Winterberg. Hannah Neise gilt als große Hoffnungsträgerin für die Junioren-WM der Skeletoni am Freitag in Winterberg. Wie die Olympiasiegerin reagiert.
Einfach nur Hannah – so fühle sie sich. Das sagte Hannah Neise, nachdem sie bei den Olympischen Winterspielen in China 2022 zur Überraschung aller die Goldmedaille geholt hatte. Es war die erste im Skeleton für eine deutsche Pilotin und die Schmallenbergerin, die nie zuvor auf einem Weltcuppodest gestanden hatte, von jetzt auf gleich in der öffentlichen Wahrnehmung eben nicht mehr nur einfach Hannah. Sie ist Olympiasiegerin – und bemüht sich dennoch, vor der Junioren-Weltmeisterschaft an diesem Freitag in der heimischen Veltins-EisArena in Winterberg die Erwartungen zu dämpfen. Und zwar aus gutem Grund.
Die schönsten Bilder vom Weltcup in Winterberg
Denn auch wenn eine Junioren-Weltmeisterschaft – dazu auf der Heimbahn – für eine Olympiasiegerin wie eine lockere Pflichtaufgabe klingt, weiß Neise, dass dem nicht so ist. Erst vor gut zwei Jahren debütierte die Pilotin des BSC Winterberg im Weltcup. Ihr erster Sieg in dieser Serie gelang zum Auftakt dieser Saison in Whistler, in Winterberg raste die 22-Jährige vor Wochenfrist auf den dritten Platz.
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Die Erfolgskurve zeigt nach oben, das steht fest, doch die Olympiasiegerin dominiert die Eiskanäle dieser Welt keineswegs nach Belieben. „Ich fühle mich weiterhin so klein, wie ich vorher war“, sagt Neise: „Ich sehe mich immer noch als kleines Küken im Weltcup.“ Als ein Küken jedoch, das von Rennen zu Rennen selbstbewusster auftritt.
Hannah Neise warnt vor ihren Gegnerinnen
„Ich persönlich sehe die Olympischen Spiele als einzelnes Rennen, bei dem ich mehr Glück als die anderen hatte“, erklärt Neise und ergänzt: „Aber Olympia hat mich gelehrt, wie ich mit mir umgehen muss, wenn ich nervös bin.“ Und dieser Zustand, Nervosität, der dürfte sich an diesem Freitag bei der JWM auf Grund einer speziellen Aufgabe durchaus einstellen.
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Wenn Hannah Neise wie 2021 bei der JWM in St. Moritz den Titel gewinnt, erhält sie ein persönliches Startrecht für die Weltmeisterschaft Ende Januar in St. Moritz. Das bedeutet, dass einer der drei aktuell noch durch die Weltcupstarterinnen Neise, Tina Hermann und Susanne Kreher belegten deutschen WM-Startplätze frei wird. Diesen Startplatz erhält dann die einst von Neise als „mein Vorbild“ bezeichnete Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland).
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„Natürlich versuche ich, den Titel zu gewinnen und Jacka somit den Start bei der WM zu ermöglichen“, sagt Neise. Doch im selben Atemzug warnt sie vor zu großen Erwartungen. Dass sie in der Gesamtweltcup-Wertung nach vier Rennen auf Platz zwei liegt und die nächste Juniorin mit der US-Amerikanerin Hallie Clarke erst auf dem neunten Platz folgt? „Das bedeutet gar nichts“, antwortet Neise.
Denn am Start, Neises persönlichen Schwachstelle, arbeitet die Sauerländerin mit Athletiktrainer Heiner Preute zwar, jedoch weist sie dort weiter Rückstande auf. Clarke oder die Britin Freya Tarbit eröffneten ihr Weltcuprennen in Winterberg deutlich schneller als Neise.
Das sagt die Bundestrainerin über Neise und Co.
„Bei der Junioren-WM können viele gut starten – und das ist ja nicht gerade mein Gebiet“, sagt Neise. Sie werde deshalb keine Konkurrentin unterschätzen. „Das wird kein Solorennen“, ergänzt die Schmallenbergerin. Dass besonders auf ihrer Heimbahn von Trainerstab wie Umfeld der JWM-Titel und damit auch Löllings WM-Teilnahme als Ziel angesehen wird, setzt Neise – wenigstens äußerlich – nicht unter Druck. Schließlich ist sie zwar Olympiasiegerin, aber eigentlich doch „einfach nur Hannah“.
Skeleton-Junioren-Bundestrainerin Anja Huber-Selbach stärkt der Olympiasiegerin ebenso wie dem gesamten deutschen Team vor dem Start der JWM demonstrativ den Rücken. „Wir haben eine Topmannschaft am Start. Die sind alle schnell. Wir Trainer sind ready, die Sportler sind ready. Wenn das Wetter mitspielt, werden wir erfolgreich sein“, erklärt Huber-Selbach.