Winterberg. Steffen Tepel ist Experte für Nordische Kombination beim SK Winterberg – und auch auf dem recht neuen Feld der Neuroathletik. Was das genau ist.

Eine spannende Trainingsform für Leistungssportler hat in Winterberg Einzug gehalten. Steffen Tepel (35), Fachwart für Nordische Kombination beim Skiklub Winterberg und selbst langjähriger deutscher Profi-Kombinierer, praktiziert vom Sauerland aus ein modernes, innovatives und sportspezifisches Neuroathletik-Training.

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Mit seinem erst kürzlich gegründeten Start-Up-Unternehmen „input1st“ stellen er und seine Kollegen das Training von Gehirnfunktionen – zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit – in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Diese Zeitung war jetzt beim ersten Übungskurs in Winterberg dabei.

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Mucksmäuschenstill ist es im Schulungsraum. Die 14 Kursteilnehmer, die sich für die soeben abgehaltene Trainingsübung allesamt aufrecht und in Zweiergruppen in den Raum gestellt haben, sind hochkonzentriert bei der Sache. Ihre Blicke richten sich auf einen kleinen, schmalen Holzstab mit darauf in vertikaler Anordnung eingravierten Buchstaben. Die Übungsteilnehmer halten das Objekt in ihren Händen und haben es mit weit ausgebreiteten Armen auf entsprechende Blickhöhe vor ihre Augen positioniert. Erst mit zugehaltenem rechten, dann mit entsprechend verschlossenem linken Auge betrachten sie den Stab und fixieren den Blick auf einen der Buchstaben.

Neuroathletik: Das visuelle System trainieren

Im Gehirn der Beteiligten ist durch diese mehrminütige Blickstabilisation ein regelrechter Arbeitsprozess in Gang gebracht worden. Denn Kurs- und Übungsleiter Steffen Tepel möchte vor allem das visuelle System der Teilnehmer trainieren. Schließlich ist der Sportwissenschaftler und gebürtige Winterberger (35) – zumindest beruflich gesehen – in der komplexen Welt der anwendbaren Neurologie zu Hause.

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Die neurozentrierte Aktivierung des Gehirns und des Nervensystems als gezielte Trainingsmethode für eine effizientere, effektivere und präzisere Bewegungssteuerung beim Athleten ist sein Steckenpferd. Tepel ist mit vollem Elan dabei. „Konzentriert euch auf die Augenbewegung. Allein schon die geringste Lichtempfindlichkeit kann in eurem System eine Fehlreaktion hervorrufen“, sagt er den Kursteilnehmern.

Die Herren und Frauen lassen sich vom Lichteinfall nicht irritieren, denn ihr Referent und Coach gibt ihnen nicht nur hochinteressante Informationen, sondern gute Demonstrationen anhand konkreter Übungen mit auf den Weg. „Das Gehirn ist die Chefinstanz. Es benötigt klare Daten aus den Rezeptoren als Input. Durch entsprechende Stimulation und Interpretation entsteht dann der jeweilige Output. Dies kann beispielsweise ein verbessertes motorisches Bewegungsergebnis, aber genauso gut Schmerz als Schutzsignal sein“, so Tepel. Schmerzfrei bleiben beim Kurs alle Teilnehmer – sie sind fasziniert.

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Unter das Kollektiv der größtenteils anwesenden Trainer und Physiotherapeuten hat sich auch ein Ex-Profi-Fußballer gemischt: Marcel Ndjeng. Der ehemalige kamerunische Nationalspieler (2008 bis 2011) war sowohl in der 2. als auch in der 1. Fußball-Bundesliga aktiv und spielte unter anderem beim SC Paderborn, Hertha BSC, dem FC Augsburg oder Borussia Mönchengladbach. Vor zwei Jahren beendete Ndjeng seine Karriere.

Wieso Ex-Fußballprofi Ndjeng teilnimmt

Der 38-Jährige und Steffen Tepel sind eng befreundet. Ndjeng wollte unbedingt dabei sein. „Das Thema Neuroathletik interessiert mich schon lange. Als Fußballer habe ich irgendwann angefangen, das körperliche und das hirnfunktionale Training miteinander zu verknüpfen. Ich fand’ es spannend und faszinierend zugleich, wie man auf diese Weise seine Leistungsfähigkeit optimieren kann“, erklärt Ndjeng.

Ohnehin hat Steffen Tepel häufig Kontakt mit Profifußballern oder aufstrebenden Talenten: Nachwuchskräfte des FC Bayern München und von Borussia Dortmund sind seine Kunden. Tepel, der sein Startup mit Malte Hartmann und Dominik Graf betreibt, ist sich sicher: „Das ist mehr als eine Geschäftsidee. Die Neuroathletik wird in Zukunft ein wichtiger Trainingsbegleiter im Spitzensport sein.“