Meschede-Freienohl. Ein Torwart, Ex-Profi, spielt plötzlich im Sturm – und trifft doppelt! Geht nicht? Doch – in der „Fußball-Bundesliga des Sauerlandes“. Die Story.

Er ist unbestritten der beste Torwart der „Fußball-Bundesliga des Sauerlandes“. Das ist wenig verwunderlich, schließlich war Jannik Erlmann von 2018 bis 2020 zwei Spielzeiten bei Regionalligist SV Lippstadt 08 unter Vertrag und absolvierte sieben Pflichtspiele unter anderem in der Regionalliga West, ehe er sich im Sommer des vergangenen Jahres dazu entschloss, zurück zu seinem Heimatverein TuRa Freienohl zu wechseln.

Jannik Erlmann stieg freiwillig vier Ligen bis in die Bezirksliga 4 ab. Für TuRa Freienohl spielte der Keeper nun plötzlich im Sturm – und überzeugte mit einem Doppelpack.

Jannik Erlmann und die ungeahnten Räume

In der Partie bei der SG Serkenrode/Fretter suchten Anhänger von TuRa Freienohl den Namen von Jannik Erlmann auf dem Spielberichtsbogen vergebens – zumindest auf der Position des Torwarts. Zwischen den Pfosten stand nämlich Dirk Potofski (41), und Erlmann ordnete sich als Feldspieler auf der „Zehn“ ein. Im Laufe der Partie sei er aber auch als Mittelstürmer oder mal auf der „Acht“ aufgetaucht und das gar nicht immer bewusst, sagt Jannik Erlmann. Er muss lachen. „Ich mache komische Laufwege, weil ich in Räume gehe, mit denen ich mich bisher nie auseinandergesetzt habe“, erklärt der 28-Jährige.

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Dass der 1,87 Meter große und topfitte Bezirksligaspieler aber nicht nur viel vom Fausten und der Ballabwehr versteht, zeigte er eindrucksvoll in der Partie bei der SG Serkenrode/Fretter. Erlmann, aufgelaufen mit der Rückennummer drei („Die war noch frei“), traf mit einer schönen Einzelaktion zum 1:0 und legte rasch mit etwas Dusel im Fünfmeterraum das 2:0 nach. „Danach habe ich in viele Gesichter geschaut, die total ungläubig geguckt haben“, erzählt Jannik Erlmann schmunzelnd. Mit Dirk Potofski verfüge TuRa Freienohl aber über einen Ersatzmann im Tor, „der viel zu gut für eine Nummer zwei ist“, sagt Torhüterkollege Erlmann anerkennend. „Es ist abgesprochen, dass ,Potti’ nicht nur im Pokal, sondern auch immer mal wieder in der Liga spielt.“

Eine Story für Fußballromantiker

Die etatmäßige Nummer eins im Kasten von TuRa Freienohl bleibt gleichwohl Jannik Erlmann, auch wenn sein Startelfdebüt als Offensivkraft – beim 2:2-Remis zuvor bei der SG Bödefeld/Henne-Rartal war er in der Schlussphase bereits als Offensiver ins Spiel eingewechselt worden – so gelungen war. „Dass es so gut laufen würde, hätte ich nicht gedacht. Obwohl ich schon auch weiß, dass ich mit dem Ball ganz gut umgehen kann.“

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Nach der Zeit als (Halb-)Profi schätze er genau diese Möglichkeiten, die so nur der Amateurfußball bietet. Der Torwart spielt im Feld – und markiert gleich einen Doppelpack: So sieht wohl die Blaupause der Traumvorstellung eines jeden Fußballromantikers aus. „Genau das ist in der ,Bundesliga des Sauerlandes’ möglich. Bevor ich gar nicht spiele, spiele ich auch schon mal in der ,Zweiten’ in der B-Liga“, sagt Erlmann. Dessen Einsatz im Feld in der Bezirksliga 4 hatte allerdings einen triftigen Grund: TuRa Freienohl klagte vor dem Spiel in Serkenrode über große Personalprobleme. „Die personelle Lage ist besorgniserregend. Daher würde sich in dieser Lage ein Punkt anfühlen wie ein Sieg“, hatte Cheftrainer Freddy Quebbemann vor dem Auswärtsauftritt gesagt.

Sein spielender Co-Trainer Jannik Erlmann setzt darauf, mit TuRa letztlich wieder das obere Tabellendrittel anzuvisieren. Ein weiterer Einsatz als Feldspieler in der „Bundesliga des Sauerlandes“ ist vorerst nicht geplant. Ausgeschlossen – ist dieser aber definitiv auch nicht.