Sauerland. Eine Frau die Männer trainiert? Das gibt es im HSK noch nicht. Wir haben uns umgehört, was mögliche Gründe für den Männerüberschuss sein könnten.
Die Emanzipation der Frauen hat in den vergangenen Jahren große Schritte gemacht. Ob in der Gesellschaft, der Wirtschaft und Politik, überall partizipieren Frauen deutlich mehr als in der Vergangenheit, in anderen Bereichen aber gilt das allerdings nicht. Beim Fußball beispielsweise ist die Partizipation von Frauen nur begrenzt alltäglich: Während auf professioneller Ebene immer öfter Frauen auch im Männerfußball auftauchen, ist das im Amateurfußball im Hochsauerlandkreis noch nicht der Fall. Frauen, die Männer im HSK trainieren? Fehlanzeige. Lediglich im Kinder-und Jugendbereich gibt es Trainerinnen. Doch warum ist das so?
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Willi Vogel aus Brilon ist gemeinsam mit seinem Sohn Stephan für die Ausbildung zum C-Lizenzinhaber zuständig. Frauen oder Mädchen sind nur sehr selten im Lehrgang dabei. „Das ist kein Regelfall“, sagt Vogel. Im aktuellen Lehrgang ist mit Luisa Häger aus Bestwig nur eine Frau dabei. Vor zwei Jahren waren es die Zwillinge Kristin und Michelle Franz aus Marsberg. Beide haben die Prüfung auch erfolgreich bestanden. „An eine Frau, die später mal eine Herrenmannschaft trainiert hat, kann ich mich aber nicht erinnern“, berichtet Vogel.
Keine Gedanken an ein Herren-Team
Luisa Häger könnte vielleicht die Erste sein. Sie spielt selbst Fußball bei der SG Ostwig/Nuttlar und trainiert zusammen mit Simon Schmoranzer und Nick Ramspott die G-Jugendlichen der JSG Ostwig/Nuttlar/Valmetal. „Ich studiere Lehramt in Paderborn. Da ich mich sowohl rhetorisch als auch sportlich weiter entwickeln möchte, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen“, so Luisa Häger. Gedanken später auch mal eine Herren-Mannschaft zu trainieren, hat sie sich bisher aber nicht gemacht.
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Die Zwillinge Kristin Franz und Michelle Müller aus Marsberg haben bereits C-Lizenz. Sie trainieren die U17-Mädchenmannschaft des SC Borchen, dessen erste Damenmannschaft in der Landesliga spielt. Hier ist Kristin noch aktiv, während Schwester Michelle in der Damen-Reserve des SC Borchen in der Kreisliga spielt. „Wir sind 19 Jahre und haben keine Ambitionen, in naher Zukunft mal eine männliche Mannschaft zu trainieren. Das Training bei der U17-Mächen passt ins Konzept, da wir das Jugendtraining jeweils vor dem Damentraining haben“, erzählt Michelle auch stellvertretend für ihre Schwester Kristin. Doch sind es nur organisatorische Gründe, die gegen ein weibliches Engagement im HSK-Fußball sprechen? Mitnichten, wie Prof. Dr. Katja Sabisch von der Ruhr-Universität Bochum findet. „Fußball ist fest in Männerhand“, sagt die Professorin für Gender Studies.
Wo keine Frauen sind, wünscht man sich welche
Ein Zustand, der allerdings auch strukturell geprägt ist. Beim Fußball-Bezirksligisten BC Eslohe beispielsweise. „Das es beim Fußball noch keine Trainerin gibt, liegt wahrscheinlich daran, dass wir keine Mädchen- und Frauenmannschaft haben. Das kann sich aber jederzeit ändern. Wir würden es begrüßen, wenn sich Frauen auch in der Fußballabteilung aktiv im Trainings- und Spielbetrieb einbringen würden“, sagt Ronald Keggenhoff.
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In die gleiche Kerbe schlägt Jürgen Hillebrand, Präsidiumsmitglied beim Landesligisten SV Brilon: „Wir beim SV Brilon würden uns über viel mehr Frauenpower in unserem Trainer-/Betreuerteam freuen. Mit Anna Lena Piorek haben wir eine fußballbegeisterte Physiotherapeutin im Betreuerstab unseres Landesligateams. Wir beschäftigen uns gerade im Vorstand sehr intensiv mit dem Thema Mädchenfußball. Wir hoffen mit der Gründung einer Mannschaft die Unterrepräsentanz in unserem Verein zu verbessern.“
Es fehlt an Vorbildern
Doch nicht nur das Fehlen von Frauen im Verein erklärt, wieso es keine Frau als Chefin an der Seitenlinie gibt. Beim TuS Medebach gibt es mehr als 70 aktive Frauen und Mädchen. Darunter befinden sich auch mit Natalie und Lea Lefarth sowie Lisa Vieweger und Sofia Schröder vier aktive Spielerinnen die gemeinsam die F-Junioren trainieren. Dazu hat Anna Lea Drilling über Jahre die C-Junioren gecoacht. Aufgrund des Studiums hat sie den Trainerjob aber aufgegeben. „Vor allem fehlt es an Rollenvorbildern: Mehr Frauen in die Vereins- und Verbandsstrukturen, das würde vielleicht etwas verändern“ sagt Katja Sabisch. Doch diese Frauen gibt es, nur eben nicht als Trainerin.
Eine Frau für alle Fälle ist Kati Köster, die im Vorstand des TuS Medebach vertreten ist. Dazu ist sie sportliche Leiterin bei den Damen und Mädchen, trainiert die B-Juniorinnen im Verein und spielt auch noch aktiv in der Damenmannschaft in der Bezirksliga. Trotz allem Engagement trainiert auch sie keine Männer. „Aber was nicht ist kann ja noch werden. Grundsätzlich würden wir da im Vorstand nicht auf Grund des Geschlechtes entscheiden. Jeder hat eine Chance verdient.“