Meschede. Weil in der Coronapandemie der Spiel- und Trainingsbetrieb untersagt ist, haben die Sportvereine im HSK Probleme, weiß Klubchef Martin Kettler.

Angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen mit dem Coronavirus war sich die Politik bei ihren neuerlichen Beratungen am Mittwoch, 25. November, in diesem Punkt einig: Lockerungen im derzeit laufenden zweiten Lockdown sind nicht möglich.

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Zwar versprach NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) im Vorfeld des Gipfeltreffens, dass bei sinkenden Infektionszahlen in NRW auch im Bereich Jugendsport rasch Einschränkungen zurückgenommen werden sollen, aktuell aber ist der Trainings- und Spielbetrieb für die Sportvereine weiterhin gestoppt.

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Welche vielfältigen Probleme das für Klubs im Sauerland und ihre Mitglieder nach sich zieht, erklärt Martin Kettler (68), Vorsitzender des SSV Meschede , im Interview.

Martin Kettler, haben Sie damit gerechnet, dass der Trainingsbetrieb weiterhin untersagt bleibt?

Martin Kettler: Ja. Die aktuellen Regelungen überraschen mich nicht. Mittlerweile haben sich ja auch die Vertreter der Sportverbände in Sportarten wie Fußball, Handball, Volleyball oder der Leichtathletik auf strengere Regeln geeinigt. Bei uns beim SSV Meschede läuft in Abteilungen wie dem Fußball, Volleyball, Schwimmen oder Handball aktuell nichts, weil es keinen Trainings- und Wettkampfbetrieb gibt.

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Welche Reaktionen auf diese schwere Zeit bekommen Sie von Mitgliedern des SSV mit, Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen?

Ein herausragendes Ereignis war, dass eine engagierte Übungsleiterin aufgrund der aktuellen Ereignisse so frustriert war, dass sie trotz mehrfacher Gespräche mit dem Verein nun die Brocken hingeworfen hat. Corona hat also diese Gruppe aktuell leider beendet – für sie Ersatz zu finden, ist derzeit fast unmöglich. Ich denke, dass alle Mitglieder wissen, dass der Verein nicht der Urheber der Maßnahmen ist. Trotzdem ist es insgesamt einfach eine sehr traurige Angelegenheit.

Sorgt sich in der aktuellen Lage um „seinen“ Sportverein: Martin Kettler, Klubchef des SSV Meschede, der hier mit Emira Tairi (rechts) Gudrun Reimers verabschiedet.
Sorgt sich in der aktuellen Lage um „seinen“ Sportverein: Martin Kettler, Klubchef des SSV Meschede, der hier mit Emira Tairi (rechts) Gudrun Reimers verabschiedet. © Verein

Sie haben lange Zeit als Sozialpädagoge gearbeitet. Wenn Trainingseinheiten, Sportkurse und Spiele nicht stattfinden – was macht das mit den Mitgliedern? Was sind soziale Auswirkungen?

Diese Menschen verzichten nicht auf irgendeine Art Luxus, sondern auf enorm wichtige Tätigkeiten ihres Alltags. Für Kinder fallen wichtige Freizeitbeschäftigungen weg und damit ein Teil ihrer Wochenstruktur. Im Breitensport betrifft das bei uns mehrere hundert Kinder und Jugendliche. Wir bemerken durch Corona zwar nicht unbedingt mehr Vereinsaustritte, doch ich habe die Sorge, dass sich manche Mitglieder langfristig doch vom Sport verabschieden werden. Kinder bauen vermehrt Langeweile auf – und das kann Folgeprobleme nach sich ziehen, wie Verhaltensauffälligkeiten, Missmutigkeit und insgesamt mehr Streitigkeiten innerhalb der Familie.

Auch für ältere Mitglieder kann der notgedrungene Sportentzug Folgen haben, oder?

Wenn eine Seniorin nicht mehr in ihrer Herzsportgruppe aktiv sein kann, droht natürlich eine Vereinsamung, vor allem, wenn das Alleinsein ohnehin ein Problem ist.

Nicht erst seit Corona besagen Studien: Kinder und Jugendliche bewegen sich in Deutschland viel zu wenig. Wird dieses Problem von der Politik aktuell unterschätzt?

Ich habe grundsätzlich Verständnis für die Maßnahmen, auch wenn mir einige widersprüchlich erscheinen. Mir fehlen aber die Hinweise über die schwerwiegenden Nachteile, die zum Beispiel ein fehlender Trainingsbetrieb nach sich zieht.

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TuRa Freienohl sorgt sich vor allem um die Schwimmer

„Die aktuelle Lage gibt uns schwer zu denken.“ Auch Jürgen Schulte, Vorsitzender von TuRa Freienohl , macht sich derzeit Sorgen. Vor allem im Schwimmsport käme es vermehrt zu Austritten, „fast jede Woche kommen neue hinzu. Das ist besonders schade, weil wir viele Jahre zusammen mit dem sehr guten Trägerverein für den Erhalt und Weiterbetrieb des Lehrschwimmbades gekämpft haben“, sagt Schulte.

Für Orte wie Freienohl sei es enorm wichtig, „dass die Sportvereine ihre Gesamtstruktur beibehalten. Unsere Fixkosten laufen auch während dieser Zeit weiter – dann sind Austritte umso mehr ein Problem. Mein Appell lautet: Haltet den Vereinen die Treue. Man sollte vor allem in dieser schwierigen Phase Solidarität zeigen“, betont Jürgen Schulte. Bei TuRa Freienohl sind allein etwa 500 Kinder und Jugendliche sportlich vielfältig aktiv.