Arnsberg-Vosswinkel. Nach zwei Jahrzehnten an der Spitze des ZRFV Voßwinkel zog sich Bernd Müller zurück. Seinen Nachfolger hat er in der eigenen Familie gefunden.

22 Jahre lang war Bernd Müller der starke Mann beim ZRFV Vosswinkel. 22 Jahre in denen sich viel getan hat, sowohl gesellschaftlich wie auch im und um den Verein herum. Vor wenigen Tagen hat Bernd Müller die erste Reihe als Vorsitzender des RZFV verlassen. Als klar wurde, dass Müller nicht mehr als Vorsitzender fungieren möchte, stellte sich schnell heraus, wer seine Nachfolge antreten wird. Mit seinem Sohn Philipp in der Funktion als neuer Vereinschef möchte der Verein die anstehenden Herausforderungen angehen und sich krisenfest für die Zukunft aufstellen. Im Interview haben wir mit Bernd und Philipp Müller über die kommenden Aufgaben,die Entwicklungen rund um den knapp 400 Mitglieder starken Verein und fehlendes ehrenamtliches Engagement gesprochen.

Die erste Frage geht an den Vater Bernd Müller. Hinter Ihnen liegen 22 Jahre Arbeit als erster Vorsitzender des Vereins, wie kam es nun Ihrem Rückzug?

Bernd Müller: Ich wollte eigentlich schon länger aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten, es hat sich aber niemand gefunden, der die Aufgaben übernehmen wollte. Und weil mein Sohn Philipp vor vier Jahren noch zu jung war, habe ich weitergemacht. Wäre ich damals gegangen, wäre es vermutlich das Ende unseres Vereins gewesen.

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Es fehlt also gerade an jungen Menschen, die in ihrem Verein Verantwortung übernehmen?

Philipp Müller: Ich glaube das geht vielen anderen Vereinen auch so, aber ja, bei uns ist das nicht anders. Wir haben den Vorstand inzwischen mit einigen jungen Leuten unterfüttert, aber auch hier war es jetzt nicht so, dass wir da die große Auswahl hatten. Wenn ich in den Verein gucke, kommen über diese Personen aber auch nicht mehr viele andere in Frage. Das ist schade.

Bernd Müller: Es ist wirklich so, dass sich kaum noch Leute finden, die ehrenamtlich Verantwortung übernehmen möchten. Wir haben dass damals als Clique gemeinsam gemacht, standen als Vorstand zusammen im Graben und haben das Fundament der neuen Reithalle ausgehoben - und hatten großen Spaß dabei. Für so etwas können sich heute kaum noch Menschen begeistern.

Woran liegt das ihrer Meinung nach?

Philipp Müller: Die heutige Generation hat viel mit Arbeit und Familie zu tun. Das Argument lasse ich aber nicht gelten, wieso sollte das in der Vergangenheit anders gewesen sein? Ich habe das doch bei meinem Vater gesehen, der auch hart gearbeitet hat und sich trotzdem stark in den Verein eingebracht hat. Wenn man will, ist das auch möglich. Mein Glaube ist, dass es sich die Gesellschaft an diesem Punkt zu einfach macht. Viele verstehen nicht den Sinn dahinter, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Bernd Müller: Das sehe ich ähnlich. Vor allem weil ein Verein wie unser doch vielen Menschen auch einiges mit auf den Weg gibt. Man lernt Verantwortung zu übernehmen, gerade im Zusammenhang mit einem Pferd, das jeden Tag bewegt und umsorgt werden muss. Wie man mit Menschen umgeht, was es für Regeln zu beachten gibt. Das sind Tugenden, die man im Verein sehr eindrücklich vermittelt bekommt.

Philipp Müller: Aktuell stirbt einfach eine Generation aus, für die es selbstverständlich war, in einem Verein zu sein und sich dort auch zu engagieren. Meine Generation spiegelt das leider nicht mehr wider.

Tochter und Vater: Kathrin Müller und Bernd Müller bei den Vosswinkler Reitertagen in diesem Jahr.
Tochter und Vater: Kathrin Müller und Bernd Müller bei den Vosswinkler Reitertagen in diesem Jahr. © Dietmar Reker

Trotz allem haben Sie das Amt Ihres Vaters übernommen. Warum?

Philipp Müller: Ich hätte die Aufgabe nicht übernommen, wenn ich nicht vollkommen von unserem aktuellen Vorstand überzeugt wäre. Das bin ich, schließlich haben wir ein gutes Team zusammen, sind wirtschaftlich gut aufgestellt. Es liegt jetzt an uns, den Verein wieder mit mehr Leben zu füllen und unsere Mitglieder vom Verein zu begeistern. Das ist die Aufgabe, die wir gemeinsam als Vorstand angehen möchten, trotz aller Herausforderungen die es dabei gibt.

Welche Herausforderungen meinen Sie?

Bernd Müller: Wir haben rund 400 Mitglieder, zwei Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. Gerade viele junge Mädchen fangen an, hören aber oft mit zwölf Jahren wieder auf. Das ist das Alter, in dem wir die jungen Mitglieder halten und für die Vereinsarbeit begeistern wollen. Die müssen wir versuchen zu halten, auch die Eltern wollen wir für unseren Verein gewinnen.

Philipp Müller: Ein ganz wichtiger Bestandteil wird es sein, die Wogen zwischen dem Verein und unserem Verpächter zu glätten. Wenn wir das schaffen, sind wir schon auf einem sehr guten Weg. Es gibt eine Menge für uns zu tun.

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Wieso müssen diese Wogen geglättet werden?

Bernd Müller: Darauf möchten wir hier nicht näher eingehen, aber es ist so, dass wir mit einer Option auf Verlängerung noch sieben Jahre auf dem Gelände sind. Wir wollen aber Planungssicherheit schaffen und auch wieder in die Anlage investieren, um unseren Mitgliedern und Besuchern zu zeigen, was der Verein im Stande ist auf die Beine zu stellen. Das haben wir in der Vergangenheit bei unserem Turnier immer geschafft und das wollen wir auch in Zukunft schaffen. Die Reitertage sollen auch in Zukunft ein Event sein, dass Reiter, Sponsoren und Besucher in Erinnerung bleibt.