Winterberg. Das erste Rennen in Winterberg nur knapp gewonnen? Das ließ Francesco Friedrich nicht auf sich sitzen – und holte sich souverän Bob-Rekorde.

Der eine oder andere mag Francesco Friedrich im Vorfeld des Bob-Weltcups in Winterberg nicht geglaubt, mag sogar von Prahlerei gesprochen haben. „Selbst wenn bei uns eine Kufe nicht so läuft, ist sie immer noch sehr gut“, sagte Friedrich zum Beispiel und ergänzte: „Es wird schwierig, uns vorne abzulösen.“ Sollte es tatsächlich Ungläubige gegeben haben, belehrte der Sachse sie in zwei Viererbob-Rennen eines Besseren – und stellte nach dem ersten Sieg am Samstag einen Tag später eindrucksvoll weitere Rekorde auf.

Friedrich ein Jahr ungeschlagen

Johannes Lochner, diesem bayrischen Burschen vom Königssee, ist der Bob-Weltcup in Winterberg ein Genuss. Weil mit Christopher Weber einer seiner Anschieber aus Dortmund stammt und für den BSC Winterberg startet. Webers Fans verwandelten die Tribüne im Ziel der Veltins-EisArena bereits mehrfach in eine Art Südtribüne light. „Wir haben Bock auf das Wochenende“, sagte Lochner. In Winterberg sollte der Dauerangriff auf den Bob-Dominator Francesco Friedrich endlich von Erfolg gekrönt sein. Einer machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung: Sein Lieblingsrivale Francesco Friedrich.

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Der Pilot des BSC Sachsen Oberbärenburg gewann beide Rennen im Viererbob und steht somit bei insgesamt 60 Weltcupsiegen, davon 22 in Folge. Seit einem Jahr fährt Friedrich ungeschlagen durch die Eisbahnen dieser Welt. Der Rekordweltmeister greift nach immer weiteren Rekorden. Chef-Bundestrainer René Spies sagte zur Vorstellung seiner Nummer eins in Winterberg: „Vor allem das Rennen am Sonntag war eine Galavorstellung von Franz.“

Angriff abgewehrt

Erst wehrte Friedrich den Angriff von Lochner um fünf Hundertstel ab, in dem er am Samstag von Rang drei auf eins fuhr. Dann änderte er etwas an der Material-Einstellung („Wir haben den ganzen Nachmittag am Schlitten geschraubt“) und fuhr am Sonntag mit 0,30 Sekunden einen größeren Vorsprung heraus. Mit seinem Team Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller setzte er sich vor dem Briten Brad Hall durch. Dritter wurde der Österreicher Benjamin Maier. „Wir sind größeres Risiko heute gegangen und wurden belohnt“, sagte Friedrich. Lochner kam nach Platz zwei zuvor diesmal auf Rang fünf.

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Friedrich vertraute in Winterberg erneut seinem Erfolgsrezept. „Wir geben immer weiter Gas, wir haben immer wieder neue Ideen und genug Feuer im Köcher“, erklärte er. Auf Grund dieses Ehrgeizes ist der Sachse der große Favorit auf die Bob-Goldmedaillen bei den Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar). Im Vorjahr gewann er neben WM-Gold im Zweier und Vierer alle Weltcup-Rennen bis auf eines, damals hatte in Innsbruck wer die Nase vorne? Johannes Lochner.

Lochner ratlos

Eine Niederlage ficht Friedrich aber nicht an. „Ein Rennen, okay. Aber so lange die Konkurrenz nicht fünf Schritte auf einmal aufholt, wird es für sie schwer, uns vorne abzulösen“, sagte er. Denn sein Team sei auch in puncto Material auf einem derart hohen Niveau, „dass selbst wenn etwas nicht läuft, wir nicht total ins Klo greifen“. Die beiden Rennen in Winterberg dienten als neuerlicher Beweis dafür. Und wenn doch etwas kolossal schief läuft? „Dann müssen wir halt einen Zehntelsekunde schneller starten“, antwortete er – schmunzelnd.

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Ein Witz des Bob-Dominators. „Natürlich geht das nicht. Die Konkurrenz hängt uns dicht im Nacken“, ergänzte er. Johannes Lochner zum Beispiel. Doch der sagte zum Abschied im Hochsauerland für den Moment resignierend: „Wenn ich wüsste, was er anders macht, würde ich es auch so machen.“