Meschede-Freienohl. Jens Bürger hütet unfreiwillig das Tor der TuRa Freienohl II. Mit Erfolg: Seitdem Bürger im Kasten steht, gibt es für die TuRa nur noch Siege.
Das Torwarttrikot und die dazugehörigen Handschuhe konnte Jens Bürger am vergangenen Wochenende im Schrank lassen. Das Spiel seiner Mannschaft, TuRa Freienohl II, in der Fußball-Kreisliga B Arnsberg gegen den SC Neheim II wurde aufgrund von Corona-Fällen auf Freienohler Seite abgesagt. In der derzeitigen Situation nichts ungewöhnliches. Ungewöhnlich ist allerdings die Tatsache, dass der 30-Jährige aus Freienohl eigentlich Feldspieler ist und in der Rückrunde bis auf Weiteres das TuRa-Tor hüten wird. Die Sauerlandsportredaktion spricht mit dem Aushilfstorwart über die Gründe, sportliche Ziele und Corona.
Herr Bürger, als sich Stammtorwart Patrick Rückriem einer Knie-Operation unterziehen musste, ahnten Sie da schon, dass Ihr Weg vom Feld ins Tor führen würde?
Jens Bürger: Zunächst eigentlich nicht. Der Plan unseres Trainers Hussein Nouhi war erst ein anderer. Im Gespräch war, dass Maximilian Rüntker, der jahrelang bei uns Torwart war, aushelfen sollte. Doch aufgrund einer Verletzung steht Maxi leider auch nicht zur Verfügung. Unser Coach hat sich wohl dann auch daran erinnert, dass ich in der Vergangenheit bei uns hin und wieder mal im Training im Tor stand (schmunzelt). Daher war es dann klar, dass ich ins Tor gehen sollte.
War es denn für Sie als Feldspieler eine große Umstellung?
Eine große Umstellung war es eigentlich nicht. Ich war in der Jugend sogar zwei Jahre lang Torwart. Ich gebe aber schon zu, dass es für mich ein Sprung ins kalte Wasser war. Aber halt nicht ins ganz kalte.
Ihre Bilanz als Keeper ist jedenfalls positiv: Zwei Saisonspiele, zwei Siege. Normalerweise dürfte Sie TuRa-Coach Hussein Nouhi bei dieser Bilanz doch eigentlich nicht mehr aus dem Tor nehmen, oder?
Wenn die Serie weiter ausgebaut werden soll, dann dürfte er es strenggenommen nicht machen (lacht). Ich versuche ihm die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen (schmunzelt). Nein, im Ernst: Wir haben mit Patrick Rückriem einen klasse Rückhalt und hoffen alle, dass Patrick schnell wieder fit wird. Ich sehe mich in Zukunft schon eher wieder als Feldspieler.
Freienohl II ist derzeit Tabellenfünfter mit fünf Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Türkiyemspor Neheim-Hüsten, hat aber ein Spiel weniger ausgetragen. Sind Sie über den bisherigen Saisonverlauf überrascht?
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Überrascht eigentlich nicht. Unser Ziel war es schon, so lange wie möglich im oberen Drittel mitzuspielen. Dass wir nun sogar im Aufstiegsrennen mit dabei sind, ist dann aber schon überraschend. Auch angesichts der Tatsache, dass unsere Vorbereitungen im Sommer und Winter wegen Corona alles andere als rund liefen.
Glauben Sie, dass diese Saison trotz der Corona-Pandemie regulär beendet wird?
Das denke ich schon, auch wenn wir jetzt bei uns auch positive Fälle haben. Ich gehe davon aus, dass sich die Situation spätestens Mitte März beruhigt und alles besser wird.
Stichwort Corona: Auch Ihre Mannschaft hat es nun erwischt. Hatten Sie in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren jemals ein mulmiges Gefühl, wenn Sie auf den Platz gegangen sind?
Ein mulmiges Gefühl hatte ich überhaupt nicht. Ich habe mich dreimal impfen lassen, halte mich an die Hygieneregeln und zudem findet unser Sport an der frischen Luft statt. Daher mache ich mir keine Gedanken darüber. In den Hochzeiten von Corona haben wir beispielsweise als weitere Maßnahme die Kabinen nicht benutzt. Es halten sich bei uns im Verein jedenfalls alle sehr vorbildlich an die Corona-Regeln.
Aushilfstorwart, zurzeit Jugendleiter und in der Vergangenheit haben Sie auch eine Jugendmannschaft trainiert: Was treibt Sie an, sich so sehr beim TuRa Freienohl zu engagieren?
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Da ich seit meinem vierten Lebensjahr für TuRa spiele, bin ich dem Verein schon sehr verbunden. Dass ich nun auch als Torwart aushelfe, ist für mich selbstverständlich. Generell ist es so: Wenn jemand im Verein meine Hilfe braucht, engagiere ich mich auch sehr gerne.
Sie sind Fan des Fußball-Zweitligisten Schalke 04. Was würden Sie als realistischer einschätzen: Die Bundesliga-Rückkehr ihrer Königsblauen oder den A-Liga-Aufstieg mit TuRa Freienohl II?
(lacht) Gemeine Frage! Ich würde eher auf den Bundesliga-Aufstieg meiner Schalker setzen. Nicht weil ich uns den Aufstieg nicht zutrauen würde, sondern weil wir mit Türkiyemspor Neheim-Hüsten, TuS Bruchhausen und dem SSV Stockum sehr stark besetzte Mannschaften vor uns haben. Wir wollen bis zum Ende im oberen Drittel mitspielen. Wenn uns das gelingt, dann haben wir eine klasse Saison gespielt und können auf jeden Fall zufrieden mit uns sein.