Sundern-Westenfeld. Er ist topfit – und stand doch bereits mehrfach an der Schwelle zum Tod: der Sunderner Sportler Alexander Plebs (50) über sein „viertes Leben“.

„Es geht mir sehr gut.“ Sätze wie diese klingen banal – nicht aber bei Menschen wie Alexander Plebs. Der 50-Jährige stand bereits mehrfach an der Schwelle zum Tod, denn aufgrund einer Primär sklerosierenden Cholangitis (PSC), einer chronischen Entzündung der Gallenwege, wird seine Leber immer wieder folgenschwer angegriffen. Konsequenzen waren in den vergangenen Jahren drei Transplantationen – jedes Mal hat der Westenfelder gesiegt. Nun will Alexander Plebs mehr denn je auf das wichtige Thema der Organspende aufmerksam machen.


Plebs, den diese Zeitung im November 2019 im Zuge der Serie „Mutmacher“ porträtiert hat, ist ein Kämpfer. Seit er 2014 aufgrund seiner Erkrankung erstmals eine neue Leber transplantiert bekommen hat, wirbt er vehement für die Organspende.

Transplantierter Sunderner über das Ringen mit dem Tod

Dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages Anfang dieses Jahres die sogenannte „doppelte Widerspruchslösung“ bei der Organspende abgelehnt hatten, enttäuscht den Westenfelder noch immer. Der Plan, dass künftig jeder als Organspender in Frage kommen könnte – außer, er oder sie widerspricht – hatte als Gesetzentwurf keine Mehrheit gefunden. „Ich kämpfe total gegen dieses Gefühl der Gleichgültigkeit. Der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau hat gesagt: ,Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.’ Das halte ich für einen sehr guten Leitspruch zur Organspende. Es sollte ein Zwang bestehen, sich entscheiden zu müssen, ob man nach dem Tod Organe spendet. Das sollte man aus meiner Sicht einem mündigen Bürger abverlangen können. Wenn man sich zumindest mit der Organspende beschäftigt und dann sagt, dass man das nicht will, ist es für mich okay“, sagt Plebs.


Noch Ende des Jahres 2019 hatte sich der Sauerländer einer erneuten Lebertransplantation unterziehen müssen. „Es war absehbar, dass es nicht mehr lange gut gehen würde“, erzählt Plebs. Nach seiner zweiten Lebertransplantation lag er im künstlichen Koma – doch das Organ, das von einem Unfallopfer stammte, funktionierte in seinem Körper nur unzureichend.

Mit der höchsten Dringlichkeitsstufe wurde erneut nach einer Leber gefahndet – und diese auch gefunden. Der Familienvater überstand auch seine dritte Transplantation, feierte seinen 50. Geburtstag und konnte weiterleben. „Geholfen hat mir auch meine Fitness, die ist einfach ein Riesenpfund für mich“, sagt der Sportler, der seit einigen Jahren an sportlichen Großveranstaltungen für Transplantierte teilnimmt.


Dass das Leben mit einem neuen Spenderorgan aber jederzeit eine Kehrtwende nehmen kann, wissen Alexander Plebs und seine Familie mittlerweile bestens. Gewichtszunahmen, Gewichtsverluste, vermehrte Untersuchungen und langwierige Behandlungen im Krankenhaus: Nicht nur physisch, sondern ebenso psychisch sind all diese Begleiterscheinungen belastend.

Neuen Mut fasst Plebs unter anderem durch die Geschichten vieler Bekannter und Freunde, die ähnliche Schicksale wie er meistern. Und auch ein prominentes Beispiel bewegt ihn: Rennfahrerlegende Niki Lauda, der vor einem Jahr im Alter von 70 Jahren verstarb, hatte sich nach seinem Horrorunfall 1976 auf dem Nürburgring ins Leben zurückgefightet und insgesamt vier Transplantationen überstanden. Alexander Plebs: „Diese positive Power, die Niki Lauda hatte, war der Wahnsinn. Ich denke im Bezug auf ihn und auch mich selbst immer: Es ist alles eine Sache des Willens, und es lohnt sich, zu kämpfen!“

Sauerländer Sportler über das Leben mit der Gefahr

Jetzt, in der Coronakrise, muss Alexander Plebs mit einer noch größeren Gefahr leben, als er sie ohnehin schultern muss. Als Mitglied der Risikogruppe habe er ein hundertfach höheres Sterberisiko als normale Menschen, sagt Plebs.


Im Alltag sei er vorsichtig, überlasse das Einkaufen seiner Frau oder Tochter, sagt aber: „Ich habe keine Angst vor dem Coronavirus. Einschränkungen wie die, dass ich die Feier zu meinem 50. Geburtstag wieder absagen musste oder derzeit nicht mit meinen Kumpels kicken kann, sind natürlich trotzdem schade.“


Um fit zu bleiben und gleichgesinnte Sportverrückte zu treffen, geht Alexander Plebs aktuell vor allem gerne wandern, fährt Fahrrad oder läuft. Da die Deutschen Meisterschaften für Transplantierte und Dialysepatienten im Hunsrück und auch die Europameisterschaften in Dublin in diesem Jahr nicht stattfinden können, möchte er zunächst vor Ort weiter für das Thema Organspende werben. „Durch drei Menschen, die gestorben sind, darf ich weiterleben. Das ist ein großes Geschenk, das man nicht hoch genug bewerten kann“, sagt Alexander Plebs. Dabei weint er.