Winterberg. Der Bob-Cheftrainer hadert mit der WM-Verlegung nach Altenberg. Davon unbeeindruckt trumpft Anschieberin Deborah Levi (Team Nolte) beim Test auf.

Er müsste jubeln – meint man. Erneut eine Weltmeisterschaft im eigenen Land fahren zu können, müsste René Spies, den Cheftrainer der deutschen Bobfahrer, begeistern. Meint man. Doch, nichts gegen Altenberg, wohin die WM verlegt wurde, aber der Winterberger wäre mit seinem Team lieber zu den Titelkämpfen nach Lake Placid gereist. USA statt Erzgebirge – das wäre Spies aus einem Grund, der rund 500 Tage entfernt liegt, lieber gewesen.

Auch interessant

Am 4. Februar 2022 sollen in Peking die Olympischen Winterspiele eröffnet werden. Dort erneut um die Medaillen mitzufahren und ein ähnlich grandioses Ergebnis zu erreichen wie bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang, das ist das langfristige Ziel, auf welches René Spies mit seinen Athleten hinarbeitet. „Ich wäre deshalb lieber nach Lake Placid zur WM gefahren“, sagt der Winterberger im Gespräch mit dieser Zeitung, „weil das die Bahn ist, auf der wir bislang am schlechtesten ausgesehen haben.“

Spies’ Plan für Olympia

Im ersten Moment klingen Spies’ Äußerungen kurios, im zweiten leuchten sie ein. Er hätte den aktuell von Erfolg zu Erfolg rasenden deutschen Bobfahrern mit Blick auf Olympia gerne vor Augen geführt, dass Podestplätze keine Selbstverständlichkeit sind. Bei der WM verlieren, um bei Olympia zu gewinnen – das war überspitzt formuliert der Plan des Cheftrainers. Er selbst drückt es natürlich anders aus und sagt: „Das wäre ein echter Härtetest gewesen, um vor Olympia aus einer eventuellen Wohlfühloase herauszukommen.“

Auch interessant

Doch statt in Lake Placid werden die WM-Medaillen wie in diesem Jahr in Altenberg vergeben. Gold und Silber im Zweierbob, sogar der komplette Medaillensatz im Viererbob – das war das überragende Ergebnis der Männer. Bei den Frauen siegte die US-Amerikanerin Kaillie Humphries vor der deutschen Pilotin Kim Kalicki. Bronze ging nach Kanada.

Altenberg als Chance

„Die Frauen haben jetzt die Chance, sich zu rehabilitieren“, sagt René Spies dazu. „Sie können gegen Humphries zeigen, dass sie sich weiterentwickelt haben.“ Die Herren – müssen ihre Erfolge bestätigen. Sonst leidet der Wohlfühlfaktor auch nach Altenberg.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Im ersten Zentralen Leistungstest präsentierte sich die Bob-Truppe „insgesamt mit sehr, sehr starken Ergebnissen“, resümiert Spies. Bei den Damen stach Deborah Levi, Anschieberin von Laura Nolte, Pilotin des BSC Winterberg, heraus. Sie landete zum ersten Mal vor Start-Rakete Annika Drazek. Auch Cynthia Kwofie aus Noltes Team überzeugte bei ihre ersten Teilnahme mit Rang vier.

Nolte stolz auf Anschieberinnen

Deshalb haderte Laura Nolte selbst auch nur etwas mit ihrem vierten Rang, in der Wertung der Pilotinnen war Lisa Buckwitz nicht zu schlagen. „Es war okay“, erklärt Nolte: „Ich konnte im Test nicht ganz das abrufen, was ich drauf habe. Eigentlich bin ich athletisch stärker als im vergangenen Jahr – deshalb ist alles im grünen Bereich.“ Spies mahnt dennoch: „Sie muss eine Schüppe drauflegen.“

Bei den Piloten ließ sich Doppelweltmeister Francesco Friedrich als „Dienstältester“ von den jungen Wilden nicht unter Druck setzen und gewann vor den elf Jahre jüngeren Nachwuchspiloten Adam Ammour und Yuri Hanssen (BSC Winterberg).