Arnsberg-Oeventrop. Christina Baganz und Chiara Frigge-Baganz sind Mountainbikerinnen. Bei einem der härtesten Rennen schreiben die Oeventroperinnen nun Geschichte.
Chiara Frigge-Baganz lässt erst gar keine Zweifel daran aufkommen, dass dieses große Abenteuer gelingen wird. „Mama – wir rocken jetzt die Alpen!“, sagt die 18-Jährige zu ihrer Mutter Christina Baganz (53). Die beiden leidenschaftlichen und äußerst ambitionierten Mountainbikerinnen aus Arnsberg-Oeventrop starten als Mutter-Tochter-Gespann bei der legendären Bike-Transalp – es ist eine Premiere. Dieses Rennen stellt nicht irgendeinen Wettbewerb dar: Die Alpenüberquerung ist zweifellos eines der spektakulärsten MTB-Etappenrennen der Welt und ein Highlight für jeden Mountainbiker.
Das weiß Christina Baganz allzu gut, denn die Radsportlerin aus dem Sauerland kann nach bereits vier Starts bei der Bike-Transalp (2012, 2017, 2018 und 2019) ihre Zuneigung zu diesem Rennen nicht leugnen. Etwa 580 Kilometer Gesamtstrecke und etwa 18.900 Höhenmeter warten nun vom 4. bis 10. Juli auf insgesamt sieben Etappen auf das Oeventroper Duo.
Von Nauders im österreichischen Tirol geht es über das italienische Livigno, Bormio, Aprica, Peio, Molveno und Valle del Chiese bis zum Zielort Riva del Garda direkt an den Gardasee. „Wir hoffen darauf, dass die Bike-Transalp auch wirklich stattfinden wird – es sieht aber wohl gut aus“, sagt Christina Baganz.
Oeventroper MTB-Duo: Darum ist Mama Baganz stolz
Dass nun ihre Tochter Chiara mit 18 Jahren selbst mitfahren darf und dies bei ihrer Premiere mit ihrer Mama macht, erfüllt Christina Baganz mit Stolz. „Bei meiner ersten Teilnahme 2012 war auch Chiara mit damals neun Jahren schon als Unterstützung mit dabei. Ich habe ihr damals gesagt, dass ich ihr zum Abitur gern die Teilnahme an der Transalp schenken würde. Chiara hat nun alle Prüfungen hinter sich“, sagt sie. „Ich freue mich riesig auf mein erstes MTB-Etappenrennen und bin gespannt, wie die Beine sich nach dem dritten Tag anfühlen. Ich kann mir kein schöneres Geschenk zum Abitur vorstellen, als mit meiner Mama sieben Tage auf dem Mountainbike durch die Alpen zu cruisen“, ergänzt Tochter Chiara Frigge-Baganz.
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Die sportliche Herausforderung wird vor Ort indes nicht die einzige Herkulesaufgabe für das Team „Burn Baby“ bleiben. Anspruchsvolle Geröllpisten, steile Rampen, harte Trails, Matsch, Kälte, Gewitter, Regen, Schnee, aber auch Sonne und Hitze prüfen die Hobbyfahrer und Profis. Zwar nage an ihr „der Zahn der Zeit“, sagt Christina Baganz, „aber ich habe versucht, fit zu bleiben, damit wir beiden ungefähr auf einem Level sind“.
Basis dafür war ein intensives Training in der Vorbereitung auf das Jahreshighlight, das insbesondere im heimischen Arnsberger Wald stattfand. Seit dem vergangenen Oktober bereiten sich die Oeventroperinnen ausführlich vor – so früh wie noch nie vor einem Start Baganz’ bei der Transalp. Vor Ort mit dabei sind erneut die Familien und Freunde. Geplant ist, „dass wir am Ende noch zwei, drei Tage am Gardasee bleiben, mit Pasta, Pizza und Eis“, sagt Baganz und lacht.
Wandernd bis nach Bozen
Der Nachhauseweg wird danach indes nicht sofort mit dem eigenen Wohnwagen, der bei der Transalp im Einsatz ist, angetreten. Viel mehr wollen Christina Baganz und Tochter Chiara nach sieben Tage auf dem MTB gleich die nächste sportliche Herausforderung wagen: Das Duo wandert dann über den Dolomiten-Höhenweg Nummer zehn vom Gardasee bis nach Bozen – das sind noch mal knackige etwa 200 Kilometer Strecke, für die offiziell 18 Tage veranschlagt werden. „Wir wollen es aber ganz gern in zehn Tagen schaffen“, sagt Christina Baganz und schmunzelt.
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Der sportliche Ehrgeiz – kommt bei den „Burn Babys“ nun mal nicht zu kurz. Natürlich soll zunächst der Start bei der Bike-Transalp erst mal „viel Spaß machen. Wir wollen gesund in Riva del Garda ankommen“, betont Christina Baganz. Doch die Mountainbikerin, die im Sommer 2019 bei ihrem bislang letzten Start im Team mit Nelia Fuchs überraschend stark auftrumpfte und am Ende Zweite der Frauen in der Gesamtwertung wurde (O-Ton Baganz damals: „Für uns ist damit ein Traum wahr geworden. Ich hätte das niemals für möglich gehalten“), schielt erneut ebenso auf eine möglichst gute Platzierung. „Das kommt immer sehr darauf an, ob nun viele Profis mit dabei sind. Sollte das so sein, haben wir eigentlich kaum eine Chance“, erklärt Christina Baganz.
Übrigens: Auch für den derzeit offenbar unwahrscheinlichen Fall, dass die Bike-Transalp doch noch abgesagt werden sollte, kennt das MTB-Duo aus dem Sauerland eine kreative Lösung. Notfalls will das Mutter-Tochter-Gespann dann die Strecken eben ohne den Wettkampfcharakter absolvieren. Christina Baganz: „Das machen wir dann einfach für uns.“