Warstein/Arnsberg. Er wollte nur aushelfen – und entdeckte seine Leidenschaft neu: Alois Pollmann-Schweckhorst reitet wieder vermehrt selbst aktiv. Wie es dazu kam.

Dieser Formalie muss sich auch ein ehemaliger Nationenpreisreiter, der weltweit auf Turnieren erfolgreich war, beugen. „Ihr kennt mich doch, habe ich im ersten Moment gedacht“, erzählt Alois Pollmann-Schweckhorst und schmunzelt. Denn natürlich wusste er, dass sein Plan ohne diese Formalie früh scheitern würde. Also beantragte der 58-Jährige wieder einen „Reitausweis“, wie er die Jahresturnierlizenz der Deutschen Reiterlichen Vereinigung nennt, und kehrte in den Sattel zurück.

Deshalb hilft Pollmann-Schweckhorst aus

Wie es überhaupt zu diesem vielbeachteten Comeback des jetzt für den ZRFV Voßwinkel startenden Springreiters aus Warstein kam?

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„Eigentlich war ich ja nicht mehr aktiv und habe mich auf den Trainerjob konzentriert“, erzählt Pollmann-Schweckhorst. Er arbeitet unter anderem als Nationaltrainer Norwegens, und als sich dieses Engagement dem Ende entgegen neigt, erhält er eine Anfrage der Britin Alexandra Thornton. Diese schafft es mit seiner Hilfe sogar auf die so genannte Shortlist ihres Landes für einen Start bei den Olympischen Spielen. Allerdings entschließt sich Thornton anschließend, ein Jahr lang in England International Business zu studieren.

Alois Pollmann-Schweckhorst vor einigen Jahren beim Turnier in Voßwinkel.
Alois Pollmann-Schweckhorst vor einigen Jahren beim Turnier in Voßwinkel. © Stefan Knepper

Die Frage, die sich deshalb stellt: Wer reitet in er Zeit ihre Top-Pferde und hält sie auf dem entsprechenden Niveau? Die Antwort ist jedoch nach kurzer Überlegung schnell gefunden. „Ich kannte die Pferde. Ich wusste, wie sie geritten werden müssen, damit Alexandra anschließend wieder gut zurechtkommt“, sagt Alois Pollmann-Schweckhorst. Der in Warstein beheimatete Springreiter beendet deshalb sein Rentner-Dasein im Sattel, beantragt den „Reitausweis“ und ist zurück auf der Bühne, die jahrzehntelang sein Leben prägte.

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„Es ging mir dabei nicht um Weltranglistenpunkte oder um eventuelle Turniersiege“, sagt Pollmann-Schweckhorst. Ziel sei es gewesen, „dass die Pferde in Gang blieben“. Wer einmal auf internationalem Top-Niveau aktiv war und über die entsprechenden Pferde verfügt, kann auf dieses Level allerdings zügig zurückkehren. Den 58-Jährigen packt deshalb nach den ersten Turnieren ein wenig der sportliche Ehrgeiz. Er arbeitet mit den Pferden, er arbeitet an seiner eigenen körperlichen Verfassung – und er ist bald wieder im Kreis der Top-Reiter.

Rom statt Voßwinkel

Turniere bis zum Vier-Sterne-CSI bestreitet er. Mit Classic Dream belegt Pollmann-Schweckhorst beim Internationalen Springturnier in Gorla Minore/Italien im Großen Preis den dritten Platz. All das heizt seine Leidenschaft für das aktive Springreiten wieder an.

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Und obwohl Alexandra Thornton jetzt nach ihrem Studium wieder in den Sattel ihrer Pferde zurückkehrt, verabschiedet sich Alois Pollmann-Schweckhorst nicht wieder komplett ins Trainerdasein. „Ich möchte versuchen, mit meinen eigenen Pferden zweigleisig zu fahren“, erklärt er. Allerdings schränkt er ein: „Die Passion für das Springreiten steht im Vordergrund. Und so lange bis die Leute fragen, was macht der Pollmann denn da, möchte ich auch nicht im Sattel sitzen.“

Pollmann-Schweckhorst steht parat

Das eine oder andere Turnier in der Region wird ihn und seine Frau Pia jedoch in Zukunft auf der Starterliste erleben. Und auch als Ersatz für Alexandra Thornton, wenn diese für ihr Studium Auslandspraktika absolvieren muss, steht er parat. Nur die Voßwinkeler Reitertage, die am kommenden Donnerstag starten, die wird Pollmann-Schweckhorst verpassen. An diesem Wochenende weilt er mit Thornton nämlich beim Turnier in Rom/Italien – als deren Trainer: „In diesem Fall gilt: Beruf vor Berufung.“