Willingen: Darum testet sich Lenard Kersting gegen die Stars

Willingen. Im Feld der Spezialisten beim Rollski-Rennen in Willingen war auch Lenard Kersting (Winterberg). Warum er sich im Langlauf testet – und wo noch.

Vier, fünf Minuten liegt sein Aus zurück, doch diese Zeit reicht Lenard Kersting zum Luftholen. Als sich Jan Stölben rasant den Anstieg mitten in Willingen hoch quält, feuert Kersting seinen einstigen Stützpunktkollegen lautstark an. Am Ende verpasst Stölben einige Runden später nahezu dramatisch den möglichen zweiten Platz beim Rollski-Rennen „Rund um den Sauerlandstern“, während Lenard Kersting die Sommerleistungskontrolle insgesamt mit einem ernüchternden Fazit beendet.

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Nach Jahren in der Nordischen Kombination ist für den 20-Jährigen des SK Winterberg aus Sicht des Deutschen Skiverbandes (DSV) dort kein Platz mehr. „Es geht um die Sprungleistung“, erklärt Jochen Behle, Sportdirektor des Stützpunktes Winterberg/Willingen, am Rande des Rollski-Rennens. Die DSV-Verantwortlichen setzen auf leichtere Athleten, die sich mit weiteren Sprüngen – so die Hoffnung – eine bessere Ausgangssituation für das Rennen in der Loipe schaffen können. „Man kann diese Meinung teilen, oder auch nicht“, sagt Behle.

Lenard Kersting: Kein Platz frei

Lenard Kersting müsste sein Gewicht um acht Kilogramm reduzieren. „Wo soll das bei diesem Modellathleten gehen?“, fragt Behle. Da dem Winterberger seitens des Verbandes zudem ein Stützpunktwechsel zwecks besserer Trainingsmöglichkeiten verwehrt wurde, ist Kerstings Zukunft in der Nordischen Kombination: nicht vorhanden.

Olympia-Stars bei Rollski-Rennen in Willingen

Das Rollski-Rennen "Rund um den Sauerlandstern" im Rahmen der Sommerleistungskontrolle der Langläufer des Deutschen Skiverbandes (DSV) gewann Katharina Hennig (Startnummer 33) vor Victoria Carl (34) und Laura Gimmler (37). Melina Schöttes (Oberhundem/51) kam auf Rang 19. Unter den Zuschauern war auch Jochen Behle (mit grellgelbem T-Shirt). © Falk Blesken | Falk Blesken

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Doch beenden möchte der in der Jugend so erfolgreiche Nordische Kombinierer seine Karriere im Leistungssport noch nicht. Nach dem Abitur am Sportinternat in Winterberg nutzt er die kommende Wintersaison als eine Art Orientierungs- oder Findungsphase, schnuppert ins Biathlontraining, probiert sich als Langläufer aus. Dazu gehört der klassische Start bei der Sommerleistungskontrolle der Langläufer in Willingen. Dass er das Rollski-Rennen „Rund um den Sauerlandstern“, bei dem ab der vierten von insgesamt zwölf Runden der jeweils letzte Läufer aus dem Feld genommen wird, früh beendet, überrascht Kersting wenig.

Behle und das große Aber

„Ich bin ohne große Erwartungen aus dem Training heraus gestartet“, erzählt er: „Dann gibt es gegen die Spezialisten eben auf die Mütze.“ Vor ihm muss lediglich sein Vereinskamerad Fabian Reich die Rollski abschnallen, die Entscheidung verfolgen beide als Zuschauer. Und sie sehen, wie Jan Stölben, der nach Jahren am Stützpunkt Winterberg/Willingen nun im Allgäu trainiert und für seinen rheinland-pfälzischen Heimatklub SLV Ernstberg startet, auf Rang zwei liegend am Ende der vorletzten Runde einen Zielsprint macht – und hinter der Ziellinie denkt, das Rennen sei beendet. Erst lautstarke Rufe der Trainer sowie der Verantwortlichen klären den Irrtum auf, aus dem Rhythmus ist Stölben aber komplett.

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Am Ende siegt Thomas Bing (Rhöner SV) souverän vor Albert Kuchler (Spvgg. Laim) und Friedrich Moch vom WSV Isny. Stölben belegt erschöpft Rang vier. „Ich weiß nicht, ob ich den Platz gehalten hätte, aber ich bin oben auf der Brücke falsch informiert worden“, ärgert er sich.

Katharina Hennig gewinnt

Bei den Damen gewinnt Olympiasiegerin Katharina Hennig (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal) vor Viktoria Carl (SCM Zella Mehlis) und Laura Gimmler (SC Oberstdorf). Melina Schöttes (SC Oberhundem) muss wie Kersting früh raus. Sie liebäugelt aber nicht mit einem Wechsel der Disziplin.

Jochen Behle (Mitte) verfolgte das Rollski-Rennen „Rund um den Sauerlandstern" im Rahmen der Sommerleistungskontrolle der Langläufer des Deutschen Skiverbandes (DSV) in Willingen. © Falk Blesken

„Lenard ist fleißig, er will Leistung bringen“, sagt Jochen Behle: „Aber es wird schwierig für ihn.“ Das gelte sowohl für einen Wechsel zum Biathlon als auch zum Langlauf. Diese Erkenntnis – gewinnt Kersting in Willingen ebenso. „Spaß hat es trotzdem gemacht“, sagt er.