Sauerland. Sprüche, Tore, Überraschungen, Top-Talente, Zuschauer: Das sind neun Erkenntnisse nach neun Spieltagen in der „Bundesliga des Sauerlandes“.

Lautstarke Auseinandersetzungen, Kuriositäten auf und neben dem Spielfeld, Tore satt, herrliche Sprüche und Überraschungen: Die Fußball-Bezirksliga 4 ist Kult – und hat dies im ersten Drittel der laufenden Saison bereits nachgewiesen. Neun Spieltage, neun Erkenntnisse: Diese Zeitung erklärt, welche Lehren aus der bisherigen Spielzeit der „Bundesliga des Sauerlandes“ gezogen werden können.

1. Fatih Türkgücü Meschede ist wirklich so stark!
So viel war schon vor dem Auftakt am 13. August sicher: Mit dem FC Fatih Türkgücü Meschede war im Sommer eine außergewöhnliche Mannschaft in die Bezirksliga 4 aufgestiegen. Die Mescheder spielen erstmals in der Vereinshistorie überkreislich – und dominieren die Liga bislang auf beeindruckende Art und Weise.

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Der erste Rückschlag, das 0:3 zuletzt beim SV Oberschledorn/Grafschaft, hat Fatih nicht nachhaltig beeindruckt, schließlich gelang im nächsten Spiel ein 8:1-Kantersieg gegen TuRa Freienohl. Mit vier Punkten Vorsprung rangieren die Mescheder, in deren Reihen mehrere Spieler mit Westfalen- und Landesliga-Erfahrung stehen, auf Tabellenplatz eins. Ein Durchmarsch in die Landesliga erscheint nach einem Drittel der Saison durchaus als realistisches Szenario.

2. Die SG Winterberg/Züschen rauft sich zusammen
Anfang August, kurz vor dem Start in die neue Saison, rummste es bei Bezirksligist SG Winterberg/Züschen gewaltig. Trainer Andreas Schneider übte im Gespräch mit dieser Zeitung harsche Kritik an seiner Mannschaft: „Bei uns ist es so, dass nur sechs bis acht Spieler Bock auf Fußball haben – und die anderen nicht. Der Rest überlegt, ob es nicht noch andere Interessen als den Fußball gibt. Das ist keine schöne Situation für mich als Trainer. Ich erwarte eine Mammutaufgabe.“

Eine Verzweiflungstat? Ein Weckruf? Acht Wochen später bleibt die Erkenntnis: Team und Trainer haben sich offenbar zusammengerauft. Als Tabellensiebter hält die SG Tuchfühlung nach oben und hat derzeit mit dem Abstiegskampf nichts zu tun.

3. Anas Boukidar ist (bisher) der spannendeste Kicker
Zurzeit baut Boukidar sein Abitur am Arnsberger Franz-Stock-Gymnasium – und mischt in seiner Freizeit die „Bundesliga des Sauerlandes“ auf. Der 19-jährige Angreifer führt mit 14 Treffern die ligaweite Torjägerliste an. Kurios: Boukidar absolviert seine erste Saison im Seniorenfußball.

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„Ich möchte auf jeden Fall bodenständig bleiben, denn Talent haben viele. Ob etwas daraus wird, ist etwas anderes“, sagt der Stürmer des TuS Sundern. Die mindestens 15 eigenen Treffer, die er sich vor der Saison vorgenommen hatte, hat Boukidar beinahe schon jetzt erreicht.

4. Die „Exoten“ haben’s oft schwer
Der VfL Bad Berleburg ist Vierter, die SG Serkenrode/Fretter Sechste – doch drei der fünf Nicht-HSK-Teams müssen in der Bezirksliga 4 derzeit für jeden Punktgewinn hart arbeiten. Aufsteiger TuS Bremen (Elfter), die Sportfreunde Birkelbach (13.) und Schlusslicht GW Allagen könnten wohl bis zum Ende in akuter Abstiegsgefahr stecken.

5. Die Kultliga ist immer für Überraschungen gut
Normal – ist in der „Bundesliga des Sauerlandes“ wenig. Sportlich betrachtet überrascht nach neun Spieltagen vor allem der Einbruch des BC Eslohe, zuletzt Vizemeister, und von TuRa Freienohl, zuletzt Fünfter. „Wir haben in jeglicher Hinsicht eine Fußball-Lehrstunde bekommen und alle Grundtugenden des Fußballs vermissen lassen. So kann man gegen eine spielerisch so gute Mannschaft nicht bestehen“, sagte TuRa-Trainer Freddy Quebbemann am Sonntagabend, 9. Oktober, nach der 1:8-Klatsche beim FC Fatih.

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Sowohl die Freienohler als auch die Esloher mussten in dieser Saison schmerzlich auf viele verletzte und kranke Stammkräfte verzichten, gleichwohl ist der enorme Leistungseinbruch bis zu diesem Zeitpunkt überraschend.

6. In der Bezirksliga 4 fallen traditionell viele Tore
In der laufenden Spielzeit hat es in den 72 absolvierten Partien satte 322 Mal geklingelt. Das ergibt aufgerundet einen Schnitt von 4,5 Treffern pro Partie. Das Niveau ist indes deutlich ausgeglichener als noch in der Vorsaison, in der vor allem die vier späteren Absteiger regelmäßig viele Gegentreffer kassierten.

7. Liga zieht Fans an
Was beispielsweise in Ligen wie der Landesliga 2 oft nur in Ortsduellen geschafft wird, gibt es in der Bezirksliga 4 häufiger: Eine Besucheranzahl, die die 100-Zuschauer-Marke locker knackt.

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Im Mai empfing zum Ende der Vorsaison im Titelkampf der „Bundesliga des Sauerlandes“ der SV Schmallenberg/Fredeburg den BC Eslohe beim Heimspiel am Wormbacher Berg sogar vor etwa 1200 Zuschauern – das könnte doch eine schöne Zielmarke für den Besuch eines Bezirksliga-4-Spiels auch in dieser Saison sein.

8. Der Podcast zur Bezirksliga 4 wächst stetig
Seit Jahren begleitet diese Zeitung die „Bundesliga des Sauerlandes“ mit einem während der laufenden Saison wöchentlich erscheinenden Podcast. Die Sportredakteure Falk Blesken und Philipp Bülter sprechen über das Ligageschehen, analysieren das Sportliche – auch mit Protagonisten aus der Liga – und tauschen sich ebenso über die herrlichen Anekdoten und Geschichten, die die Kultliga bietet, aus. Neues Equipment, neue Plattformen, neue Formate: Unser Podcast wächst weiter – genau wie unsere Begeisterung für diese geile Liga.

9. Um einen Spruch sind die Protagonisten selten verlegen
Auch der eine oder andere humorvolle Spruch gehört zur Fußball-Bezirksliga 4 dazu, auch in dieser Saison. Nach der Partie des FC Neheim-Erlenbruch gegen TuRa Freienohl kam es zu unschönen Begleiterscheinungen. Freienohls Trainer Freddy Quebbemann wurde diffamiert.

Er erklärte unter anderem, dass er in der Emotionalität einem Zuschauer „vielleicht zugerufen habe, er wäre lieber ein Jahr länger zur Hauptschule gegangen“. Kurz danach hatten sich die Beteiligten aber auch wieder beruhigt.