Waregem/Arnsberg-Voßwinkel. Nach dreieinhalb Jahren in der belgischen 1. Liga wird Fußballprofi Eike Bansen seinen Vertrag in Waregem nicht verlängern. Alle Hintergründe.
Es war ein auf den ersten Blick recht trostloses Ende mehr als drei lehrreicher Jahre: Fußballprofi Eike Bansen aus Arnsberg-Voßwinkel stand auch im letzten Saisonspiel seines Klubs, des belgischen Erstligisten SV Zulte Waregem, nicht im Spieltagskader. Durch die deftige 2:7-Heimklatsche gegen KAA Gent verpasste der Fusionsverein aus Westflandern am 34. und letzten Spieltag das Ziel, in die Playoffs für die besten acht von 18 Teams der Eersten Klasse A einzuziehen.
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Nur sechs Mal durfte Eike Bansen sein Können als Torhüter in der 1. Liga in Belgien in dieser Saison für den SV Zulte Waregem nachweisen – aus seiner Sicht viel zu selten. Wie der Sauerländer im Gespräch mit dieser Zeitung verrät, wird er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Der 23-Jährige sucht eine neue Herausforderung.
Eike Bansen und der mutige Schritt
Es war ein mutiger Schritt, den Eike Bansen Mitte Januar 2018 gegangen war. Auch – ein durchaus ungewöhnlicher für einen jungen Torwart aus Deutschland. Der Voßwinkeler wechselte damals aus der Regionalliga West von Borussia Dortmund II zum belgischen Erstligisten SV Zulte Waregem. Ein neues Land, eine neue Kultur, neue Sprachen, Mitspieler aus vielen verschiedenen Nationen: Es war viel, was auf Jungprofi Bansen einprasselte. Der damals 19-Jährige unterschrieb beim SV einen Dreieinhalbjahreskontrakt, der am 30. Juni dieses Jahres ausläuft.
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Bansen wurde aufgebaut, trainierte mit der ersten Mannschaft und spielte zunächst in der „Zweiten“. Am 2. April 2019 feierte der 1,94 Meter große Schlussmann beim 3:3 im Auswärtsspiel der Play-off-Runde zur Europa League bei Cercle Brügge sein Debüt als Profi.
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Zum Start der jüngst beendeten Saison 2020/2021 hatte sich Eike Bansen im internen Dreikampf erneut gegen seine belgischen Torwartkollegen, Routinier und Vereinslegende Sammy Bossut (35) und Eigengewächs Louis Bostyn (27), durchgesetzt. Bansen bestritt sechs Ligaspiele in Serie, ehe ihn Coach Francky Dury nach einer 0:6-Niederlage gegen den Club Brügge aus dem Tor nahm. Das war im September 2020 – vor gut sieben Monaten. Louis Bostyn, der wie Coach Dury aus dem nahen Roeselare stammt, bestritt seitdem alle weiteren 28 Ligaspiele, Bansen kein weiteres mehr.
„Natürlich habe ich mir nach dem guten Start mehr von der aktuellen Spielzeit versprochen. Im Profifußball wie auch im Leben generell macht es allerdings selten Sinn, zu oft zurückzuschauen. Spätestens, nachdem wir dem Verein mitgeteilt haben, dass eine Vertragsverlängerung zum damaligen Zeitpunkt keine Option darstellte, musste man zumindest damit rechnen, dass die Dinge auch einen anderen Lauf nehmen können“, sagt Eike Bansen im Gespräch mit dieser Zeitung. Bansen deutet damit an, dass es mitunter auch vereinspolitische Interessen gebe, warum Spieler keine weiteren Einsätze mehr bekommen.
