Meschede/Arnsberg. Heinz Hemmesdorfer hat Sorge, sich mit Covid-19 zu infizieren. Drei Teams der Mescheder Volleyballerinnen müssen nun ohne den Trainer auskommen.
Das Innehalten, das Für-sich-Sein – macht ihm nicht viel aus, sagt Heinz Hemmesdorfer. „Ich bin daran gewöhnt, relativ viel allein zu sein. Das stört mich nicht“, sagt der 67-Jährige. Gleichwohl hat sich der Alltag des pensionierten Pädagogen in den vergangenen Monaten verändert. Ganz bewusst nämlich hat Hemmesdorfer seine große sportliche Passion aufgegeben: den Volleyballsport.
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Der gebürtige Saarländer hörte als Coach beim SSV Meschede auf, obwohl er dort inklusive der Verbandsliga-Frauen – dem Vorzeigeteam der Kreisstadt-Volleyballerinnen – drei Mannschaften trainiert. Der Grund: Der erfahrene Übungsleiter macht sich große Sorgen, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Er hat seine Kontakte radikal eingeschränkt, sich selbst weitgehend isoliert – und erntet damit nicht nur verständnisvolle Reaktionen.
Volleyballcoach des SSV Meschede: Das sind die Gründe für das Aus
Heinz Hemmesdorfer gilt im Sauerland als erfahrener und auch erfolgreicher Trainer im Volleyball. Beim TV Neheim entdeckte er einst Lena Vedder, die mittlerweile bei Erstligist VC Wiesbaden spielt. „Sie war ein großes Talent – das habe ich damals direkt erkannt“, sagt Hemmesdorfer. Und Volleyballprofi Vedder ist ihrem Entdecker dankbar: „Beim TV Neheim wurde bei mir das Feuer für den Volleyballsport entfacht. Von Heinz habe ich mit viel Spaß die Grundlagen des Spiels erlernt, bis ich damals dann den Schritt zum RC Sorpesee gewagt habe“, erzählt die Neheimerin im Gespräch mit dieser Zeitung.
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Trainer Hemmesdorfer spielte selbst unter anderem beim RC Sorpesee Volleyball, vornehmlich im Angriff, trainiert dann unter anderem den TV Neheim und ist nun in seiner dritten Saison für den SSV Meschede tätig. Beim SSV coacht er die erste und zweite Frauenmannschaft sowie, gemeinsam mit Benedikt Sommer, die U18.
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Wobei – „coachte“ wäre der passendere Ausdruck: Im Sommer nämlich verabschiedete sich Hemmesdorfer auf unbestimmte Zeit von „seinen“ Mannschaften. „Ich habe seit Ausbruch der Coronapandemie eine große Sorge vor dem Virus. Schon im ersten Lockdown war ich nicht böse über die Pause. Leider wurde das Problem immer größer, und ich habe die Entwicklung intensiv verfolgt. Ich habe mich dann schweren Herzens dazu entschlossen, so lange mit dem Volleyball aufzuhören, wie ich mich nicht selbst vor einer Infektion schützen kann“, erklärt er.
So reagiert die erste Mannschaft des SSV Meschede
Ihm sei bewusst, dass er sich „sehr zurückgezogen“ habe, sagt Heinz Hemmesdorfer: „Ich treffe mich so gut wie gar nicht mehr in Innenräumen mit Freunden oder Bekannten – und auch nicht mit meiner Familie“, erklärt er. Seine beiden Enkeltöchter, vier und sechs Jahre alt, könnten „gut damit umgehen, dass sie mit ihrem Opa nun eben beispielsweise im Wald unterwegs sind“.
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Aufgrund seiner 67 Lebensjahre zähle er in der Pandemiezeit zur Risikogruppe, und ebenso bereite ihm sein Bluthochdruck Sorgen. „Ich habe keine negativen Reaktionen bekommen. Zumindest verbal hat auch die erste Frauenmannschaft beim SSV im Sommer nach meiner Verabschiedung Verständnis gezeigt“, sagt Hemmesdorfer, der gleichwohl eine Sache bedauert: „Wenn ich selbst nicht aktiv werde, dann kommen momentan keine Infos vom SSV Meschede an mich heran. Ich bin eben raus.“
Evamaria Falke ist eine der erfahrenen Spielerinnen der Verbandsliga-Volleyballerinnen des SSV Meschede. „Als Heinz uns gesagt hat, dass er gar nichts mehr machen will, waren wir geschockt. Auch wenn er grundsätzlich ein vorsichtiger Typ ist: Damit hätten wir nicht gerechnet“, sagt die 25-Jährige.
Falke, die selbst als Erzieherin in einer Kindertagesstätte arbeitet und daher ständig mit dem Thema Coronapandemie umgeben ist, betont, „dass wir Heinz’ Entscheidung aber natürlich akzeptiert haben. Vielleicht wäre es allerdings auch möglich gewesen, sich auf einen Mittelweg zu einigen“.