Winterberg/Schmallenberg. Lenard Kersting (19), der Top-Kombinierer im HSK, genießt nicht mehr den Kaderstatus des Deutschen Skiverbandes (DSV). Das ist seine Reaktion.

„Man arbeitet den ganzen Tag für diesen Sport. Ich war überrascht – und enttäuscht“, gibt Lenard Kersting zu. Der herausragende Nordische Kombinierer im Hochsauerlandkreis ist, wie berichtet, nicht erneut für den Nachwuchskader I des Deutschen Skiverbandes (DSV) berufen worden. Und das hat für den Athleten des SK Winterberg Folgen.

Die Rückstufung in den Landeskader des Westdeutschen und Hessischen Skiverbandes ist für den aus Schmallenberg-Oberkirchen stammenden Kersting nicht wirklich nachvollziehbar. „Ich habe im vergangenen Winter eigentlich gute Ergebnisse erzielt – trotz zweier Stürze und Verletzungen“, sagt er.

Winterberger Kersting: Stürze bremsen die Entwicklung

Tatsächlich gelang es dem 19-Jährigen, seinen monatelangen Ausfall nach einem Sturz beim Skispringen in Oberwiesenthal (Erzgebirge) – Kersting zog sich damals einen Schlüsselbeinbruch zu – vernünftig wegzustecken. Der Sauerländer, der so langsam dem Nimbus „riesiges Talent“ in Richtung Vollprofi entwachsen möchte, feierte nach seinem Comeback Ende des vergangenen Jahres Platz zwei beim Alpencup in Seefeld und gewann einen Kaderwettkampf zur Junioren-WM-Qualifikation.

Zuvor war es für Lenard Kersting in den vergangenen Jahren in seiner noch jungen Laufbahn bereits stetig nach oben gegangen. Der Bewohner des Sportinternats in Winterberg (seit Sommer 2018) wurde in der Nordischen Kombination Anfang 2020 Zehnter bei den Olympischen Jugend-Winterspielen in der Schweiz. Er feierte einen Titel bei den Deutschen Jugendmeisterschaften und wurde Zweiter im Deutschlandpokal. Im Dezember 2020 und im Frühjahr 2019 war er zudem als HSK-Sportler der Jahre 2019 und 2018 geehrt worden.

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Nun folgte jedoch ein knackiger Rückschlag, der Lenard Kersting jedoch nicht nachhaltig zurückwerfen soll. „Jetzt gilt es für uns, ihn zu motivieren und so vorzubereiten, dass er in einem Jahr wieder dabei ist“, sagt beispielsweise Jochen Behle, Sportdirektor des Westdeutschen und des Hessischen Skiverbandes.

Materialbeschaffung wird mühseliger

Gleichwohl hat diese Entscheidung Auswirkungen für Lenard Kersting und seine Familie. „Ohne den Kaderstatus verliere ich vor allem die Einladungen zu sechs, sieben Lehrgängen im Sommer. Außerdem muss ich mich nun selbst einkleiden, mich um Material wie die Skier und Schuhe kümmern, das wurde sonst übernommen. Ich bestelle nun eben wieder beim örtlichen Skifachhändler“, erklärt Kersting, der sich darüber hinaus nun wieder über den Deutschlandpokal für den Alpencup qualifizieren muss.

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„Im Landeskader bin ich jetzt quasi wieder back to the roots“, so Kersting, der aber angreifen will: „Ich möchte über Leistungen in diesem Herbst und Winter in den Perspektivkader des DSV kommen, weil ich dann für den Nachwuchskader zu alt sein werde. Diese Möglichkeit besteht auch, so waren die Rückmeldungen.“ Er hadere mit seiner Rückstufung, „muss mir aber keinen großen Vorwurf machen“.

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Während sich der Großteil des Sauerlandes bei Sommerwetter in die heimischen Freibäder und an die Badeseen im HSK aufmacht, schuftet Lenard Kersting im Sommer fleißig, um ab dem Herbst leistungsfähig zu sein. „Im Moment absolvieren wir viel Kraft- und Ausdauertraining, ich gehe Joggen, fahre Rad, betreibe Gymnastik oder fahre Rollski“, erklärt er.

Erst kommt das Abi – und dann?

Nach seinen Stürzen im Skispringen geht es für den Youngster auch darum, in dieser von vielen Kombinierern eher ungeliebten Disziplin „wieder Selbstvertrauen zu finden“, wie es der hochgewachsene Athlet (1,92 Meter Körpergröße) ausdrückt. Bis zum Mai 2022 möchte der Oberkirchener noch im Sportinternat Winterberg leben und trainieren, dann soll mit dem Erwerb des Abiturs der nächste Schritt getan werden.

Dass er unbedingt als Vollprofi seiner sportlichen Leidenschaft nachgehen möchte, hatte Kersting in der Vergangenheit stets betont. „Nach einem solchen Rückschlag wie jetzt geht es darum, sich schnell wieder zu motivieren. Das gehört eben dazu“, sagt der 19-Jährige.