Arnsberg. Für Helena Stanek ist Olympia etwas besonderes – auch wenn die Spiele unter seltsamen Bedingungen inmitten einer weltweiten Pandemie stattfinden.
Ihr größter sportlicher Erfolg liegt nun schon neun Jahre zurück, doch ihr Sport hat Helena Stanek bis heute nicht losgelassen. Helena wer? Die Rede ist von Helena Fromm, Gewinnerin der Bronzemedaille im Taekwondo bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Inzwischen ist die gebürtige Oeventroperin mit ihrem Mann, dem ehemaligen Skifahrer Jendrek Stanek und drei Kindern im polnischen Riesengebirge heimisch geworden. Doch das hält Stanek nicht davon ab, für ihren Sport Taekwondo um die Welt zu reisen – so wie im vergangenen Sommer, als sie als Referentin der Deutschen Taekwondo-Union (DTU) zu den Sommerspielen nach Tokio reiste.
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Vor, während und nach den Spielen in Tokio betreute Stanek den einzigen deutschen Taekwondoin, der die harte Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft hatte. Alexander Bachmann aus Stuttgart scheiterte in der japanischen Hauptstadt allerdings überraschend bereits in der ersten Runde.
Spiele unter befremdlichen Bedingungen
Die Sommerspiele fanden unter ganz besonderen Bedingungen statt. „Eigentlich habe ich von Tokio nichts gesehen“, sagt Stanek. Einzig nach einer Taxifahrt zur Eröffnungsfeier habe sie sich einmal etwas freier bewegen dürfen. „Aber auch nur, weil das Taxi nicht näher herankam“, sagt sie.
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Fünf Tage lang blieb die Arnsbergerin in Tokio, vier davon verbrachte sie in der Wettkampfhalle. Als zweimalige Teilnehmerin beim größten Sportereignis der Welt weiß sie, wie großartig die Atmosphäre in diesen Tagen eigentlich ist. „Das war schon sehr traurig. Gerade für so eine Sportart wie Taekwondo. Wir kämpfen oft vor leeren Rängen, aber bei Olympia sind die Hallen voll. Wären die Banden und die Werbung nicht gewesen, hätte man nicht bemerkt, dass das Olympische Spiele sind“, sagt Stanek.
Es fehlt an Nachhaltigkeit beim IOC
Ein Bild, welches sich wohl auch im kommenden Februar so ergeben wird, wenn die Olympischen Winterspiele wieder in Asien stattfinden werden. Wenn sich in ein paar Wochen die besten Wintersportler der Welt in Peking miteinander messen, hat das für Stanek einen faden Beigeschmack. Allerdings nicht wegen der Situation um die Menschenrechte oder dem vermeintlichen Ursprung der Corona-Pandemie. „Ich würde mir wünschen, dass die Spiele wieder einmal an einem Ort stattfinden, wo die Sportstätten auch eine gewisse Nachhaltigkeit garantieren“, sagt sie. Schlechte Beispiele gab es aus ihrer Perspektive genug: Sotschi 2014, Pyeongchang 2018 – oder nun Peking.
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„Immerhin findet das Vogelnest jetzt wieder eine Verwendung“, sagt Helena Stanek. Das Vogelnest genannte Olympiastadion in Peking kennt sie von den Spielen in der chinesischen Hauptstadt 2008 noch zu gut. Im kommenden Februar findet dort die Eröffnungsfeier der Winterspiele statt. „Das ist schon irgendwie bizarr“, findet Stanek. Erst Sommer-, jetzt Winterspiele an ein und demselben Ort. Eine Tatsache, die Stanek ins Grübeln bringt.
DOSB brieft Sportler vor den Spielen
Bezüglich der Corona-Pandemie glaubt sie an noch schärfere Kontrollen als in Tokio - und die waren schon immens. „Ich habe alleine sechs Stunden nach der Ankunft am Flughafen verbracht“, sagt sie. Erst ein Test, dann die Überprüfung und irgendwann die Genehmigung, den Flughafen auf direktem Weg ins Hotel verlassen zu dürfen.
Generell sei die Atmosphäre sehr beklemmend gewesen, entsprechend wurden die deutschen Vertreter im Vorfeld vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gebrieft. Bloß nicht ohne Maske in der Öffentlichkeit blicken lassen, keine Fotos ohne Maske in die sozialen Medien stellen. Die Lage in Tokio war angespannt, und noch drastischer erwartet Stanek das nun im autoritären China. „Die sind schon noch etwas genauer, glaube ich.“ Verfolgen wird sie die Wettkämpfe dennoch, zu groß ist ihre Liebe zum Sport, auch zum Wintersport – egal wo sie lebt.