Meschede. Nur Platz fünf für Alexandra Föster (Meschede) bei der Kleinboot-DM: Wie es für die Top-Ruderin weitergeht und was die Cheftrainerin fordert.

Bevor Brigitte Bielig antwortet, legt die Chef-Bundestrainerin des Deutschen Ruderverbandes eine kurze Pause ein. Als wolle sie so untermauern, wie kompliziert der Fall Alexandra Föster im Rahmen der Tagung des Trainerrats war. Denn bei der Deutschen Kleinbootmeisterschaft war die Top-Ruderin aus Meschede nur auf den fünften Platz gerudert. Der Verlauf ihrer weiteren Saison war plötzlich fraglich. Nach der kurzen Pause erläutert Brigitte Bielig den Plan des Verbandes mit Föster.

Föster: Der Fokus ist klar

Die 21-Jährige vom RC Meschede, die in der vergangenen Saison im Einer überraschend Bronze bei der EM in München holte und bei der Weltmeisterschaft als Siebte ins Ziel kam, darf sich demnach weiter auf den Einer fokussieren und muss ihren Trainingsort nicht nach Berlin verlagern, um ein so genanntes Großboot zu unterstützen. „Der Trainerrat und ich haben volles Vertrauen in sie“, sagt Bielig im Gespräch mit dieser Zeitung.

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Allerdings wird Föster nicht bei der Europameisterschaft Ende Mai im slowenischen Bled starten. „Wir haben ja vor der Kleinbootmeisterschaft gesagt, dass die Siegerin bei der EM rudern wird“, erzählt Bielig: „Um uns auch an die Nominierungsvorgaben zu halten, lassen wir den Platz im Einer der Frauen bei der EM frei.“ Denn gewonnen hatte die international für die Schweiz startende Aurelia-Maxima Janzen (Rostocker RC). „Ihr dient die Kleinbootmeisterschaft immer als Leistungsüberprüfung“, erklärt Bielig den Start der Schweizerin.

EM-Platz bleibt im Einer frei

Dass der EM-Platz frei bleibt, liegt darüber hinaus auch daran, dass sich die platzierten deutschen Ruderinnen auf ihre sportliche Karriere in einem Großboot konzentrieren möchten. Wäre es deshalb nicht sinnvoll gewesen, Föster trotz des fünften Ranges zu nominieren?

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„Sie ist ja noch sehr jung und hatte im vergangenen Jahr recht viele Einsätze“, antwortet Bielig, „und ich glaube, dass sich der Körper ein wenig rächt.“ Auf Grund extremer Rückenbeschwerden musste Föster ihr Training zu Beginn des Jahres unterbrechen und auch bei der Kleinbootmeisterschaft in Brandenburg an der Havel trat sie nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte an.

Alexandra Föster (Meschede) gemeinsam mit Heimtrainer Sebastian Kleinsorgen während der Weltmeisterschaft im tschechischen Racice.
Alexandra Föster (Meschede) gemeinsam mit Heimtrainer Sebastian Kleinsorgen während der Weltmeisterschaft im tschechischen Racice. © Detlev Seyb

Bielig und Co. vertrauen der jungen Sauerländerin – aber sie zwingen ihr mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris eine mit Wettkämpfen weniger vollgepackte vor-olympische Saison auf, um sie wieder zur eigentlichen Leistungsfähigkeit zu bringen. „Ich will ihr dieses „Ich muss, ich muss, ich muss“ nehmen“, sagt die Chef-Bundestrainerin.

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Das bedeutet: Föster verzichtet auf die EM. Sie soll stattdessen Mitte Juni bei einer internationalen Regatta in Duisburg starten und zum zweiten Weltcup in die Weltcupsaison einsteigen, um sich für die Weltmeisterschaft Anfang September in Belgrad zu qualifizieren. Dort, so ist der Plan, kämpft Föster im Einer um den Startplatz für ihre Bootsklasse bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris.

Föster soll Olympia-Platz holen

„Ich sehe keine Alternative zu ihr, wer bei der WM um die Olympia-Qualifikation fahren könnte“, sagt Bielig. Eine Top-Neun-Platzierung muss bei den Titelkämpfen her, damit bei den Olympischen Sommerspielen 2024 ein deutscher Frauen-Einer an den Start gehen darf. „Ich hoffe, dass Alex zu ihrer alten Stärke zurückfindet“, erklärt die Cheftrainerin noch und ergänzt fast mahnend: „Sie muss lernen, dass Belastung und Erholung einhergehen.“ In einem Telefonat nach der Entscheidung habe sie Föster noch den „alten Spruch“ mit auf den Weg gegeben, „dass in der Pause der Muskel wächst“.