Winterberg-Niedersfeld. Auch im Sauerland gibt es Wasserski. Ein Selbstversuch auf dem Hillebachsee, der unsere Reporterin teilweise an ihre Grenzen bringt. Mit Video.
„Nicht loslassen, nicht loslassen!“ Das sind meine Gedanken. Der Schmerz in den Armen wird deshalb verdrängt, während ich meine Runden auf Wasserski über den Hillebachsee drehe. Loslassen – ist keine Option. Denn ich will es unbedingt vermeiden, beim zweiten Selbstversuch im Rahmen unserer Serie „Tour de Ruhr“ richtig nass zu werden. Es gelingt. Auf dem Wakeboard allerdings werden mir meine Grenzen klar und deutlich vor Augen geführt. Wem das gelingt?
Der Hillebachsee
Einer jungen Wakeboarderin, die mit Tricks und Sprüngen zeigt, wie das Ganze eigentlich aussehen soll. Für Außenstehende war es mit Sicherheit lustig, für mich wortwörtlich ein Sprung ins Wasser. Doch der Reihe nach. Ich probiere mich gerne aus und stelle mich neuen Herausforderungen. Also stand außer Frage, dass ich mich im Rahmen der Serie „Tour de Ruhr“ auch auf der Wasserski-Anlage auf dem Hillebachsee in Winterberg-Niedersfeld austoben möchte. Die Voraussetzungen sind nicht schlecht, glaube ich: Denn sowohl im Schnee als auch auf dem Wasser stand ich schon auf Ski, im Schnee sogar auf dem Snowboard.
Zu Beginn werde ich mit dem richtigen Outfit ausgestattet: Neoprenanzug, Schwimmweste und Wasserski. An den Badeanzug habe ich selbst gedacht. Das Wakeboard wird mir auch angeboten, um reinzukommen nehme ich aber wohlweislich die Ski. Für die Probefahrt habe ich mir den perfekten Termin ausgesucht, denn eine Schulklasse nimmt die Chance bei bestem Wetter ebenfalls wahr und wagt sich aufs Wasser.
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Als erstes startet eine junge Wakeboarderin, die zeigt, wie man sich auf dem Wasser zu bewegen hat. Ohne Probleme und mit Sprüngen über die Rampe fährt sie voraus und bringt alle Anwesenden zum Staunen. Die zweite Schülerin führt jedoch allen vor Augen, dass es so leicht doch nicht ist. Kurz nach dem Start landet sie im Wasser.
Knackpunkt erste Kurve
Dann kommt er: mein Moment. Jeffrey Meurs, der Pächter der zum Restaurant HighFive gehörenden Wasserskianlage, gibt mir die kleine Holzstange, die über ein Band mit Seilzug verbunden ist. „Geh so tief in die Knie wie möglich, lass die Arme lang und dich dann einfach ziehen“, erklärt er mir noch. Einfacher gesagt als getan.
Ich höre nur ein Klicken – das ist das Startsignal. Jetzt geht es jeden Moment los, wann genau, weiß ich nicht. Plötzlich kommt ein Ruck und ich werde auf das Wasser gezogen. „Nicht loslassen, nicht loslassen“, ist alles, was ich dabei denke. Nach fünf Metern in dieser Haltung kann ich mich aufrichten. Danach die Erleichterung: Ich bin jetzt schon weitergekommen als 90 Prozent der Schüler.
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Im Stand ist das Fahren auch nicht schwierig, ich kann sogar im Slalom fahren. Doch nach 100 Metern geradeaus kommt die nächste Hürde auf mich zu: Die erste Kurve. In den Kurven ist das Problem, dass der Druck vom Seil kurz nachlässt und man dann wieder schnell gezogen wird. Man ist automatisch versucht, die Arme zum Körper zu ziehen – und fliegt dann mit dem Gesicht voraus ins Wasser.
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Dank ein wenig Erfahrung kenne ich den Trick: Ruhig bleiben und Arme lang lassen. Hilfreich sind die roten Bojen, die zur Orientierung dienen und beim Meistern der Kurve helfen. Hier aus der Bahn zu fallen, wäre mein Worst-Case, denn um den Hillebachsee zurückzulaufen, will ich mir ersparen. Aber kein Problem für einen „Profi“ wie mich. Mir machen die Kurven sogar am meisten Spaß. Hier nimmt man richtig Fahrt auf und wird mit viel Schwung wieder auf die gerade Bahn gezogen.
Die erste Runde fahre ich zu Ende und nach den drei Minuten merke ich, wie die Arme immer schwerer werden. Und das, obwohl sie bei mir als Handballerin wohl gut trainiert sein müssten.
Mit Euphorie aufs Board
Doch Aufgeben ist keine Option. Runde zwei und drei klappen gut. Eines merke ich immer mehr: Meine Arme tun wirklich weh. Ich hake mich schon mit dem Ellbogen um den Stab, um so ein wenig den Druck aus den Fingern zu bekommen. Nach der dritten Runde fahre ich durch die weißen Bojen, um zu zeigen, dass ich nicht weiterfahre. Mit viel Schwung geht es in Richtung Steg. Gut einen Meter vor dem Steg gleite ich ins Wasser.
Mit dem Adrenalinkick aus den erfolgreichen Runden auf den Ski, möchte ich auch die nächste Hürde meistern: Wakeboard fahren. Voller Euphorie nehme ich das Board, mit dem man auch über die Rampen springen darf, doch so weit soll ich gar nicht kommen. Ich höre das Klicken am Start und merke schnell, so wie auf den Skiern ist das nicht: Platsch, ich lande mit dem Gesicht voraus im Wasser.
Das Ego ist angekratzt
Erneut ist Aufgeben keine Option. Also setze ich gleich zur nächsten Runde an. Diesmal nehme ich den Tipp der jungen „Profi-Wakeboarderin“ an und halte das Seil an meine Hüfte. Kurze Zeit später liege ich wieder im Wasser. Die Euphorie ist schnell verflogen.
Mich nochmal anzustellen, ist mir zu viel. Mein Ego ist ziemlich angekratzt, vor allem, weil meine Wakeboard-Kameradin einmal mehr an mir vorbei über die Rampen fährt. Meine Profikarriere habe ich abgeschrieben, aber beim nächsten Mal werde ich es wieder versuchen und dann auch mit dem Wakeboard meine Runden drehen. Davon bin ich fest überzeugt. Die Arme? Der Muskelkater am nächsten Tag war da, aber auszuhalten.