Medebach. Als Meisterschaftskandidat gestartet, dann böse abgestürzt: Fußball-A-Kreisligist TuS Medebach will viel wiedergutmachen. Wie das gelingen soll.

Mitunter decken sich der eigene Anspruch und die vermeintliche Qualität mit den dann folgenden Leistungen im Amateurfußball nicht. Was Tim Köster, Trainer des Fußball-A-Kreisligisten TuS Medebach, im vergangenen August vor dem Start in die neue Saison 2020/2021 hinsichtlich der Saisonziele seines Teams verkündete, strotzte voller Selbstbewusstsein.

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„Wir wollen in dieser Saison endlich mal wieder den großen Coup landen und in der Vereinsgeschichte den achten Bezirksligaaufstieg schaffen“, sagte Köster, „dafür müssen wir in der A-Liga Ost zunächst Erster werden. Das ist unser Ziel.“ Für den TuS Medebach kam es letztlich aber ganz anders.

TuS Medebach in den vergangenen Jahren: 89 Treffer pro Saison

Zwar wurde die Spielzeit 2020/2021 letztlich bekanntlich annulliert und damit nicht gewertet, doch zeigten die Hansestädter in den bis dahin ausgetragenen Spielen eine ganz schwache Vorstellung. Der TuS Medebach holte aus acht Partien nur zwei Siege und ein Remis, verlor fünf Mal und rangierte zum Zeitpunkt der Annullierung mit 9:17 Toren und sieben Pünktchen auf Tabellenplatz zwölf. „Wir sind alle euphorisch in die neue Saison gegangen. Letztendlich sind wir aber nach einem schwachen Start in eine Art Schockstarre gefallen. Wir haben nie zu unserem Spiel gefunden und durch die ersten negativen Ergebnissen fehlte auch das Selbstvertrauen“, analysiert Köster.

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Vor allem aber lahmte die Offensive, die in den vergangenen Jahren noch das Prunkstück des TuS Medebach war. Nach dem siebten Abstieg aus der Bezirksliga im Jahre 2014 wurden in den nachfolgenden fünf A-Liga-Spielzeiten insgesamt 445 Tore erzielt. Das sind im Durchschnitt 89 Treffer pro Saison. In der abgebrochenen Corona-Saison 2019/2020 wurde immerhin noch in 18 Spielen 54 Mal das gegnerische Gehäuse getroffen – genau drei Tore pro Spiel im Schnitt.

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Dagegen reichte es In der Saison 2020/2021 in acht Spielen nur zu neun Treffern. „Wir mussten uns nach dem Fehlstart praktisch quälen, ehe wir den Ball im Tor hatten. Gegenüber den Vorjahren war das eine völlig ungewohnte Situation für uns. Von daher waren wir alle froh, dass die Saison annulliert worden ist“, sagt der 28-jährige Köster, selbst Fan von Borussia Dortmund – einer Tormaschine der 1. Fußball-Bundesliga.

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Vor allem die Medebacher Torflaute in der zuletzt abgebrochenen Serie wirft Zweifel auf, da mit Fabian Müller und Jonas Köster, der in der Saison 2017/2018 mit 32 Toren auch Torschützenkönig wurde, zwei Knipser in den Reihen des TuS stehen. Fabian Müller erzielte in der Saison 2018/2019 immerhin 22 Tore.

„Bomber“ der Kreisliga C im HSK

Außerdem gibt es im Verein noch einen dritten außergewöhnlichen Torjäger: Marvin Enterlein, der allerdings nur in der dritten Mannschaft des TuS auf Torejagd geht. Der Schalke-Fan eifert seinem Vorbild Cristiano Ronaldo nach und ist ein Torjäger allererster Güte. In der Saison 2019/2020 traf „Ente“ in 16 Spielen unfassbare 51 Mal (!) – und auch in der jüngst annullierten Spielzeit hatte er in acht Partien bereits 22 Tore erzielt. In der Saison 2018/2019 waren es in 16 Begegnungen 25 Treffer. „Marvin wäre sicherlich eine erstklassige Verstärkung für uns. Wir haben es aber schon des Öfteren versucht, ihn für die erste Mannschaft zu begeistern. Er hat aber keine Ambitionen, oben zu spielen. Er möchte mit seinen Freunden in der dritten Mannschaft weiterspielen. Das müssen wir akzeptieren“, erklärt Tim Köster.

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Trotz der nicht guten Platzierung zuletzt hält der Verein an seinem Trainer fest. Tim Köster geht bereits in sein fünftes Jahr als Coach und führte die Mannschaft zuvor zweimal auf Platz vier und einmal zur Vizemeisterschaft. Unterstützung erhält der 28-Jährige von Vitalis Paul und Markus Köster sowie Torwarttrainer Florian Niggemeier. „Tim ist ein Medebacher Junge und hat zuvor gute Arbeit abgeliefert. Da kann man nicht sofort, wenn es mal nicht läuft, den Trainer rauswerfen. Wir sind von Tim überzeugt und denken, dass er die Mannschaft wieder in die richtige Spur bringt, wenn es dann mal weitergeht“, betont Christian Hast, Sportlicher Leiter des TuS Medebach.

Tim Köster hofft, dass es bald losgeht: „Ich bin gespannt, wer nach so einer langen Pause beim ersten Training über den Ball stolpert. Die Spieler müssen sich erst wieder an die Kugel gewöhnen. In den vergangenen sieben Monaten haben sie nur die Wälder unsicher gemacht.“