Arnsberg-Oeventrop. Im Topspiel der Landesliga trennten sich SG Ruhrtal und HSV Plettenberg/Werdohl remis. Warum der SGR ein Zehn-Tore-Vorsprung nicht reichte.

So ein Handball-Spektakel erlebte die mit 350 Zuschauern prall gefüllte Ruhrtalhalle in Arnsberg-Oeventrop noch nicht. Der souveräne Landesliga-Spitzenreiter SG Ruhrtal führte nach grandioser erster Halbzeit gegen den TabellenzweitenHSV Plettenberg/Werdohl mit 18:8 und musste sich am Ende mit einem 28:28-Unentschieden zufrieden geben. Nach Spielschluss feierten deshalb nur die Gäste, tanzten wie bei einem Sieg im Kreis herum.

Ruhrtal wird offensiv gedeckt

Sie hatten allen Grund dazu, sich als Gewinner des Spektakels zu fühlen, denn ihre Aufholjagd verdient Aufnahme in die Annalen des Fusionsvereins. „Wenn es schief gegangen wäre, hätte ich es auf meine Kappe genommen“, resümierte ein grinsender Spielertrainer Pierre van der Hurk, denn er musste erklären, wie er auf den Gedanken gekommen war, die Ruhrtaler in der ersten Halbzeit mit einer extrem offensiven 3:3-Abwehr, also dreifacher Manndeckung, aus dem Rhythmus bringen zu wollen.

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Tatsächlich wirkten die Hausherren zunächst ein wenig irritiert und leisteten sich Fehlpässe, doch nach dem 3:2 (9.) hatten sie die Lösung gefunden, rissen mit hohem Tempo und dynamischen Einzelaktionen scheinbar mühelos Lücken in die HSV-Deckung und ließen Keeper Marcel Kämmerer mit wuchtigen Würfen meist unter die Latte keine Chance. Je größer der Vorsprung der Oeventroper wurde, desto leiser fiel der Applaus von den Rängen aus, denn von einem Spitzenspiel auf Augenhöhe konnte bei Spielständen wie 7:4, 12:5 (ab da ließ van der Hurk normal decken) und 18:8 zur Pause keine Rede sein. „Das war eine fast perfekte Halbzeit“, resümierte SG-Trainer Frank Moormann später.

Malte Weber (re.) setzt sich in dieser Szene für die SG Ruhrtal durch.
Malte Weber (re.) setzt sich in dieser Szene für die SG Ruhrtal durch. © Thomas Nitsche

Aber wie konnte es zu einem derartigen Leistungsabfall kommen, der dem Gast nicht nur ein respektables Ergebnis, sondern tatsächlich noch einen Punktgewinn ermöglichte? „An der Kondition lag es mit Sicherheit nicht. Vielmehr haben Kleinigkeiten für zunehmende Verunsicherung gesorgt. Jeder hat die Verantwortung an den Nebenmann abgeschoben, so kamen auch die unkontrollierten Pässe an den Kreis zustande“, kommentierte Moormann.

Dramatischer letzter Angriff

Der Einstieg in die zweite Hälfte verlief noch wunschgemäß, aber Keeper Stefan Biggermann bekam nach drei Paraden keinen Finger mehr an der Ball, was auch an der nachlassenden Zweikampfbereitschaft seiner Vorderleute lag. Immer wieder gelang es den Gästen, mit schnellen Spielzügen die SGR-Abwehr zu düpieren.

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Bis zum 24:17 Mitte der zweiten Hälfte sah es zwar so aus, als würde der Tabellenführer die Punkte trotz deutlich reduzierter Dynamik einkassieren, aber die HSV war längst im Angriffsmodus, nutzte die Verunsicherung Hausherren konsequent aus. Auch eine Auszeit von SGR-Trainer Frank Moormann beim Stand von 27:23 (52.) inklusive Torwartwechsel half nichts, der junge Janne Malik konnte keinen einzigen Wurf abwehren. Die SGR-Fans hatten ebenfalls erkannt, dass ihr Team Unterstützung braucht, sorgten endlich für Spitzenspiel-Stimmung. Aber vorne wollte nur noch ein Treffer des Hauptschützen Yannick Mähl zum 28:25 gelingen.

SG Ruhrtal verpasst Ziel

Die Uhr tickte aus Ruhrtaler Sicht viel zu langsam herunter. Scheuermanns 28:26 ließ Rechtsaußen Björn Traumüller den Anschlusstreffer folgen. Nach Foul an Max Rose glich Traumüller vom Siebenmeterpunkt aus und die SGR musste ihren finalen Angriff nach Zeitstrafe für Malte Weber in Unterzahl bestreiten. Den überstand die HSV mit etwas Glück (ein Humpert-Treffer wurde abgepfiffen). „Wir haben zwar unser Ziel verfehlt, jedes Heimspiel zu gewinnen, aber der Abstand ist ja geblieben“, sagte Frank Moormann konsterniert.

SGR: Biggermann (52. Malik); Mähl (8), Humpert (6), Struwe (6), Röttger (4), M. Weber (2), Blanke (2/1), Bauerdick, Schmidt, Gräbener, Rosenberger.