp 350 Zuschauern bereits des Öfteren ein paar Meter auf den Platz gelaufen waren, hatte der TuS SG Oestinghausen nicht nur einige Ordner vor dieser Gruppe positioniert, sondern mittlerweile auch die Polizei gerufen. Aus eben dieser Ecke vernahm das Schiedsrichtergespann während der Spielunterbrechung in der 113. Minute den Ausruf „verdammter Nazi“ gegen einen Linienrichter, so dass Voß die Partie gemäß zuvor bereits eingeleiteten Drei-Stufen-Plans unterbrach.

Polizei vor Kabine

Polizei vor der Schiedsrichterkabine, ratlose Spieler und durchaus aufgebracht mit Fatih-Fans schimpfende Fatih-Offizielle – es vergingen für den Fußball enttäuschende Minuten in Lippetal-Oestinghausen.

Aykut Kilic jubelt nach einem seiner Tore beim Sieg von Fatih Türkgücü Meschede in der Aufstiegsrelegation gegen den TuS Lipperreihe.
Aykut Kilic jubelt nach einem seiner Tore beim Sieg von Fatih Türkgücü Meschede in der Aufstiegsrelegation gegen den TuS Lipperreihe. © Falk Blesken

Nach dem Wiederanpfiff der Partie rettete Fatihs Torwart Adrian Dybiec seine Mannschaft mit einer Glanzparade vor einem Rückstand. Auf der Gegenseite blieb ebenfalls eine Großchance ungenutzt. Das Elfmeterschießen musste also entscheiden. Dybiec hielt den ersten Schuss des TuS, Emre Yilmaz traf für Fatih. Auf den ersten erfolgreichen Elfmeter der Lipperreiher antwortete Kastriot Veseli mit einem ebenfalls verwandelten Schuss. In der nächsten Runde traf der TuS, Onur Arslan aber nicht für Fatih. Anschließend traf Lipperreihe ebenso wie Burak Yavuz.

Der nächste Gegner

Weil Adrian Dybiec in der fünften Runde seinen zweiten Elfmeter hielt und Aykut Kilic nach seinem zwei Toren endgültig zum Helden wurde, brach der grenzenlose Mescheder Jubel aus. Beobachtet übrigens von mittlerweile gut einem Dutzend Streifenpolizisten. Im Halbfinale der Aufstiegsrunde trifft Fatih nun auf Fortuna Freudenberg, das sich mit 7:0 gegen SF Merfeld durchsetzte.

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„Meine aktuelle Gefühlslage kann ich schwer beschreiben. Es herrscht Freude, aber wenn ich an das nächste Spiel denke und daran, dass Dominik und Mahmut gesperrt sind, verdirbt mir das die Laune“, sagte Fatihs Spielertrainer Ekrem Yavuzaslan. „Es war eine super Mannschaftsleistung. Der Schiri hatte das Spiel leider nicht im Griff“, ergänzte er, um zu betonen: „Für die Fans können wir leider nichts. Wenn ein Spieler von mir etwas macht, bin ich in der Pflicht. Aber den Fans kann ich nichts sagen. Damit haben wir als Mannschaft nichts zu tun.“

Fatih Türkgücü Meschede: Dybiec; Arslan, Albayrak (79. Akdemir), Yilmaz, E. Yavuzaslan, M. Yavuzaslan, Faneca, Yavuz, Kilic, Veseli, Azak (66. Bektas).