Medebach-Oberschledorn. Der SV Oberschledorn steigt im Sommer 1971 in die „Fußball-Bundesliga des Sauerlandes“ auf. Was die Helden aus Medebach auszeichnet.
Ein eigenes Auto besaß damals keiner der Spieler, umgezogen wurde sich in Tanzsälen, Schulen oder Waschküchen und nach dem Abpfiff ging’s immer zur Imbissbude – egal, wie das Spiel ausgegangen war. Vor 50 Jahren hat der SV Oberschledorn den Aufstieg in die „Fußball-Bundesliga des Sauerlandes“, damals noch die Bezirksklasse, geschafft.
Ein Riesenerfolg war das für den Dorfverein aus Medebach im Sommer 1971: Bereits sechs Jahre zuvor hatte der SV Oberschledorn den Aufstieg erstmals gepackt, war aber drei Jahre später wieder in die Kreisklasse abgerutscht.
Aufstiegshelden aus Medebach erhalten Lob von dieser Zeitung
In der Saison 1970/1971 hatte sich dann eine starke Mannschaft zusammengefunden, die von Spielertrainer Klaus Jäger angeführt wurde. Nach dem Aufstieg berichtete diese Zeitung wie folgt: „Mit einem 2:1-Sieg beim VfR Winterberg hat sich die Fußballelf des SV Oberschledorn den Kreismeistertitel gesichert. Obwohl noch ein Spieltag aussteht, können der Mannschaft auch die schärfsten Verfolger Beringhausen und Medebach nicht mehr gefährlich werden. Dieser Erfolg, auf den man in Oberschledorn mit Recht stolz ist, ist nicht nur der Tatsache zu verdanken, dass die Elf sich bemühte, auf dem Sportplatz alles zu geben, was in ihr steckt. Sie hatte auch in Spieler-Trainer Klaus Jäger einen Mann, der es verstand, seine Mitspieler gut auf die Begegnungen vorzubereiten, und der ihnen auch auf dem Fußballfeld selbst Beispiel und Rückhalt gab.“
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45:11 Punkte und 67:33 Tore sorgten am Ende für den Erfolg, den in der Offensive vor allem Ernst Althaus, der mit 24 Treffern Torschützenkönig wurde, herausschoss. Unvergessen ist für die Aufstiegsmannschaft der gut organisierte Fahrdienst zu den Spielen: Jeden Sonntag standen vier Autos vor dem Vereinslokal Hellwig, um die Spieler, die keine eigenen Pkw besaßen, zu den Spielstätten zu fahren. Auf der Heimfahrt wurde dann, egal ob nach einem Sieg oder einer Niederlage, an einer Imbissbude Halt gemacht und zugelangt.
Wer sich umziehen will, wird kreativ
Ganz anders als heutzutage waren damals auch die Möglichkeiten, sich vor einer Partie umzuziehen. Weil entsprechende Umkleidekabinen am Platz fehlten, wurde dies alternativ in Schulen, Tanzsälen oder Waschküchen erledigt. Klaus Jäger erinnert sich: „Es war eine Zeit, in der die Kameradschaft noch über dem sportlichen Erfolg stand. Der SV Oberschledorn schaffte es, beides zu vereinen, auch dank des großen Rückhalts der Oberschledorner, die zahlreich zu den Heimspielen strömten.“
Bis heute ist die Aufstiegsmannschaft noch in gutem Kontakt, auch wenn mittlerweile fünf Mitglieder verstorben sind. Der SV Oberschledorn/Grafschaft spielt nach wie vor in der Fußball-Bezirksliga 4 – und wird bei Heimspielen von den Aufstiegshelden von 1971 angefeuert.