Winterberg. Es war knapp, sehr knapp. Doch auch in Winterberg gewann Francesco Friedrich das Viererbobrennen. Am Sonntag kann er ein Jubiläum feiern.

Für Johannes Lochner, diesen bayrischen Pfundskerl vom Königssee, ist der Bob-Weltcup in Winterberg ein Genuss. Weil mit Christopher Weber einer seiner Anschieber aus Dortmund stammt und für den BSC Winterberg startet. Webers Fans verwandelten die Tribüne im Ziel der Veltins-EisArena bereits mehrfach in eine Art Südtribüne light. „Wir haben Bock auf das Wochenende“, sagte Lochner. In Winterberg sollte der Dauerangriff auf den Bob-Dominator Francesco Friedrich endlich von Erfolg gekrönt sein. Einer machte ihm jedoch schon im ersten von zwei Viererbob-Rennen des Wochenendes einen Strich durch die Rechnung.

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Der Name des Spielverderbers: Francesco Friedrich, Bobpilot des BSC Sachsen Oberbärenburg.

Friedrich zur Halbzeit Dritter

„Perfektion wird man nie erreichen“, sagte Friedrich vor den Rennen im Hochsauerland auf die Frage, wie nah er, der seit knapp einem Jahr ungeschlagen ist, in den jeweiligen Läufen an Perfektion heran käme. „Es gibt immer Kleinigkeiten, die nicht passen“, erklärte der 31-Jährige. Und so war es auch in Winterberg. „Nur“ auf dem dritten Platz lag Friedrich mit seinem Team nach dem ersten Lauf, hinter seinen Teamkollegen Lochner und Christoph Hafer – jeweils ein Wimpernschlag von einer Hundertstelsekunde trennte das deutsche Trio.

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„Die Bahn steht für uns relativ kompliziert. Wir waren vor der Saison hier, da war wenig Eis in der Bahn und der Schlitten fuhr quasi von alleine. Jetzt muss man viel arbeiten und das macht es für uns schwerer als für die anderen“, erklärte Friedrich. „Aber wir wissen, worauf es ankommt, haben Gas gegeben und wollten den Sieg unbedingt“, ergänzte er.

Friedrich schlägt zurück

Im zweiten Lauf schlug das Imperium Friedrich deshalb zurück. Eine verbesserte Startzeit, ein starker Lauf – und am Ende jubelte Friedrich mit seinen Anschiebern Thorsten Margis, Alexander Schueller und Martin Grothkopp über seinen insgesamt 59. Weltcup-Sieg. Mit nur fünf Hundertstelsekunden Vorsprung verwies das Quartett Johannes Lochner mit seinen Anschiebern Christopher Weber, Christian Rasp und und Florian Bauer auf den zweiten Platz. Rang drei belegte der Kanadier Justin Kripps, der Christoph Hafer noch auf den vierten Platz verdrängte.

Ein Erfolgsquartett: (v.li.) Alexander Schüller, Martin Grothkopp, Thorsten Margis und Pilot Francesco Friedrich vom BSC Oberbärenburg.
Ein Erfolgsquartett: (v.li.) Alexander Schüller, Martin Grothkopp, Thorsten Margis und Pilot Francesco Friedrich vom BSC Oberbärenburg. © dpa | Caroline Seidel

„Wir waren wieder knapp dran“, sagte Johannes Lochner und klang im ersten Moment doch etwas resignierend. Immerhin gelang Friedrich der siebte Sieg im siebten Saisonrennen (Zweier- und Viererbob) – sowie der 21. in Folge. Aus dem knappen Rückstand und der Halbzeitführung schöpft Lochner aber weitere Motivation. „Wir sind auf dem richtigen Weg, werden ihn angreifen und weiter kitzeln“, sagte er mit Blick auf das zweite Rennen des Wochenendes am Sonntag (13.30 Uhr) in Winterberg, „Wenn wir am Start auf Augenhöhe sind, können wir ihn in der Bahn auf jeden Fall besiegen.“

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Allerdings dürfte auch Friedrich höchst motiviert ins Rennen gehen. Nicht nur, weil er seinen 60. Weltcupsieg feiern kann. „Das ist unser Erfolgsrezept“, sagte Friedrich: „Wir geben immer weiter Gas, wir haben immer wieder neue Idee und genug Feuer im Köcher.“ Auf Grund dieses Ehrgeizes ist der Sachse der große Favorit auf die Bob-Goldmedaillen bei den Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar). Im Vorjahr gewann er neben WM-Gold im Zweier und Vierer alle Weltcup-Rennen bis auf eines, damals hatte in Innsbruck wer die Nase vorne? Johannes Lochner.

Friedrich witzelt

Eine Niederlage alleine ficht Friedrich aber nicht an. „Ein Rennen, okay. Aber so lange die Konkurrenz nicht fünf Schritte auf einmal aufholt, wird es für sie schwer, uns vorne abzulösen“, sagte er. Denn sein Team sei auch in puncto Material auf einem derart hohen Niveau, „dass selbst wenn etwas nicht läuft, wir nicht total ins Klo greifen“. Und wenn doch? „Dann müssen wir halt einen Zehntelsekunde schneller starten“, antwortete er – schmunzelnd. Ein Witz des Bob-Dominators. „Natürlich geht das nicht. Die Konkurrenz hängt uns dicht im Nacken“, ergänzte er. Die Bestätigung folgte im ersten Viererbob-Rennen in Winterberg.