Winterberg. Der Besuch des BVB-Traditionsteams begeistert 800 Zuschauer in Winterberg. Wer aufläuft, welche Legenden zuschauen – und wieso Tränen fließen.
Schwarz-Gelb zu Gast bei Blau-Weiß: Ein Hauch von Revierderby wehte über die Sportanlage des VfR Winterberg am Postteich – doch die angereiste Traditionsmannschaft des Fußball-Erstligisten Borussia Dortmund traf dort nicht auf Erzrivale Schalke 04, sondern auf eine Auswahlmannschaft des VfR, der mit diesem Top-Spiel gebührend seinen 100. Geburtstag feierte. Neben BVB-Legende Wolfgang Paul aus Olsberg-Bigge weilte mit dem Erlinghausener Hans-Joachim „Aki“ Watzke ein weiterer prominenter Sauerländer in seiner Heimat – und zeigte sich hocherfreut.
Vor 800 Zuschauern forderte eine VfR-Auswahlmannschaft die Traditionsmannschaft des BVB heraus. Ein schillernder Fußballverein, der mit einem Team, bestehend aus ehemaligen Fußballprofis, zum Gastspiel in Winterberg erschien, um auf sportliche Art und Weise zum runden Geburtstag des VfR zu gratulieren – das bewegte die große VfR-Fußballfamilie.
Sichtlich gerührt zeigte sich insbesondere Peter Bozek, Vorsitzender des VfR Winterberg. Die zahlreichen von ihm am Sportplatz entgegengenommen Glückwünsche vieler Gratulanten wie der heimischen Vereine oder anderen Gönnern und Freunden, sorgten beinahe dafür, dass der Chef des VfR die im Fokus stehende Jubiläumspartie verpasst hätte. „Ich war den Tränen nahe. Die vielen warmen Worte haben mich berührt“, sagte Bozek nachher.
Top-Spiel in Winterberg bietet echte Fußballatmosphäre
Rund um den Vorsitzenden trug sich ebenso Emotionales und sogleich Historisches zu. Denn mit so vielen erschienenen Sympathisanten aus näherer und ferner Umgebung ist die altbekannte Fußballstätte am Postteich wohl noch nie zuvor gefüllt gewesen. Und in die Annalen des VfR Winterberg wird ebenso das nun initiierte Fußballspiel eingehen.
Dass die VfR-Auswahlmannschaft am Ende mit einer 2:5 (1:4)-Niederlage das Nachsehen gegen das routinierte BVB-Kollektiv von Teamchef und Ex-Profi Günter Kutowski hatte, geriet natürlich zu einer Randnotiz. Auf Tuchfühlung mit bekannten Ex-Profis wie David Odonkor, Antonio da Silva, Francis Bugri oder Giovanni Federico gegangen zu sein, ließ das Resultat in den Schatten rücken und dafür die Herzen der Spieler höherschlagen. „Diese Partie bleibt für mich unvergessen. Ich habe jede der 80 Spielminuten in vollen Zügen genossen“, behielt Guido Raeggel, Auswahlspieler und Mitorganisator des dreitägigen Jubiläums-Fußballfestes aus Winterberg, das Aufeinandertreffen gegen die BVB-Traditionself in Erinnerung.
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Bleibende Erinnerungen haben indes auch die vielen kleinen und großen BVB-Fans buchstäblich mit nach Hause nehmen können. Die Jagd nach Autogrammen der BVB-Akteure in der Halbzeitpause und nach dem Spielschluss umrahmte das gelungene Ereignis. Auf Fan-Trikots, BVB-Caps sowie auf die Eintrittskarten verewigten sich die schwarz-gelben Protagonisten mit ihrer entsprechenden Signatur.
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In den Kreis der begehrtesten Autogrammgeber reihte sich ein ganz besonderer prominenter Geburtstags-Gratulant ein: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Der spontane Vorort-Besuch des Geschäftsführers von Borussia Dortmund – Watzke stammt selbst aus Marsberg-Erlinghausen und ist unter anderem als Vorsitzender von RW Erlinghausen fest im Hochsauerlandkreis verwurzelt – sorgte bei den Funktionären des VfR und bei den Besuchern für Begeisterung.
Autogramme und jede Menge Fotos
Und der Boss der Borussia zeigte sich während seines Aufenthalts locker und volksnah. Nicht nur Autogramm- und Fotowünsche am Spielfeldrand erfüllte Watzke, sondern führte auch den einen oder anderen Small Talk. Und „Aki“ Watzke, der selbst nach wie vor im Kader des BVB-Traditionsteams steht, geriet darüber ins Schwärmen, dass der VfR Winterberg seinen 100. Geburtstag feierte. „100 Jahre – das ist schon mal was. Ich habe es ja oft genug erlebt hier am Postteich. Ich habe früher selbst hier gespielt, da war es aber noch ein Aschenplatz. In den Jahren danach war ich immer mal wieder hier. Der VfR Winterberg war für mich immer eine Institution“, sagte der Top-Manager aus der 1. Fußball-Bundesliga im Gespräch mit dieser Zeitung.
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Auch die in Olsberg-Bigge beheimatete BVB-Legende Wolfgang Paul, der zwischen 1961 und 1971 bei Borussia Dortmund gespielt und mit der damals legendären Mannschaft im Jahr 1966 den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hatte, war beim Ehrentag des VfR Winterberg vor Ort mit dabei. „Für den VfR Winterberg ist dieses Spiel sicherlich ein außergewöhnliches Geschenk. Die fußballbegeisterten Menschen hier im Sauerland lieben solche tollen sportlichen Ereignisse“, sagt der 81-Jährige, der als Vorsitzender des Ältestenrates beim BVB fungiert.
Dass die für Mai dieses Jahres, also im Monat der Gründung des VfR Winterberg, anberaumte Partie nun endlich und bei bestem Spätsommerwetter ausgetragen werden konnte, erfreute die Winterberger Organisatoren um Organisationsleiter Jochen Engemann. „Wir sind froh, dass es geklappt hat. Ein Verein, der seit zehn Jahrzehnten so sehr für den Fußball brennt und mit genauso viel Herzblut ehrenamtlich aktiv ist, muss einen würdigen Rahmen erhalten“, so der frühere Vorsitzende des VfR. „Echte Liebe“, der Slogan von Borussia Dortmund, traf an diesem Nachmittag auf beide Klubs zu – egal, ob Schwarz-Gelb oder Blau-Weiß.