Arnsberg. „Lukas kann keinen Fußball spielen“, sagt einer seiner Trainer über Lukas Goor. Doch jetzt trifft der Stürmer der Kreisliga D Arnsberg erstmals.
Es sind Worte, die kein Sportler gern von einem seiner Trainer hört. „Der Lukas kann eigentlich keinen Fußball spielen – er versucht es aber. Manchmal sieht das auch lustig aus“, sagt Heiko Bode, Coach des B-Kreisligisten GW Arnsberg, und schmunzelt. Doch Lukas Goor, der Angesprochene, sieht das ähnlich wie Bode. „Für mich ist das kein Problem, ich finde das lustig. Ich sehe mich selbst als Notnagel. In erster Linie will ich mich bewegen und nicht verfetten“, erzählt der 31-Jährige und lacht.
Goor spielt beim Tabellenletzten der Kreisliga D Arnsberg – tiefer geht es im Fußball-Sauerland nicht. Kürzlich hat er einen Meilenstein in seiner Laufbahn erreicht.
GW Arnsberg: Lukas Goor über das erste Tor seiner Laufbahn
Die Karriere Lukas Goors war, rein sportlich betrachtet, bislang nicht gerade von großem sportlichen Erfolg geprägt. Seit 2015 kickt Goor im Seniorenbereich. Mit der „Zweiten“ vom Schreppenberg ist er in der Kreisliga D Arnsberg aktiv.
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Mit drei Minuspunkten war das Team in die Saison gestartet, hat in bislang 17 Partien in der laufenden Saison aber immerhin einmal gewonnen und nun null Zähler auf dem Konto. „Für mich ist es mein Ansporn, mich körperlich fitzuhalten“, beschreibt Lukas Goor sein vordringliches fußballerisches Ziel. Im Neunerteam von GW Arnsberg II ist er für keine bestimmte Position geschaffen. „Ich spiele da, wo ich gebraucht werde, am liebsten aber im Sturm oder als Außenverteidiger.“
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Erst kürzlich jedoch wurde aus dem „Notnagel“ Lukas Goor ein waschechter Kreisliga-Held. Im Heimspiel gegen den FC Neheim-Erlenbruch III – im Hinspiel gelang GWA II beim 4:3-Erfolg der bisher einzige Saisonsieg – führten die Arnsberger mit 1:0 und 2:1. Dann folgten desaströse 20 Minuten: Bis zur 44. Minute kassierten die Gastgeber schier unfassbare sieben (!) Gegentore, es stand nun 2:8.
In Durchgang zwei folgte das 2:9, doch dann schlug die Stunde Lukas Goors. „Mein Mitspieler Daniel Hunecke hat sich auf Linksaußen durchgesetzt und mir den Ball auf der Höhe des Fünfmeterraums des Gegners zugespielt. Es war kein Abseits, und ich habe ihn mit rechts reingemacht“, beschreibt Lukas Goor seinen Treffer zum 3:9-Endstand rückblickend. Was dieses Tor für ihn so besonders macht? Es war der erstre Treffer des Angreifers in einem Pflichtspiel.
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Nach dem Tor in Minute 87 sei sein Jubel eher verhalten ausgefallen, erzählt Lukas Goor. „Ich hab’ natürlich eine gewisse Genugtuung verspürt, aber wir wollten das Ergebnis noch versöhnlicher gestalten. Daher wollte ich keine Zeit verlieren.“ Zwar gelang dies am Ende nicht, doch das war an diesem „historischen“ Tag bei GW Arnsberg irgendwie auch egal. „Alle, aber auch wirklich alle haben sich mit ihm gefreut. Beharrlichkeit zahlt sich eben aus“, so der Verein via Facebook.
Arnsberg: Erste Mannschaft bricht Warmmachen ab – um zu gratulieren
Es habe tatsächlich viele Gratulationen gegeben, sagt Lukas Goor und lacht: „Die erste Mannschaft hat sich neben dem Platz für ihr eigenes Ligaspiel warmgemacht – und hat nach meinem Tor ihr Warmmachen kurzerhand abgebrochen, um mir zu gratulieren.“ Natürlich, ganz Kreisliga, durfte Goor danach die obligatorische Kiste ausgeben.
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All das ist eben Amateurfußball – und genau hier fühlt sich Lukas Goor pudelwohl. Der bislang torlose Stürmer liebt seinen Sport. „Nach acht Jahren verstehe ich auch halbwegs, wo ich hinlaufen muss“, sagt er und lacht. Wollte er Individualsportler sein, sei er Leichtathlet geworden: „Mir ist aber die Gemeinschaft wichtig, und eben das Gefühl, hier als Mannschaftssportler aktiv zu sein.“
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GW Arnsberg ist in der Stadt zwar durchaus Kult, muss sich als kleinerer Verein aber auch immer wieder gegen Platzhirsche wie Arnsberg 09, den TuS Oeventrop, SV Hüsten 09 oder SC Neheim behaupten. Das Fußballspielen in der Kreisliga D Arnsberg weiß Lukas Goor total zu schätzen, wie diese Zeitung bereits im Dezember 2019 beim Besuch eines D-Liga-Heimspiels von GW Arnsberg II hautnah miterlebte. Damals war Goor einziger Auswechselspieler seiner Mannschaft – und an diesem Tag vor dem Anpfiff als „Aushilfs-Abkreider“ tätig, eher er später als Joker ins Spiel kam. Wenn Not am Mann ist, springt Goor gern ein. „Lukas ist bei jedem Training mit am Start und zieht jedes Mal mit. Davor ziehe ich meinen Hut. Er steht für diesen Verein und gibt immer alles“, findet GWA-Trainer Heiko Bode viele lobende Worte.
Lukas Goor selbst hofft nun vor allem, „dass es unser Verein langfristig schafft, den Spielbetrieb mit zwei Mannschaften aufrechtzuerhalten. Und wir würden mit der ,Zweiten’ gern die Saison mit mindestens einem Punkt beenden“. Jetzt, wo er plötzlich trifft, kann der Stürmer dabei sicher tatkräftig mithelfen.