Winterberg. Sie hatte sich mehr erhofft: Jacqueline Lölling beendete die Olympischen Spiele auf Rang acht. Hannah Neises Olympiasieg tröstete sie etwas.
Jacqueline Lölling ahnte es bereits vor den Olympischen Winterspielen in Peking in unserem Wintersport-Podcast „Mit Kaffee und Kufen“. „Hannah hat keinen Druck. Ihr großes Ziel war immer, 2026 bei Olympia zu starten“, sagte Lölling, Olympia-Zweite von 2018, über ihre Teamkameradin. Doch Neise als Geheimfavoritin auf den Olympiasieg zu bezeichnen? So weit wollte Lölling nicht gehen. Jetzt ist die 21-jährige Neise Olympiasiegerin – und Lölling?
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„Sie hatte überhaupt keinen Druck und hat ihr Ding durchgezogen. Mein größter Respekt vor dem, was sie hier die letzten beiden Tage gemacht hat“, sagte die aus Brachbach stammende Pilotin der RSG Hochsauerland über Neise. Sie selbst wurde nur Achte, war darüber ein wenig enttäuscht. Aber Neises Gold sowie Gold und Silber der Herren am Vortag schmälerten ihren Frust. „Die Medaillen tun unserem Sport gut. Wir sind immer ein wenig im Hintergrund, jetzt haben wir gezeigt, was wir können. Darauf können wir stolz sein“, sagte Lölling.
Lölling fällt zurück
Sie selbst hatte es nur mit einer Ausnahmegenehmigung nach Peking geschafft, war in der Weltcupsaison an der internen Qualifikation von drei Top-Acht-Plätzen gescheitert. Im Yanqing National Sliding Centre betrug ihr Rückstand auf Olympiasiegerin Neise am Ende 1,73 Sekunden. Ihren Startrückstand konnte die Weltmeisterin von 2017 trotz der langen Bahn durch ihr fahrerisches Können nicht aufholen – weil ihr keine perfekten Läufe gelangen. Sie haderte: „Ich habe viele Fehler gemacht, die haben sich bei meinen Startzeiten dann anders ausgewirkt als bei anderen. Am Ende ist es so wie es ist. Natürlich bin ich enttäuscht, es hat einfach nicht gereicht.“ Im entscheidenden vierten Lauf rutschte sie sogar noch von Rang sechs auf acht ab.
Hannah Neise- Ihre emotionalen Momente bei Olympia
Auf eben diesem startete Hannah Neise als Jüngste im deutschen Team nach verpatztem Auftakt in die olympischen Rennen. Doch schon im zweiten Lauf rauschte Neise auf Platz zwei, übernahm im dritten Durchgang mit dem Bahnrekord von 1:01,44 Minuten die Führung und setzte im Finale noch einen drauf: Mit der Laufbestzeit und letztlich 0,62 Sekunden Vorsprung vor der überraschenden Zweiten Jaclyn Narracott aus Australien.
Neises Vorbild? Lölling
Ihr Vorbild? „Natürlich ist Jacka mein Vorbild“, antwortete Neise mal im Gespräch mit dieser Zeitung auf die Frage. In Peking hat sie ihr Vorbild in ihren Schatten gestellt. „Hannah kann sehr gut fahren. Sie macht wenig Fehler und wenn sie mal einen macht, bleibt sie ruhig. Sie hat ein richtig gutes Fahrgefühl“, sagte Chef-Bundestrainer Christian Baude – über Neise. Das trifft auch auf Lölling zu, eigentlich – denn ihr Fahrgefühl ließ sie ausgerechnet in dieser Olympia-Saison im Stich.