Arnsberg. Den Handballerinnen des TV Arnsberg droht im verrückten Abstiegskampf der weitere Absturz in die Bezirksliga. So sieht der mögliche Ausweg aus:
Man stelle sich folgende Konstellation in der Fußball-Bundesliga vor: Der VfL Bochum bestreitet am späten Sonntagnachmittag sein letztes Saisonspiel gegen das Schlusslicht TSG 1899 Hoffenheim, kann den Klassenerhalt aber selbst mit einem Sieg nicht aus eigener Kraft schaffen, weil Schalke 04 nach Ostern noch dreimal antritt und vorbeiziehen könnte, falls das nicht schon am frühen Nachmittag im viertletzten Match gelungen wäre. Eine völlig undenkbare, weil wettbewerbsverzerrende Situation. Genau so aber ergeht es in der Landesliga den Handballerinnen des TV Arnsberg.
TV Arnsberg spielt vor drei Jahren noch in der Oberliga
Der nächste Abstieg könnte den noch vor drei Jahren in der Oberliga spielenden TVA deshalb während der Spielvorbereitung oder in den kommenden Wochen auf dem Sofa sitzend ereilen. Wenn überhaupt, ist die Rettung ohnehin nur noch über die Relegation möglich.
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Dass sich der sportliche Niedergang des einstigen Aushängeschildes wohl fortsetzt, bedrückt Fabian Niehaus, den Abteilungsleiter der Arnsberger Handballer, zwar, doch allzu sehr überrascht ihn die Entwicklung nicht. Zu groß sei der personelle Aderlass in den für die Vereine schweren Corona-Jahren gewesen, zu jung und unerfahren die aktuelle Mannschaft.
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„Die damalige Oberliga-Truppe hat sich anfangs durch Handballerinnen gespeist, die in der A-Jugend gemeinsam Westfalenmeister geworden sind“, sagt der Handball-Chef. „Aber sukzessive hörte eine nach der anderen aus den verschiedensten Gründen auf. Wir haben dann versucht, das Team mit externen Spielerinnen aufzufüllen, um das Niveau zu halten. Ich war damals schon skeptisch, weil das nicht dem TVA-Konzept entspricht“, ergänzt er. Ohne die entsprechende Identifikation mit dem Verein sei eine so schwere Zeit wie die Corona-Pandemie nicht zu durchstehen, „und plötzlich waren viele Spielerinnen wieder weg“.
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Aus der Oberliga ging es in die Verbandsliga – und von dort ohne Sieg in die Landesliga, weil der TVA seine junge Mannschaft unter dem Eindruck etlicher Corona-Fälle vor gut einem Jahr vom Spielbetrieb zurückzog und vor dem Saisonende als erster Absteiger feststand. Der Neuaufbau sollte in der Landesliga erfolgen, aus der das Team trotz des Trainerwechsels während der Saison von Frank Schaden zum Duo Mike Rosenberger/Melina Heymer voraussichtlich absteigen wird. „Im Nachhinein glaube ich, dass wir schon einen Schritt weiter wären, wenn wir zu Oberliga-Zeiten alles auf natürliche Art und Weise hätten passieren lassen“, sagt Niehaus.
HV Sundern und TV Arnsberg: Die kuriose Rolle von Anke Dannhauer
Wie dem auch sei – noch ist der Ligaverbleib möglich. Es steht aber ein verrücktes Saisonfinale bevor. Nach der Schlappe bei der HSG Wetter/Grundschöttel ist der TVA mit 11:23-Punkten Vorletzter der aus zehn Teams bestehenden Landesliga 4, hätte aber die Möglichkeit, an zwei Konkurrenten vorbeizuziehen, wenn das finale Match am Sonntag um 16 Uhr gegen das punktlose Schlusslicht Aplerbeckermark gewonnen würde.
Den aktuellen Viertletzten ETSV Witten II (nach Sieg bei Aplerbeckermark jetzt 12:22-Punkte) hatten Arnsbergs Damen in einem vorgezogenen Match bezwungen. Die Wittenerinnen treten erst am 7. Mai daheim gegen den HV Sundern zu ihrem letzten Spiel an, wissen dann aber schon, ob ein Erfolg überhaupt noch von Bedeutung wäre, weil ja definitiv die letzten Drei in die Bezirksliga müssen.
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Der Dritte im Bunde der auf die Relegation schielenden Kandidaten ist die aktuell 11:17-Zähler aufweisende HSG Wetter/Grundschöttel. Sie könnte tatsächlich zum lachenden Dritten werden, weil sie zum einen schon am Sonntag mit einem Heimerfolg über den HV Sundern definitiv vor dem TVA bleiben würde, zum anderen aber nach der Osterpause noch drei (!) weitere Gelegenheiten hat, sich auf jenen siebten Platz zu schieben, der eine Saisonverlängerung mit noch vier Spielen (es geht um die Ermittlung von einem oder zwei weiteren Absteigern gegen die anderen Staffel-Siebten) nach sich ziehen würde.
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Der irre Terminplan der Handball-Landesliga beschert noch folgende Besonderheit: Sunderns Match am Sonntag gegen Wetter/Grundschöttel ist für 14 Uhr angesetzt und somit beendet, während sich der TVA auf seine Partie vorbereitet. Die Arnsbergerinnen wissen also schon vor dem Anpfiff, ob ihnen einen Sieg noch helfen könnte oder ob sie bereits als Absteiger feststehen. Ausgerechnet der Lokalrivale wird somit zum Zünglein an der Waage.
Und Insider der Damen-Landesliga wissen ja, dass es noch einen zusätzlichen brisanten Aspekt gibt. Schließlich wird HVS-Trainerin Anke Dannhauer nächste Saison den TVA übernehmen. Sie kämpft also mit Sundern indirekt dafür, dass sie auch künftig ein Landesligateam coachen kann.