Meschede/Medebach. Ein Topspiel aus der Fußball-Bezirksliga 4 zieht heftige Vorwürfe und Streit nach sich. Das sagen die Beteiligten zu den Vorfällen in Meschede:
Die Ereignisse sorgen weiterhin für Gesprächsstoff: In der Fußball-Bezirksliga 4, der „Bundesliga des Sauerlandes“, ist es am Sonntag, 2. April, beim Meisterschaftsspiel zwischen dem Tabellenzweiten Fatih Türkgücü Meschede und dem Tabellenvierten SV Oberschledorn/Grafschaft nicht nur auf, sondern auch außerhalb des Platz so richtig rundgegangen. Etwa 400 Besucher, davon etwa 50 aus den Orten der Stadt Medebach, sorgten für eine hitzige Stimmung auf dem engen Platz im Sportzentrum Dünnefeld.
Dort holten die Gastgeber in den letzten zehn Minuten in Unterzahl mit einer Energieleistung noch einen 0:3-Rückstand auf und spielten 3:3 – doch verschiedene Vorfälle sorgen für gegenseitige Schuldzuweisungen.
Streit in Meschede: Austausch via Facebook
Auch auf der Facebookseite dieser Sportredaktion wurde unter dem Spielbericht bereits am Sonntagabend munter zwischen Anhängern und auch Spielern beider Seiten hin- und herdiskutiert. Der Grund für die meisten der Emotionen war der frühe Platzverweis in der dritten Minute für Fatihs Osman Albarack, der nach einer Tätlichkeit gegen Marius Guntermann die Rote Karte kassiert hatte. Somit mussten die Gastgeber fast über die volle Spielzeit in Unterzahl spielen.
Auch interessant
Aufgrund der Schiedsrichterentscheidung erhitzten sich die Gemüter. Der Unparteiische Maximilian Schneider (TuS Ehringhausen) war aus Sicht der Hausherren der Schuldige und hatte aufgrund der hitzigen Atmosphäre die Ordner darauf hingewiesen, dass er die Partie notfalls abbrechen werde, falls keine Besserung eintrete. Kerim Yavuzaslan, Sportlicher Leiter der Gastgeber, bestätigte dies. „Natürlich war durch den frühen zweifelhaften Platzverweis eine hitzige Atmosphäre auf dem Platz. Es ist richtig, dass der Schiedsrichter auf dem Gang in die Kabine unsere Ordner gebeten hat, für mehr Ruhe und Ordnung zu sorgen. Der Schiri hat für mich bei seinen Entscheidungen aber keine klare Linie gehabt: Er hat vermehrt für die Gäste gepfiffen und bei fast jeder Aktion der gegnerischen Mannschaft die Augen verschlossen – und uns gegenüber wurde eine Karte nach der anderen gezückt. Auch nach der Pause hat sich die schlechte Stimmung auf dem Platz nicht wesentlich gebessert. Es wurde aus beiden Lagern lautstark gemeckert“, so Yavuzaslan. Er fügte hinzu: „Von Vorstandskollegen habe ich gehört, dass die Zuschauer beim Verlassen des Platzes ,Türkenschweine’ oder ,Die sind doch nur so aggressiv, weil Ramadan ist’ gerufen haben sollen. Das sind für mich nur lächerliche Aussagen.“
Auch interessant
Ganz anderer Meinung war Patrick Linn, spielender Co-Trainer des SV Oberschledorn/Grafschaft, der aufgrund einer Verletzung nicht selbst spielte und stattdessen auf der Trainerbank saß. „In Sachen Rassismus ist überhaupt nichts passiert. Es geht ja nicht nur um Beschimpfungen und Beleidigungen. Da kann man drüber hinwegsehen“, sagte Linn, „aber wenn Spieler auf dem Weg in die Kabine bespuckt und körperlich angegangen werden und wir auf der Trainerbank mit Steinen und Stöcken beworfen werden, hört es auf. Ein Spieler von uns hat auf dem Weg in die Kabine sogar eine Kopfnuss erhalten. Auch nach dem Abpfiff standen die Zuschauer Spalier und haben uns und den Schiedsrichter verhöhnt. Dazu wurden zwei weibliche Personen von uns auf das Übelste beschimpft. Es waren nicht einmal die Spieler, sondern die Zuschauer oder noch schlimmer die Ordner, die eigentlich zum Schlichten da sein sollten. Ich sehe das als menschlich unwürdiges und respektloses Verhalten.“
„Bundesliga des Sauerlandes“: zwei Teams – zwei Sichtweisen
Diesen Ausführungen entgegnete Kerim Yavuzaslan mit ablehnenden Worten. „Das ist absoluter Bullshit, was da vom SVO bekanntgegeben wird“, erwiderte er: „Wer das Dünnefeld kennt, weiß ganz genau, dass hinter den Trainerbänken alles grün ist. Die Fans stehen 40 bis 50 Meter von der Trainerbank entfernt. Auf dieser Fläche ist es unmöglich, dass sich dort Steine oder Stöcke befinden. Da mähen wir jede Woche. Die Steine oder Stöcke könnten zufällig vom Himmel gefallen sein“, erzürnte sich der Sportliche Leiter, der hinsichtlich der Sicherheit der Spieler und des Schiedsrichters noch Folgendes ergänzte: „Zwei unserer Ordner haben die Spieler und den Schiedsrichter in die Kabine begleitet. Dass auf dem Weg Beleidigungen gefallen sind, kann ich mir denken – aber wir können nicht 300 Leuten den Mund verbieten. Beleidigungen gibt es in jedem Bundesligaspiel. Leider haben sich unsere Spieler und die Fans von den Gästen provozieren lassen. Und dazu kam auch noch die absolut schlechte Leistung des Schiedsrichters. Da kochen dann schon mal die Emotionen hoch.“
Auch interessant
Aus Sicht Patrick Linns habe der Unparteiische das Spiel vernünftig geleitet. „Natürlich ist es für eine Mannschaft unverständlich, wenn man schon früh einen Platzverweis erhält. Der Spieler von Fatih hat gegen Marius Guntermann nachgetreten – und das ist Rot. Ansonsten hat der Schiri das Spiel gut geleitet. Er hat sich nichts gefallen lassen und seine Linie durchgezogen“, sagte der Co-Trainer des SV Oberschledorn/Grafschaft.
Wie berichtet, waren kürzlich nach dem Ligaspiel des FC Fatih bei der SG Winterberg/Züschen bereits Emotionen hochgekocht. Im Laufe der Partie am 23. März hatten die Mescheder ebenfalls zurückgelegen (0:2) und spät den 2:2-Ausgleich geschafft. Danach schrieb der FC Fatih via Facebook, dass sein Team einem „Trittmaraton“ der Winterberger ausgesetzt gewesen sei. Die SG Winterberg/Züschen konterte mit Trainer Marc Steinhausen. „Wir spielen Fußball, und da wird nun mal eine gesunde Härte an den Tag gelegt. Man sollte die ganzen Vorfälle nicht nur durch die Vereinsbrille betrachten“, sagte er.