Winterberg. Eine sensationelle Vorstellung brachte Francesco Friedrich in Winterberg den zwölften Saisonsieg. Auf was der Bobpilot eindrucksvoll antwortete.

Johannes Lochner lachte. Denn diese Frage, die ihm nach dem Rennen im Zweierbob beim Weltcup in Winterberg gestellt wurde, kennt der Mann vom bayrischen Königssee nur zu gut: Wie kann es gelingen, Francesco Friedrich zu schlagen? „Das Geheimnis sucht die ganze Bobwelt“, antwortete Lochner. Und dann erklärte er, warum im Hochsauerland wieder Friedrich siegte, obwohl beide nach dem ersten Lauf nur etwas mehr als ein Wimpernschlag trennte.

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Der Rekordweltmeister vom BSC Oberbärenburg feierte in der Veltins-EisArena seinen bereits zwölften Saisonsieg. Mit Anschieber Alexander Schüller setzte er sich mit 0,33 Sekunden Vorsprung vor Johannes Lochner und dessen (Olympia-)Anschieber Florian Bauer durch. Rang drei belegte der Kanadier Justin Kripps. Christoph Hafer (BC Bad Feilnbach), der mit Anschieber Matthias Sommer (BSC Winterberg) startete, wurde Fünfter.

Rekordjagd in Winterberg

Bereits im ersten Lauf zeigte sich, dass der Weg zum Sieg wie von Cheftrainer René Spies im Vorfeld gefordert nur über die deutschen Bobs führen würde. Lochner legte in 54,94 Sekunden einen neuen Bahnrekord vor, Friedrich konterte und holte sich seinen vor etwa sechs Jahren mit 55,02 Sekunden aufgestellten Rekord mit 54,89 Sekunden zurück. „Das war schon ein bisschen aufregend“, sagte Friedrich später: „Wir wussten, dass wir exakt runter fahren mussten, denn wir wollten ja nicht unseren Bahnrekord hier abgeben.“

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Während nur fünf Hundertstelsekunden die beiden deutschen Top-Piloten vor Lauf zwei trennten, lagen im Endklassement 33 Hundertstelsekunden zwischen ihnen. „Bei ihm passt einfach alles“, sagt Lochner anerkennend. Ein Beispiel? Während die meisten Crews im zweiten Durchgang einen Hauch langsamer starteten, legte Friedrich einen Wimpernschlag zu. Während die meisten Crews im zweiten Lauf eine etwas langsamere Endzeit hatten, bestätigte Friedrich den Bahnrekord.

Geheimnis? „Alles erklärbar“

„Es ist alles erklärbar“, sagte Lochner über Friedrichs Erfolgsgeheimnis: „Wenn wir am Start hinten sind, darf uns in der Bahn kein Fehler passieren. Das ist aber nicht einfach umzusetzen.“ Ein Geheimnis ist Friedrichs Erfolg nämlich eigentlich nicht. Der 31-Jährige, der bei den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) im Zweier mit Thorsten Margis starten wird, hat sich das beste Material erarbeitet, besitzt eine beeindruckende Athletik sowie ein brillantes Gefühl an den Lenkseilen. Und er ist absolut akribisch.

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Ein weiteres Beispiel? „Unten haben wir eine Hundertstel verloren“, sagte Friedrich mit Blick auf seinen zweiten Lauf. Eine Hundertstel. „Wir müssen trotzdem mal schauen, woran es gelegen hat“, ergänzte er. Ein verlorenes Rennen wie unlängst in Sigulda (Rang 12) – zum ersten Mal nach über einem Jahr hieß der Sieger nicht Francesco Friedrich – wurmt den Doppel-Olympiasieger nämlich nicht nur, es treibt ihn an.