Winterberg. Frauen in der Nordischen Kombination dürfen auch 2026 nicht bei den Olympischen Spielen starten. Das sorgt in Winterberg für Frust und Kritik.
Einen Plan B? Nein, den habe sie nicht, hatte Marie Naehring, Nordische Kombiniererin des Skiklubs Winterberg, erst vor wenigen Tagen im Gespräch mit dieser Zeitung ehrlich erklärt. Nun ist das Worst-Case-Szenario für Sportlerinnen und Sportler wie das 18-jährige Top-Talent aus dem Sauerland eingetreten: Die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat entschieden, die Nordische Kombination, also die Kombination aus Skispringen und Skilanglauf, für Frauen nicht zu den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo zuzulassen.
Diese Nachricht – war ein Schock für den Deutschen Skiverband. Im Sozialen Netzwerk Instagram machte der Verband seinem Frust Luft: „Die Enttäuschung ist riesig, zumal die Entscheidung den Verbleib der Herren im Programm nach 2026 in Frage stellt. Ein schwerer Tag für unsere Sportart.“
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Für Athletinnen wie die Winterbergerin Marie Naehring platzte mit dem Entschluss derweil konkret der Traum, in vier Jahren bei den Weltspielen in Italien in der Nordischen Kombination starten zu können. „Die Enttäuschung ist sehr groß. Ich war eigentlich positiv eingestellt – und dann sowas“, zeigte sich das Talent im Gespräch mit dieser Zeitung fassungslos und ergänzte: „Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen. Trotzdem ändert sich für mich nichts – ich bleibe bei der Kombination und gehe meinen Weg.“
Winterberg: Das kritisiert Marie Naehring am IOC
Die Nordische Kombination ziehe zu wenige Zuschauer an, hatte das IOC bemängelt, und übte ebenfalls Kritik daran, dass die insgesamt 27 Medaillen in dieser Sportart, die bei den vergangenen drei Olympischen Winterspielen errungen worden waren, an Athleten aus nur vier verschiedenen Nationen gingen. „Mir fehlen die Worte, weil die Argumente, die das IOC gebracht hat, mehr als Schwachsinn sind“, bezog Marie Naehring klar Stellung.
Die 18-Jährige war zuletzt vom Deutschen Skiverband in die Lehrgangsgruppe 1a „befördert“ worden und gilt als eines der größten Talente in der Nordischen Kombination. Weil die Wächter über das olympische Programm seit einiger Zeit auf Ausgewogenheit, auf die identische Anzahl an Wettbewerben in einer Sportart für Männer und Frauen, pochen, könnte der geplatzte Olympia-Traum für die Frauen auch fatale Folgen für die Nordischen Kombinierer haben. Zwar dürften sie 2026 in Mailand und Cortina starten, so das IOC, doch die Lage ist bedrohlich. „Das ausschlaggebende Argument für den Verbleib der Nordischen Kombination im olympischen Programm für Mailand/Cortina 2026 war die Situation der männlichen Athleten, für die die Olympischen Spiele nur noch dreieinhalb Jahre entfernt sind und die sich bereits seit vielen Jahren auf diese Spiele vorbereiten“, erklärte das IOC.
Bedeutet: Auch für heimische Kombinierer, die einen Olympia-Traum hegen, könnte sich dieser mittelfristig von selbst erledigen – keine allzu hoffnungsvolle Perspektive.
Sauerland: Jubel bei den Rennrodlerinnen
Jubeln durften dagegen die Rennrodlerinnen. Als eine von acht neuen Disziplinen ist der Doppelsitzer der Frauen für Olympia 2026 zugelassen worden. Neben den bisherigen Rennen im Einzel der Frauen und Männer, dem Doppelsitzer der Männer und der Team-Staffel wird der Frauen-Doppelsitzer die fünfte olympische Rodeldisziplin im Eiskanal. Zudem wird der Frauen-Doppelsitzer auch in die olympische Teamstaffel mit aufgenommen.
„Die Entscheidung, Frauen-Doppelsitzer mit ins olympische Wettkampfprogramm aufzunehmen, finde ich natürlich für unseren Rodelsport sehr, sehr gut. Wir streben natürlich an, bei den nächsten olympischen Wettkämpfen bei den Damen im Doppel erfolgreich mitzufahren und Medaillen zu gewinnen“, erklärte Bundestrainer Norbert Loch.
Mit Cheyenne Rosenthal winkt damit einer weiteren Athletin aus dem Sauerland künftig der Gewinn olympischer Medaillen. Ende Januar dieses Jahres hatte die Sportlerin des BSC Winterberg gemeinsam mit Jessica Degenhardt (RRC Altenberg) in der Veltins-EisArena in Winterberg die erste Weltmeisterschaft im Frauen-Doppelsitzer gewonnen. „Der Doppelsitzer der Frauen ist definitiv eine Bereicherung nicht nur für die Disziplin und uns junge Damen, sondern auch zur weiteren Repräsentation unseres Rodelsports. Zudem bietet es den Mädels, die es nicht direkt in den Weltcup schaffen oder im Juniorenalter im Einzel nicht weiterkommen, eine echte Alternative“, sagte sie.