Sauerland. Was sagen Funktionäre, Trainer und Spieler aus dem Sauerland zum 0:6-Debakel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft?

Was für ein Debakel. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat am Dienstag im letzten Gruppenspiel der Nations League mit 0:6 gegen Spanien die höchste Niederlage seit 1931 kassiert. Die Sauerlandsport-Redaktion hat nach der historischen Pleite bei Funktionären, Trainern und Spielern aus dem HSK nachgefragt, was jetzt passieren muss. Ist Joachim Löw noch der richtige Trainer? War es ein Fehler, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller auszusortieren? Welchen Stellenwert hat die DFB-Elf eigentlich noch im Sauerland?

Jörg Fischer, Trainer des Landesligisten SV Hüsten 09: „Nach solchen Niederlagen gibt es natürlich sofort eine Trainerdiskussion. Dies erlebe ich im Moment selbst (nur drei Punkte aus den ersten sieben Spielen; Anmerkung der Redaktion). Von daher meine ich, dass man mit Jogi Löw, der viel für den deutschen Fußball getan hat, noch einmal in die Bütt gehen sollte und das Jahr 2020 vernünftig analysiert. Fakt ist, dass es nach dem Gewinn des WM-Titels im Jahr 2014 stetig nach unten gegangen ist. Dazu bedauere ich, dass der Bundestrainer Müller, Hummels und Boateng nach der WM 2018 so abserviert hat. Man sieht, dass es in der Mannschaft an Struktur fehlt. Zudem fehlt ein Leader auf dem Platz.“

Markus Hermes, Trainer des Bezirksligisten SG Bödefeld/Henne-Rartal: „Für mich war das Ergebnis erschreckend. Ein Innenverteidiger wie Mats Hummels hätte es allerdings auch nicht besser geregelt. Die gesamte Mannschaft hat schlecht verteidigt. Außerdem gehören Spieler zum Aufgebot, die im Verein nur auf der Bank sitzen. So etwas darf nicht sein.“

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Freddy Quebbemann, Trainer des Bezirksligisten TuRa Freienohl: „In die Nationalmannschaft gehören die besten Fußballer aus Deutschland. Also auch Hummels, Müller und Boateng. Trotzdem sollte man die Position des Trainers nicht an einem Spiel ausmachen. Es muss aber Änderungen geben.“

Mario Droste, Trainer des Bezirksligisten SuS Langscheid/Enkhausen: „Bis auf Kimmich hatten wir die besten Spieler auf dem Platz, die Deutschland hat. Der Bundestrainer solle vielleicht doch noch einmal überlegen, ob er Boateng, Hummels und Müller nicht zurückholt. Löw hat Glück, dass er beim DFB einen dicken Stein im Brett hat. Er hätte nach der Weltmeisterschaft 2018 zurücktreten sollen.“

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Michael Schütte, Vorsitzender des Fußballkreis HSK: „Man sieht in den Vereinen, dass Spieler wie beispielsweise Müller oder Hummels richtige Typen sind, die brennen und Erfolg haben wollen. Solche Spieler sind, unabhängig vom Alter, gefragt. Die sind allerdings in der aktuellen Nationalmannschaft nicht zu sehen. Joachim Löw ist für mich ein sehr guter Bundestrainer, der immer sachlich ist und sich nie in den Vordergrund schiebt. Er hat allerdings den richtigen Zeitpunkt verpasst, um abzutreten.“

Jürgen Hillebrand, Präsidiumsmitglied des Landesligisten SV Brilon: „Meines Erachtens hat es der DFB versäumt, nach der WM 2014 neue Akzente zu setzen. Es ist schwer nachvollziehbar, dass den Verantwortlichen zum Beispiel die außergewöhnlichen Trainerqualitäten eines Hansi Flick verborgen geblieben sind. Der Gipfel war die voreilige Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Löw vor der völlig verkorksten WM 2018. Ich habe den Eindruck, dass die Nationalmannschaft als Experimentierfeld genutzt wird und das Leistungsprinzip aktuell nicht mehr zählt.“

Lars Rathke, Trainer von A-Liga-West-Tabellenführer SSV Meschede: „Ich kann nicht verstehen, dass der Bundestrainer Hummels, Müller und Boateng nicht mehr nominiert hat. Der Stellenwert der Nationalmannschaft ist für mich nach wie vor sehr hoch. Durch die Corona-Pandemie habe ich aber ein wenig die Lust am Profifußball verloren. Mir fehlt unter anderem die Begeisterung der Zuschauer. Die Spiele in einem leeren Stadion hören sich an, als würde Calle-Wallen gegen Wenholthausen spielen.“

Nils Rogacki, Trainer von A-Liga-Ost-Spitzenreiter SG Dreislar/Hesborn: „Ich schaue mir kaum noch die Spiele an, weil der ganze DFB-Tross den Bezug zum Fan verloren hat. Ich habe den Eindruck, dass Löw und Bierhoff ihre persönlichen Eitelkeiten über den Fokus auf die Spiele und das Team stellen.“

Pascal Raulf, Stürmer des Landesligisten RW Erlinghausen: „Die größte Baustelle ist die Abwehr. Da gilt es bis zur EM im nächsten Jahr Lösungen zu finden. Offensiv ist man meiner Meinung nach sehr gut besetzt. Außerdem hat sich Joachim Löw keinen Gefallen damit getan, Spieler wie Hummels, Boateng und Müller nicht mehr zu nominieren. Es fehlen die Leader auf dem Platz.“

Jürgen Winkel, Trainer des Bezirksligisten BC Eslohe: „Spieler, die im Verein keine Stammspieler sind, dürfen nicht in der Nationalmannschaft spielen. Darunter leidet das Niveau. Vor allem in der Defensive fehlt die Erfahrung, denn dort hat Löw mit Hummels und Boateng die besten Spieler aussortiert. Auch ein Thomas Müller muss wieder zurückkommen. Der ist in der Lage, die jungen Spieler bei den Hörnern zu packen.“

Sebastian Meyer, Trainer des Bezirksligisten SV Oberschledorn/Grafschaft: „Es werden definitiv zu viele Spiele absolviert und meiner Meinung nach zu viele verschiedene Spieler in den Kader berufen.“