Winterberg. In Winterberg fahren sich Jacqueline Lölling, Alex Gassner und Co. derzeit ein. In wenigen Tagen beginnt eine China-Reise, die Weichen stellt.
Die ersten Fahrten enden oft blutig. Besonders Skeleton-Pilotinnen oder -Piloten müssen leiden, wenn ein Eiskanal frisch vereist ist. Dieses Mal bekommt das in der Veltins-EisArena in Winterberg vor allem Sophia Griebel zu spüren. Einige Male schlägt ihr Schlitten während der ersten Kurvenjagd derart heftig gegen ihren Hals, dass dieser arg gezeichnet ist. Jacqueline Lölling, amtierende Vize-Weltmeisterin der RSG Hochsauerland aus Brachbach im Siegerland, atmet nach dem ersten Mal allerdings nicht nur auf, weil sie ohne erkennbare Blessuren bleibt.
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„Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn es wieder los und nach dem trockenen Sommertraining wieder um die eigentliche Sportart geht“, sagt Lölling und ergänzt schmunzelnd: „Ich glaube, ich habe das Fahren nicht verlernt.“ Dass die Eiszeit der Bob- und Skeletonsportler mit einer Trainings- und Testwoche ausgerechnet auf ihrer Heimbahn im Hochsauerland startet, kommt der 26-Jährigen zudem entgegen. „Ich bin froh, dass wir hier in Winterberg die ersten Fahrten machen, weil ich hier am besten wieder reinkomme“, erklärt sie.
Trainingspartner Alex Gassner vom BSC Winterberg kann bei diesem Thema nur zustimmen. „Wenn du zum Beispiel in Sigulda zum ersten Mal nach dem Sommer wieder fährst...“, erzählt der 31-Jährige, hinter dem dank Hochzeit und Geburt seines Sohnes der beste Sommer seines Lebens liegt – den Rest verrät sein Mienenspiel.
Antikörpertests vorgeschrieben
Winterberg bietet Lölling, Gassner und Co. hingegen auf und neben dem Schlitten Wohlfühlatmosphäre, bevor eine Reise ins Ungewisse, ein Abenteuer mit ernstem Hintergrund beginnt. Dass bereits seit einigen Tagen in der Veltins-EisArena gefahren wird, liegt nämlich daran, dass die Skeleton- und die Bob-Nationalmannschaft in gut einer Woche zum ersten Mal nach China fliegen werden. Dort stehen die ersten Fahrten auf jener Bahn im so genannten Yanqing Sliding Center in Peking an, auf der im Februar 2022 die Wettbewerbe der Olympischen Spiele ausgetragen werden.
Karriereende WM ‘24?
„Dieser Gedanke ist mir durchaus in den Sinn gekommen.“ Das antwortete Alexander Gassner auf die Frage, ob die nach Winterberg vergebene Weltmeisterschaft im Bob- und Skeleton 2024 nicht ein perfektes Karriereende sein könne.
Sowohl der Skeleton-Pilot des BSC Winterberg als auch Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland) freuen sich über die Titelkämpfe im Hochsauerland, doch ihr großes Ziel ist vorerst ein anderes: Olympia 2022.
„Endlich dürfen wir die Bahn mal kennenlernen und dort Material testen“, sagt Jacqueline Lölling, „es werden spannende und aufregende drei Wochen.“ Bevor der Tross jedoch fast den kompletten Oktober in China verbringen kann, sind auf Grund der Corona-Pandemie zig Bedingungen zu erfüllen. „In den vergangenen zwei Wochen haben sich die Ereignisse ein wenig überschlagen“, erklärt René Spies, Cheftrainer der Bobfahrer: „Es gibt eine Vielzahl von Dingen, die man erledigen muss, um überhaupt nach Peking fliegen zu dürfen. Impfzertifikate müssen hochgeladen werden. Dazu kommen jetzt noch zahlreiche Tests. Antikörpertests, PCR-Tests im Vorfeld des Fluges – es waren jetzt alle ganz gut beansprucht.“
In Peking um das Weltcupticket
Für Lölling, Gassner und auch Hannah Neise vom BSC Winterberg geht es in Peking aber um mehr als ums Kennenlernen der Bahn. Denn in China stehen auch interne Ausscheidungsrennen um jeweils noch zwei offene Startplätze im Weltcupteam bei den Damen und Herren an. Gesetzt sind durch das Trainerteam um Chefcoach Christian Baude bislang nur die amtierenden Weltmeister Tina Hermann und Christopher Grotheer.
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Lölling, die sich vor Jahresfrist zur Überraschung aller nur hauchdünn einen Platz im Weltcupteam sicherte, strahlt in diesem Jahr deutlich mehr Zuversicht aus. „Die Vorbereitung war gut. Wenn ich mein Gefühl in diesem mit dem im vergangenen Jahr vergleiche, ist es ein deutlich anderes. Letztes Jahr gab es ein paar Probleme, die auch mit der Gewichtsregelung zusammenhingen, aber diesmal bin ich sehr optimistisch“, sagt die Brachbacherin. Heiner Preute, ihr Heimtrainer, kann das bestätigen: „Jacka hat sehr gut gearbeitet und sich starttechnisch verbessert“, sagt er – und atmet nach den Eindrücken der ersten Fahrten ebenso auf.