Arnsberg. Das EM-Drama um Christian Eriksen hallt nach. Die zentrale Frage im Fußball-Sauerland: Was passiert, wenn ein Amateurkicker zusammenbricht?

Welch’ glückliche Fügung: Etwa zwei Wochen ehe bei der Fußball-Europameisterschaft der Däne Christian Eriksenauf dem Spielfeld kollabierte und nur durch den schnellen Einsatz von Rettungshelfern und Ärzten gerettet werden konnte, hatten sie beim SV Bachum/Bergheim bereits vorgesorgt. Der Fußballverein aus Arnsberg schaffte eigeninitiativ einen Defibrillator an, der nun in einer speziellen klimageschützten Box außen an der Sportanlage des Klubs angebracht ist.

Das Gerät soll im Notfall Leben retten – und dazu soll jeder in der Lage sein.

Erste Hilfe in Arnsberg: Handhabung selbsterklärend

Für das Thema Erste Hilfe sind sie beim SV Bachum/Bergheim sensibilisiert. Das hat der Verein insbesondere Franz Pfeil, Vorsitzender des Klubs, und Ingo Figgen zu verdanken. „Bis die Rettungshelfer auf unserer etwas abseits gelegenen Anlage eintreffen, wollen wir selbst etwas tun“, sagt Franz Pfeil.

Ingo Figgen ist dem SV Bachum/Bergheim freundschaftlich verbunden, seit sein Sohn Maik in der Höllenbergkampfbahn gespielt hat. Vor allem aber hat Figgen die notwendige Expertise: Seit Jahren arbeitet er ehrenamtlich für die Björn-Steiger-Stiftung, die einen wesentlichen Anteil zum Aufbau eines modernen Rettungsdienstes in Deutschland beigetragen hat. Eines der zentralen Projekte der Stiftung ist es, die Anzahl der Laien-Defibrillatoren gegen den Herztod zu vergrößern, um solchen Schicksalen besser vorbeugen zu können.

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Der Vorteil: Jeder kann so ein Gerät benutzen, die Handhabung ist quasi selbsterklärend. „Erste Hilfe kann man nicht falsch leisten, davor muss niemand Angst haben. Falsch ist es nur, wenn man nichts tut. Und so ein Defibrillator führt den Anwender genau dorthin, was er zu tun hat“, erklärt Ingo Figgen, als er das Gerät in der Hand hält. Tatsächlich hat der kleine Kasten eine Sprachsteuerung und wendet sich direkt an den Nutzer. Angebracht ist der Defibrillator außen am Vereinsheim des SV Bachum/Bergheim, nur wenige Schritte vom Kunstrasenplatz der Fußballer entfernt. Im Notfall muss es eben schnell gehen.

Geschützt durch viele Maßnahmen

„So einen Fall wünschen wir uns natürlich nicht“, sagt Vereinschef Franz Pfeil, „aber wir wollten vorbereitet sein. Als wir das Gerät bereits besorgt hatten und dann dieser schlimme Vorfall mit Christian Eriksen bei der EM passiert ist, war ich erschüttert. Man fragt sich dann schon: Was kann man machen, um so etwas zu verhindern? Und denkt im nächsten Moment: Gut, dass wir auf so etwas vorbereitet sind. Das war sicherlich wichtig für uns als gesamten Verein.“

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Der SV Bachum/Bergheim hat seinen Defibrillator eigeninitiativ und nach Beratung mit der Björn-Steiger-Stiftung angeschafft. „So ein Gerät kostet etwa 1500 Euro, kann aber auch bis zu 3000 Euro kosten. Darin sind aber auch schon die entsprechenden Schulungen, die die Stiftung anbietet, enthalten“, erklärt Ingo Figgen. Etwa 50 Trainer, Betreuer und Mitarbeiter im Vorstand des Sportvereins sollen in den kommenden Wochen geschult werden, damit sie – im Fall der Fälle – den Defibrillator rasch nutzen können. „Es ist außerdem gut, dass wir mit Dr. Ulrich Altrup einen Arzt und Notfallmediziner mit bei uns im Vorstand haben. Er hat uns für dieses Thema auch noch mal sensibilisiert“, sagt Franz Pfeil.

Was neben dem „Defi“ ebenso wichtig ist

Mitstreiter Ingo Figgen ist froh, dass der SV Bachum/Bergheim nun einen lebensrettenden Defibrillator besitzt. Allerdings ist es Figgen wichtig, zu betonen, dass allein so ein Gerät nicht entscheidend ist: „Am allerwichtigsten ist, dass bei so einem Notfall der erste Helfer sofort eine Herz-Druck-Massage beginnt. Diese sorgt für eine wesentlich größere Überlebenschance. Der Defibrillator hilft dann natürlich auch sehr weiter.“ Mehr als 800 Schulen seien zuletzt von der Björn-Steiger-Stiftung bereits mit diesen Geräten für Laien ausgestattet worden. „Die Stiftung hilft auch und kann die Defibrillatoren mit subventionieren“, sagt Figgen.

Nach langer Corona-Zwangspause mit ausbleibendem Trainings- und Spielbetrieb sind auch die Fußballer der elf Juniorenmannschaften von der A- bis zur G-Jugend, das Frauenteam, die Alte-Herren-Mannschaft und die zwei Männermannschaften des SV Bachum/Bergheim heiß, wieder gegen den Ball zu treten. Mit dem Training haben die Mannschaften in der Regel bereits wieder beginnen können – da sorgt es für Beruhigung bei Franz Pfeil und Co., das nun auch ein „Defi“ an der Sportanlage für den unwahrscheinlichen Fall eines Herzstillstandes bereit steht. Die Sicherheit gehe vor. „Man muss wirklich betonen“, sagt Ingo Figgen, „dass so etwas jedem passieren kann – vom 15- bis zum 80-Jährigen.“