Bochum/Eslohe. Ein langer Weg neigt sich für Philipp Hofmann dem Ende entgegen. Warum der Sauerländer erst mit 29-Jahren sein Bundesliga-Debüt feiert.
Der Moment wird ein besonderer für ihn sein. Wenn Philipp Hofmann an diesem Samstagnachmittag durch den Spielertunnel geht und dort das aus zigtausend Kehlen inbrünstig mitgesungene Lied „Bochum“ hört, wenn sich Gänsehaut einstellt, steht einer seiner Lebensträume kurz vor der Erfüllung. Mit mittlerweile 29 Jahren feiert der Sauerländer Fußballer im Trikot des VfL Bochum im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 sein Debüt in der 1. Bundesliga. Der Weg dorthin war ein langer, einer mit überraschend vielen unterschiedlichen Stationen.
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Denn eigentlich hatte Philipp Hofmann seine Bundesliga-Premiere bereits vor etwa zehn Jahren in Griffweite. Nach erfolgreichen Jahren in der Jugend des FC Schalke 04, er lebte sogar in einer Wohngemeinschaft auf dem Trainingsgelände der Königsblauen, unterschrieb der Sauerländer einen Profivertrag bei den Knappen. In den Wirren des Amtszeitendes von Trainermanager Felix Magath, des Kurzzeit-Intermezzos von Ralf Rangnick, der erneuten Inthronisierung von Huub Stevens, auf den dann für längere Zeit Jens Keller folgte, ging auch das Vertrauen in Hofmann, der 2012 noch die Schalker A-Jugend mit einem Tor im Finale zur deutschen Meisterschaft schoss, verloren.
Der Spielpraxis-Verleihe zum SC Paderborn 07 folgten weitere Stationen in der zweiten deutschen – und englischen – Liga. FC Schalke 04, SC Paderborn, FC Ingolstadt, 1. FC Kaiserslautern, Brentford FC, Greuther Fürth, Eintracht Braunschweig und Karlsruher SC – für diese Vereine ging der Sauerländer auf Torejagd. „Vor allem die zwei Jahre mit Brentford in der zweiten englischen Liga waren eine super Erfahrung für mich“, sagte Hofmann einst im Gespräch mit dieser Zeitung. „Vielleicht kam der Wechsel nach England etwas zu früh, aber deswegen bereue ich ihn nicht.“
In Winterberg geheiratet
Sein Fußball-Glück fand der Sauerländer, der seine Frau Chantal in Winterberg heiratete, mittlerweile Familienvater ist und in der Region weiterhin tief verwurzelt, nach den Jahren auf Wanderschaft erst beim KSC wieder. Dort wurde der kopfballstarke Strafraumstürmer mit dem starken linken Fuß so mit Flanken gefüttert und in Szene gesetzt, dass er einer der besten Torjäger der Liga wurde.
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Für den Klub erzielte Hofmann in 102 Pflichtspielen 51 Tore und steigerte so seinen Marktwert. Da sein Vertrag auslief, wechselt er ablösefrei nach Bochum, wo er einen Kontrakt bis 2024 unterschrieb. Ehe der Transfer endgültig wurde, musste der VfL allerdings den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga sichern, diese kleine Hintertür hielt sich Hofmann offen.
Schalke 04 bleibt unvergessen
Den Traum, in England Fußball zu spielen, erfüllte sich der 1,95-Meter-Hüne bereits, wenngleich die Premier League noch wartet. Der Traum, in der 1. Bundesliga zu spielen, geht an diesem Samstag in Erfüllung, da Hofmann nach der Vorbereitung und seinem ersten Pflichtspieltor beim Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals als gesetzt gilt.
„Bei uns sind es etwas andere Laufwege. Vielleicht war er es in Karlsruhe gewöhnt, zehn Sprints im Spiel zu machen, bei uns sind dann auch mal 20 gefordert“, sagte Thomas Reis, Trainer des VfL: „Natürlich muss er seine Herangehensweise ein bisschen verändern und gewisse Abläufe umsetzen, aber das kriegt er bestens hin.“
Hofmann erklärt „anne Castroper“
Die Bürde, nach dem Abgang von Sebastian Polter für die nötigen Tore zum erneuten Klassenerhalt sorgen zu müssen, wiegt deshalb nicht so schwer, glaubt man den Worten des Sauerländers. „Ich habe mir trotz der Vorwürfe, ich hätte in der Vorbereitung zu wenig Tore geschossen, keinen Kopf gemacht und habe darauf verwiesen, dass es erst ab Saisonstart zählt. Der ist gelungen, das gibt Auftrieb“, sagte der 29-Jährige im Interview mit „Sport1“ und antwortete schlagfertig auf die Frage, ob ihm der Ausdruck „anne Castroper“ was sage: „Ich stamme aus dem Sauerland und habe jahrelang ein paar Kilometer von der Castroper Straße entfernt gespielt – natürlich sagt mir der Ausdruck etwas. Hier im Ruhrgebiet fährt man ja auch „anne Tanke“, um den Wagen aufzutanken. Deshalb freut es mich, dass ich jetzt „anne Castroper“ spielen kann.“
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Und zwar Bundesliga, mit Derbys gegen Borussia Dortmund sowie seinen Ausbildungsverein Schalke 04. „Schalke hat mir den ersten Profivertrag gegeben, so etwas vergisst man nicht“, sagte Hofmann. Was immer für ihn persönlich anschließend auch folgte.