Winterberg. Er hat an zwei Olympischen Winterspielen teilgenommen. Nun denkt der 63-jährige Günther Abel aus Winterberg an den sportlichen Ruhestand.

Den sportlichen Ruhestand möchte er dieses Jahr definitiv einläuten. „Irgendwann muss auch mal Schluss sein“, sagt Günther Abel, der zurzeit noch als Sportstätten-Verantwortlicher und Trainer beim Ski-Klub Winterberg aktiv ist.

Einen Namen in der Sport-Sauerland hat sich der gebürtige Winterberger durch seine beeindruckende Karriere als Nordischer Kombinierer gemacht. In den 1970er und 1980er-Jahren hat Abel nationale sowie internationale Erfolge als Langläufer und Skispringer feiern können und nahm zudem an zwei Olympischen Winterspielen teil.

Deutscher Meister mit der Staffel

Günther Abel hat einen großen Fundus an Farb- und Schwarzweißbildern. Erinnerungen werden bei ihm wach, während er mit seinen Händen durch das ausgelegte Repertoire an Aufnahmen wühlt und sich einzelne Fotos herauspickt. „Das hier ist bei der Ski-Weltmeisterschaft in Lahti 1978“, erinnert sich Abel. Dann greift er beherzt zum nächsten Foto. „Das war bei der Deutschen Meisterschaft in Fischen bei Oberstdorf. Mit der Vereinsstaffel des Ski-Klubs Winterberg sind wir da Deutscher Meister geworden“, sagt er und ergänzt: „Einer meiner schönsten Erfolge.“

Vor allem aber fallen die beiden größten und zugleich eingerahmten Fotos, die ebenfalls auf dem Tisch liegen, sofort ins Auge. Beide Bilder sind stumme Olympia-Zeitzeugen. Hinter der Glasscheibe ist die originale Teilnahme-Urkunde von den Olympischen Winterspielen in Lake Placid aus dem Jahr 1980 zu sehen. „Eine absolute Besonderheit. Aber alle Auszeichnungen habe ich hier bei mir zu Hause nicht an der Wand hängen oder im Regal stehen. Das ist mir nicht so wichtig. Die meisten Erinnerungen trage ich in meinem Herzen“, betont er.

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Mit Rosi Mittermaier in Innsbruck

Positive Gedanken kreisen im Kopf des 63-Jährigen beim Betrachten des zweiten Großformatbildes. „Das war im Jahr 1976 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck. Gemeinsam mit den anderen deutschen Olympioniken marschieren wir mit der deutschen Flagge in das Stadion. Da war unter anderem auch Skirennläuferin Rosi Mittermaier dabei“, erklärt Abel und zeigt mit dem Finger auf einen der abgelichteten Sportler. „Da oben bin ich. Mensch, das war vielleicht ein Gefühl. Gänsehaut pur.“

Dann legt Günther Abel seine Lesebrille ab und schiebt die Fotos zur Seite. Eine chronologische Abfolge seiner Lebens- und Sport-Vita folgt. Im Alter von vier Jahren habe er zum ersten Mal auf Skiern gestanden. Damals sei er immer den Wiesenabhang hinter dem elterlichen Haus heruntergesaust. Außerdem habe er auf einer selbstgebauten Schneeschanze waghalsige Skisprünge einstudiert. „Meine große Begeisterung für den Wintersport führte mich letztlich zum hiesigen Ski-Klub nach Winterberg. Da habe ich dann meine Laufbahn begonnen“, berichtet Abel.

Sein Talent, vor allem im Skisprung, fielen den dortigen Trainern dabei sofort auf. Regionale Veranstaltungserfolge folgten. 1970, im Alter von 14 Jahren, nahm Abel an der ersten Deutschen Schülermeisterschaft im bayerischen Reit im Winkl teil und flog dort buchstäblich zum Titel. Als Deutscher Schülermeister im Skisprung wurde er anschließend vom Deutschen Skiverband (DSV) für die Junioren-Nationalmannschaft nominiert. Dort bestach Günther Abel vor allem als Nordischer Kombinierer. „Ich war ein außergewöhnlich guter Läufer und Springer. Da passte das mit der Kombination ganz gut“, teilt er mit.

1973 trat er die erste große Wintersportreise an, um in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, bei der Junioren-Europameisterschaft an den Start zu gehen. Drei Jahre später folgte der erste große Karriere-Höhepunkt: Die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im österreichischen Innsbruck. Abel belegte den 14. Platz in der Nordischen Kombination. „Das ganze Drumherum war schon spannend. Nach dem Terroranschlag 1972 in München waren alle sensibilisiert. Wir deutschen Wettkämpfer haben in einem Hotel in Seefeld übernachtet. Das Hotel wurde Tag und Nacht von Bundesgrenzschutzbeamten bewacht“, schildert er das Erlebte.

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Studierter und diplomierter Trainer

Auch vier Jahre später ging der viermalige Deutsche Vize-Meister in der Nordischen Kombination bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid (USA) an Start. Im Jahr 1984 beendet Günther Abel seine Karriere – allerdings nur als aktiver Sportler. Als studierter und diplomierter Trainer startete er anschließend als Übungsleiter voll durch, unter anderem war er als DSV-Bundestrainer im Kader der deutschen Nordischen Kombinierer.

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Bis heute ist er noch als Stützpunkttrainer Nordische Kombination am Olympiastützpunkt Winterberg/Willingen tätig. Doch in Kürze wird Günther Abel seine Aufgabenbereiche abgeben. „Die Skier komplett weglegen werde ich nicht. Das macht mir immer noch zu viel Spaß“, sagt Abel. „Und wenn im Verein mal Hilfe gebraucht wird, dann bin ich da. So ganz geht man halt nie.“