Schwierige Perspektive
In den Ende Juni dann dreieinhalb Jahren in Belgien hat Bansen 19 Pflichtspiele für den SV Zulte Waregem absolviert. Würde er nun, aus dem Rückspiegel betrachtet, das Wagnis Ausland als Jungprofi erneut eingehen? „Ja“, sagt Bansen. „Das war eine Riesenerfahrung für mich, aus der ich gerne das Positive mitnehmen möchte. Ich habe mehr als drei Jahre im Ausland gespielt und dadurch auch vielleicht einen Vorteil an Erfahrung gegenüber gleichaltrigen Kollegen. In Waregem habe ich mich hochgearbeitet und durchgesetzt, hätte mir aber mehr Rückendeckung, mehr Vertrauen und somit auch mehr Einsätze gewünscht“, erklärt er. In den vergangenen Monaten sei es nicht leicht gewesen, „die Motivation immer hochzuhalten“. Eike Bansen: „Ich habe aber immer weiter Gas gegeben. Ich bin mir sicher, dass man aus schwierigen Phasen sehr viel mitnehmen kann.“
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Die Perspektive, die Zukunft – ist aktuell für den ambitionierten Torwart, dessen Ziel einmal die 1. Bundesliga in seinem Heimatland ist, ungewiss. Ohnehin ist der Torhütermarkt umkämpft: Die wenigen Plätze in den Kadern der Vereine der 1. bis 3. Liga sind begehrt. „Mein Plan ist es, wieder in Deutschland zu spielen. Mein Berater (Ex-Profi Michael Stuckmann, Inhaber der Spielerberatung TPWE GmbH, Anmerkung der Redaktion) und ich sind gerade auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, erste Gespräche haben bereits stattgefunden“, sagt Eike Bansen, der aber auch den erneuten Gang ins Ausland nicht kategorisch ausschließt.
Bansens Wünsche für die Vereinssuche
Insbesondere in der Coronapandemie, die für viele Vereine finanzielle Bedrängnisse mit sich bringt, ist die Vereinssuche derzeit aber nicht einfach. Eine konkrete Liga habe er nicht zwingend zum Ziel, sagt Eike Bansen: „Ich wünsche mir, dass wir einen Verein finden, der meine Qualitäten wertschätzt und mir das Vertrauen schenkt. Ich denke, dass viele Vereine erst schauen müssen, wie ihre Zukunft aussieht und ob beispielsweise bald wieder Zuschauer zugelassen werden können. Ich bin aber positiv gestimmt. Wir sind jetzt, Ende April, erst am Anfang, schließlich ist das Transferfenster noch bis in den Sommer offen.“
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In Waregem sitzt Bansen mehr oder weniger auf gepackten Koffern. Trainiert werden soll noch bis Ende des Monats, dann folgt ab Mai der Urlaub in der Heimat, bei der Familie, der Freundin und den Kumpels in Voßwinkel. Das Viertelfinale der U21-Europameisterschaft, in dem Deutschland am 31. Mai auf Dänemark trifft, wird Bansen wohl nur im TV verfolgen. Empfehlen kann er sich für eine erneute Einladung jedenfalls nicht mehr. Eike Bansen: „Wenn ich doch einen Anruf bekomme, freue ich mich.“
Die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt ihn: Im Fußball kann alles plötzlich sehr schnell gehen.
Mitgefühl für die Amateursportler
Eike Bansen ist heimatverbunden: Bei seinem Verein, dem TuS Voßwinkel, ist er Mitglied und gerngesehener Gast. Der Profi verfolgt die Entwicklung rund um den TuS umso genauer, da sein bester Kumpel Erik Dünschede und Cousin Tjard Weische in der ersten Herrenmannschaft in der Bezirksliga 4 kicken.
Den aufgrund der Pandemie monatelang ausgebliebenen Trainings- und Spielbetrieb bedauert Eike Bansen: „Ich habe natürlich verfolgt, dass jetzt die Saison komplett annulliert wurde. Das ist gut, aber vor allem für Kinder und Jugendliche sind die langen Pausen schade. Dieser fortschreitende Bewegungsmangel ist extrem schwierig für alle, besonders für die Jüngsten. Hoffentlich wird das in der neuen Saison wieder alles besser“, sagt er.