München/Meschede. Anders als Fans und Experten war Alexandra Föster nach ihrem Auftritt im Hoffnungslauf nicht zufrieden. Was sie für das EM-Halbfinale ankündigte.

Die Zuschauer applaudierten, die Fernsehreporter redeten wieder vom „Ruderjuwel“, das auch bei der Europameisterschaft um die Medaillen mitfahren werde – einzig Alexandra Föster wollte zu dieser guten Stimmung nichts Weiteres beitragen. Obwohl die Ruderin des RC Meschede ihren Hoffnungslauf im Einer souverän gewann und an diesem Samstag im Halbfinale um den Einzug ins Finale am Sonntag fahren wird. Warum Föster die Euphorie bremste?

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„Es war heute ein bisschen besser als gestern“, sagte die 20-Jährige: „Aber nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Die Bedingungen sind durch den Gegenwind schwierig und ich komme nicht so gut klar damit.“ Gleichwohl setzte sich die Sauerländerin vom Start weg ab. Sie kontrollierte das Feld im Hoffnungslauf auf der Olympiastrecke von 1972 in Oberschleißheim und gewann in 8:32,98 Minuten vor der Slowenin Nina Kostanjsek (+2,99) sowie Viktorija Senkute aus Litauen (+8,67), die sich allerdings beide ebenfalls für das Halbfinale am Samstag (10.35 Uhr) qualifizierten.

Die Ausdauer fehlt

Doch auch ihr Trainer Sebastian Kleinsorgen sah weiterhin die Probleme, die zum vierten Platz im Vorlauf führten, der Föster den Umweg ins Halbfinale bescherte. „Wieder Wellen und Böen und dann kommt mit jedem Rennen eine zusätzliche Belastung“, sagte er und verwies damit auf das straffe Programm, welches Föster seit Wochen absolviert. Nach ihrem überraschenden Sieg beim Weltcupfinale in Luzern stand die U23-WM auf dem Programm, bei der sie ihren Titel erfolgreich verteidigte. Jetzt steckt sie mitten in der Europameisterschaft im Rahmen der European Championships in München, „obwohl ein langer Trainingsblock für die Ausdauer gut wäre“, sagte Kleinsorgen.

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Er rechnet deshalb mit einem schwierigen Halbfinale für seine Sportlerin. „Man merkt jetzt bei diesen durch den Wind geschuldeten Rennen, dass die Ausdauer einfach fehlt. Mit etwas Glück könnte es reichen“, ergänzte er mit Blick auf das Ziel Finaleinzug. Föster selbst gab sich kämpferisch. „Es wird nicht leicht“, erklärte sie zwar ebenso. Unter den Gegnerinnen im Halbfinale ist mit Karolien Florijn unter anderem die Weltcup-Gesamtsiegerin aus den Niederlanden. Aber: „Ich werde wahrscheinlich voll rausballern“, sagte Föster. Die besten drei Ruderinnen der beiden Halbfinals ziehen in das Finale am Sonntag ein.

Das sagt die DRV-Cheftrainerin

Dass die Sauerländerin zu diesen zählen wird, damit rechnet trotz der vom Heimtrainer Kleinsorgen gedämpften Erwartungen die Cheftrainern des Deutschen Ruderverbandes (DRV) Brigitte Bielig. Sie setzt Föster dabei nicht unter Druck, gesteht der jungen Ruderin (noch) alle Zeit der Welt zur Entwicklung ein. Und als einen solchen Entwicklungsschritt sieht Bielig den verpatzten Vorlauf. „Sie ist eine sehr junge Sportlerin und gerade aus solchen kleinen ,Patzern’ lernt man sehr viel“, erklärte die Cheftrainerin gegenüber dieser Zeitung. „Ich habe volles Vertrauen in Alex, dass sie im Semifinale unter die drei Erstplatzierten rudern wird und das Finale erreicht“, ergänzte Bielig. Dort sei das Ziel der Kampf um die Bronzemedaille, verriet Bielig. Gelingt das – würden am Sonntag auch die noch bremsenden Kleinsorgen und Föster mitjubeln.