St. Moritz/Winterberg. Anschieberin Leonie Fiebig gewinnt bei der Bob-WM in St. Moritz mit Kim Kalicki den Titel im Zweierbob. Es ist Fiebigs goldene Genugtuung.

Die neue, gefeierte Weltmeisterin im Zweierbob wusste schnell, bei wem sie sich auch öffentlich besonders bedanken musste. „Ich freue mich total, danke an Leo für die tollen Startzeiten“, sagte Bobpilotin Kim Kalicki live in der „ARD“. Zum ersten Mal gewann die 25-Jährige nach zuletzt zweimal WM-Silber den Titel. Ein Grund für den Triumph stand lachend neben der Pilotin des TuS Eintracht Wiesbaden: Leonie Fiebig, Anschieberin des BSC Winterberg. Und diese dürfte wenigstens etwas Genugtuung verspürt haben.

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Der Grund dafür ist eine Entscheidung im Dezember des vergangenen Jahres. Chef-Bundestrainer René Spies hatte bereits überraschend die Top-Sprinterin Alexandra Burghardt mit Blick auf die Olympischen Winterspiele für eine Stippvisite in sein Weltcup-Team geholt und unterbrach nun auch die Ausbildung zur Pilotin bei Lisa Buckwitz. Leonie Fiebig, die zuvor bei vier Weltcupstarts einmal mit Pilotin Laura Nolte gewonnen hatte und dreimal mit Kim Kalicki aufs Siegerpodest gefahren war, musste plötzlich um ihren Platz in einem Olympia-Bob bangen.

Da das Duo Laura Nolte/Deborah Levi gesetzt war und Burghardt mit Mariama Jamanka auf Anhieb sehr gut harmonierte, fand sich Fiebig in einem „Duell“ mit Buckwitz um den Platz hinter Kalicki wieder. Nach einem abschließenden Leistungstest gab Spies die drei Olympia-Besatzungen bekannt und erlebte „eine am Boden zerstörte“ Leonie Fiebig. Kalicki hatte sich für Buckwitz entschieden, Spies nicht interveniert. „Ich hätte nur ein Veto eingelegt, wenn die zwei zur Auswahl stehenden Anschieberinnen leistungsmäßig weit auseinander gelegen hätten“, erklärte er damals.

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Letztlich nahm Fiebig die undankbare Rolle als Ersatzanschieberin an. Sie reiste mit nach China, unterstützte das Team nach Kräften und erlebte, wie Nolte/Levi Gold vor Jamanka/Burghardt holten. Kalicki/Buckwitz belegten Rang vier.

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„Olympia ist abgehakt“, sagte die 32-jährige Wahl-Kölnerin, die aus Minden in Ostwestfalen stammt, vor der Weltmeisterschaft in St. Moritz. Ihre Frust-Überlegung, einen Wechsel vom Bob zum Skeleton anzustreben, kassierte sie außerdem wieder ein, obwohl sie bereits Probefahrten absolvierte. „Das hätte ich nur gemacht, wenn ich wieder verkauft worden wäre, wenn man das überhaupt so sagen kann“, erklärte Fiebig.

Leonie Fiebig trainiert sich hin zur besten deutschen Anschieberin

Allerdings trainierte sich die BSC-Athletin über die Saison zur besten deutschen Anschieberin. Das Saison-Aus für Deborah Levi aufgrund einer Knieverletzung tat sein Übriges. Kalicki startete deshalb selbstverständlich mit Fiebig in die Weltmeisterschaft im legendären Eiskanal von St. Moritz – und „Leo“ bestätigte ihre Wahl mit Raketen-Anschüben. Mit 5.41 Sekunden gelang direkt im ersten Lauf der Startrekord. „Ein überragender Doppel-Erfolg für uns“, sagte René Spies nach WM-Gold für Kalicki/Fiebig und -Silber für Lisa Buckwitz/Kira Lipperheide (SC Potsdam/TV Gladbeck Kufe). „Am Ende hat sich die Erfahrenste an den Lenkseilen durchgesetzt – mit einer sehr starken Leonie Fiebig“, ergänzte er.

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Dritte wurde Kaillie Humphries aus den USA. Junioren-Weltmeisterin Maureen Zimmer vom BSC Sachsen Oberbärenburg landete mit Anschieberin Lauryn Siebert vom BSC Winterberg auf Rang sechs. „Ein starkes Ergebnis für die erste WM“, kommentierte Spies.

Darüber hinaus gab er Entwarnung bei Laura Nolte und Neele Schuten. Die Pilotin des BSC Winterberg war mit ihrer Anschieberin vom TV Gladbeck Kufe in Lauf drei wie im Training in der Horse Shoe Corner schwer gestürzt. „Laura geht mit Gold im Mono aus der WM. Das ist eine weitere Erfahrung. Das Wichtigste ist, dass beiden nichts Schlimmes passiert ist“, sagte der Cheftrainer.

„Insgesamt ist das ein super Ergebnis. Ich bin happy“, ergänzte Spies. Und diesmal war Leonie Fiebig es auch. „Ich kann es nicht fassen“, sagte – jubelte – Fiebig.