Winterberg. Viertes Saisonrennen, dritter Sieg: Laura Nolte (Winterberg) fährt Bob in ihrer eigenen (Erfolgs-)Spur. Was ihr den Heimsieg besonders versüßte.
Für einen kurzen Moment drohte die gute Laune im Pulk der Zuschauer mit den rosafarbenen Mützen abhanden zu kommen. Leichter Nieselregen sorgte nicht nur für nasse Jacken, sondern, und das bedrückte wesentlich mehr, verlangsamte auch den Eiskanal in der Veltins-EisArena. Der eingeplante Sieg „ihrer“ Laura Nolte schien plötzlich gefährdet. Der Vorsprung der nahezu perfekt in die Saison gestarteten Bobpilotin des BSC Winterberg schrumpfte im zweiten Lauf des Weltcups in Winterberg – und trotzdem spielten sich wenig später in der Zielarena lange nicht erlebte Szenen ab.
Nolte siegt vor Jamanka und Kalicki
Denn Laura Nolte rettete ihren Vorsprung. Gemeinsam mit Anschieberin Deborah Levi gewann die 23-Jährige ihren Heim-Weltcup mit sieben Hundertstelsekunden Vorsprung auf Mariama Jamanka und deren Anschieberin Alexandra Burghardt. Dank einer Angriffsfahrt im zweiten Lauf schob sich Kim Kalicki mit Anschieberin Leonie Fiebig vom BSC Winterberg noch auf den dritten Platz vor (+0.39 Sekunden) und komplettierte das deutsche Podium.
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Doch alles überstrahlte einmal mehr Laura Nolte. In der vergangenen Saison entschied sie den Heim-Weltcup ebenfalls für sich. Weil der parallel als Europameisterschaft gewertet wurde, gewann sie ausgerechnet in Winterberg ihren ersten internationalen Titel fern des Juniorenbereichs. Das Ziel in diesem Winter ist aber ein viel größeres.
Noltes Raketen-Starts
„Der Plan ist, dass Deborah und ich gemeinsam bei den Olympischen Winterspielen starten“, erklärte die aus Unna stammende Pilotin auch nach dem Sieg in Winterberg. Scheitern kann dieser Plan nur noch durch eine Verletzung. Nach nun drei Siegen sowie einem zweiten Platz in den bisherigen vier Saisonrennen ist Nolte aktuell das Nonplusultra im Zweierbob der Damen. Die von Chef-Bundestrainer René Spies früh ausgesprochene Vornominierung für die Olympischen Winterspiele in Peking (4. bis 20. Februar 2022) bestätigte sie mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und gilt unter Experten längst als heiße Medaillenkandidatin.
Die Leichtigkeit ist allerdings das Ergebnis harter Arbeit. Zum Beispiel am Start. Mit 5,48 Sekunden und 5,49 Sekunden brannten Nolte/Levi dort eine Zeit ins Winterberger Eis, bei welcher lediglich die als Raketen-Starterin bekannte Elana Meyers Taylor (USA) samt Anschieberin Kaysha Love mit je 5,49 Sekunden mithalten konnte.
Warum Laura Noltes Vorsprung nach der Halbzeitführung im zweiten Lauf dennoch schrumpfte?
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„Ich wusste, dass es knapp werden würde“, antwortete die Pilotin: „Mariama und Alexandra sind im zweiten Lauf noch mal besser gestartet, die Bahn hat durch den Regen nachgelassen und ich hatte nach der Kurve vier einen kleinen Schlenker drin.“ Umso glücklicher sei sie gewesen, „dass es noch gereicht hat“.
Vierte im Monobob
Im Monobob am Vortag verpasste Nolte zum ersten Mal in dieser Saison als Viertplatzierte beim Sieg von Elana Meyers Taylor das Siegertreppchen. „Natürlich hat mich das geärgert, aber ich wusste ja, woran es lag“, sagte sie. Der Abriss beim Start bereitet ihr Probleme. „Im Zweier starte ich als Pilotin von der Seite am Pilotenbügel. Im Monobob muss ich hinten starten und muss besser werden“, erklärte sie.
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Dieser Ärger war bereits vor dem Start im Zweier verraucht. Zumal ihre Fans, an den rosafarbenen Mützen leicht zu erkennen, zum ersten Mal seit etwa eineinhalb Jahren wieder bei einem Weltcuprennen sein durften. „Das war mega! Zuletzt haben uns Trainer und Anschieberinnen am Start angefeuert, aber das ist halt doch leise. Heute war es am Start echt laut“, sagte Nolte. Nach dem Sieg feierten ihre Fans sie natürlich. Abklatschen, die eine oder andere kurze Umarmung – „Das war so cool“, sagte die Pilotin.