Winterberg. Es geht um die Zukunft einer ganzen Sportart – und um die von Marie Naehring (Winterberg). Die Nordische Kombination blickt zum IOC.

Marie Naehring adressierte diese Bitte direkt und unmissverständlich an die Verantwortlichen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). „Bitte lasst unseren Traum wahr werden“, schrieb die Nordische Kombiniererin des SK Winterberg auf ihrer Instagram-Seite. Sie eröffnete damit bereits vor einiger Zeit eine Kampagne, welche in den vergangenen Tagen weiter Fahrt aufnahm. Denn an diesem Freitag entscheidet das IOC nicht nur über Marie Naehrings Zukunft, sondern über die einer gesamten Sportart.

IOC entscheidet

An diesem Freitag entscheidet das IOC über die Aufnahme der Nordischen Kombination der Frauen in das Programm der Olympischen Winterspiele 2026, die in Mailand und Cortina d’Ampezzo ausgetragen werden. Die große und berechtigte Sorge: Sollten sich die Verantwortlichen gegen die Aufnahme entscheiden, könnte das vier Jahre später auch das Aus für die Herren bedeuten. Bekanntermaßen pochen die Wächter über das olympische Programm seit einiger Zeit auf Ausgewogenheit, auf die identische Anzahl an Wettbewerben in einer Sportart für Männer und Frauen.

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Bei den zurückliegenden Olympischen Winterspielen in China gab es aus diesem Grund zum Beispiel erstmals den Monobob der Frauen, in dem Laura Nolte, Pilotin des BSC Winterberg und Olympiasiegerin im Zweierbob, auf den vierten Platz fuhr.

Marie Naehring, Nordische Kombiniererin des SK Winterberg. 
Marie Naehring, Nordische Kombiniererin des SK Winterberg.  © DSV | Deutscher Skiverband

„Ich bin guter Dinge, dass wir Frauen 2026 zu den Olympischen Winterspielen fahren werden“, sagte Marie Naehring auf Nachfrage. Die 18-Jährige wurde vom Deutschen Skiverband (DSV) in die Lehrgangsgruppe 1a „befördert“ und gilt als eines der größten Talente in der Nordischen Kombination. Nach einem furiosen Auftritt im Sommer Grand Prix 2021 ereilte Naehring im Winter jedoch ein wenig Verletzungspech. „Vor dem ersten internationalen Wettkampf hat sie sich einen Bänderriss zugezogen – beim Fußballspielen zum Aufwärmen“, erzählte Timo Drebs, Sportwart des SKW, damals. Alle Planungen wurden dadurch über den Haufen geschmissen, das Weltcup-Debüt in die kommende Saison verschoben. Mit dem Start beim European Youth Olympic Festival in Lahti erlebte die Sauerländerin aber noch ein Highlight zum Ende des Winters.

Frenzel hofft auf Kompromiss

Nun heißt es Daumen drücken für eine (olympische) Zukunft in der Nordischen Kombination. Was für die „NoKo“ spricht: Der Zweikampf aus Skisprung und Langlauf ist eine von nur sechs Disziplinen, die bei allen Winterspielen zum Programm gehörte. Doch es gibt auch kritische Stimmen, schließlich hatten zuletzt nur noch drei Nationen – Deutschland, Norwegen und Österreich – realistische Siegchancen, mit Abstrichen noch Japan und Finnland.

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Zu einer kompletten Streichung dürfte es dennoch kaum kommen. Auch der dreifache Olympiasieger Eric Frenzel hält einen Mittelweg für die wahrscheinlichste Lösung. Denkbar wäre es, „einen Mixed-Wettbewerb statt unserer Staffel“ ins Programm zu nehmen, so der 33-Jährige. Um Platz für die Frauen zu schaffen, könnten zudem nur noch drei statt vier Männer pro Wettkampf starten.

Weltcup seit 2020

Für die Frauen wäre ein erneutes Abschmettern des Antrags eine herbe Enttäuschung, schließlich haben sie, wie vom IOC gefordert, große Fortschritte vorzuweisen: Seit 2020 gibt es einen Weltcup, seit 2021 gehören sie zum WM-Programm. Das Leistungsgefälle schrumpfte.

Und wie reagiert Marie Naehring, wenn es doch nichts wird mit dem Ziel Olympia 2026 in Cortina d’Ampezzo? Die Winterbergerin, die sich aktuell im Sommertraining befindet, antwortete ohne zu zögern: „Ich habe keinen Plan B.“